Gotteshaus auf Betonsäulen

In der Köngener Peter-und-Paulskirche bilden sich tiefe Risse – Gebäude wird ab dem Frühjahr 2023 saniert

Der Weg für die Sanierung der spätgotischen Peter-und-Paulskirche im Frühjahr ist frei. In dem Mauerwerk der Köngener Kirche aus dem 16. Jahrhundert zeigten sich in den vergangenen Jahren immer mehr Risse, in Gottesdiensten bröckelte sogar der Putz. „Es ist uns wichtig, die spätgotische Pfarrkirche für künftige Generationen zu erhalten“, sagt der Köngener Pfarrer Ronald Scholz. Zwar wurde die Kirche erst 2011 umfassend saniert. Durch die Trockenheit kam es jedoch zu Setzungen im Untergrund. Nach Probegrabungen stimmten die Archäologen des Landesdenkmalamts dem Projekt nun zu.
Mit einem Düsenstrahlverfahren soll nun Beton unter die Fundamente eingespritzt werden. Diese Säulen stabilisieren den Untergrund. „Mit diesem Verfahren gelingt es uns, die Setzung auszugleichen“, sagt der Stuttgarter Architekt Urban Kreuz, der das aufwendige Sanierungsprojekt realisiert. Die vom Landesdenkmalamt geforderten Probegrabungen sind seit Mitte Oktober abgeschlossen. Mittlerweile steht der Zeitplan. „Im Frühjahr würden wir mit den Arbeiten beginnen, die dann voraussichtlich sechs bis acht Wochen dauern“, sagt Ronald Scholz. Ob das in dem sportlichen Zeitrahmen klappt, hänge nicht zuletzt von den Angeboten ab, die die Kirchengemeinde auf die Ausschreibung der Tiefbauarbeiten erhält. Wenn das Gebäude mit unterirdischen Betonsäulen unterfangen ist, können die Risse an den Wänden jedoch noch nicht gleich repariert werden. Diese Arbeiten stehen Anfang 2024 auf dem Plan.
Die Risse in den Wänden werden nach den Worten des Bauingenieurs Andreas Rau immer größer. Der Fachmann betreut das Projekt für die evangelische Kirchengemeinde ehrenamtlich. Nach der Sanierung der Kirche im Jahr 2011 waren nach Raus Worten keine Risse in den Wänden zu sehen. Jetzt klaffen diese nicht nur in der Außenfassade. Gottesdienstbesucher betrachten mit Sorge, dass die Innenwände an einigen Stellen reißen. „Die Risse werden größer“, sagt Rau. Es sei an der Zeit, das statische Problem zu beheben. Durch das Einspritzverfahren wird das Fundament auf lange Sicht gesichert. „Der Kirchturm, der im 18. Jahrhundert gebaut wurde, liegt sehr viel tiefer in der Erde“, sagt Urban Kreuz. Deshalb bildeten sich dort keine Risse.
Dass der Handlungsbedarf groß ist, steht für Pfarrer Scholz außer Zweifel. Die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf 1,2 Millionen Euro. Das bestreitet die Kirchengemeinde unter anderem aus Mitteln der Ehmann-Stiftung, für die sich Altbürgermeister Hans Weil als deren Vorsitzender stark gemacht hatte. Man stelle auch einen Antrag bei der Bürgerstiftung, ergänzt Andreas Rau. Mit Benefizaktionen hat die Gemeinde einen beträchtlichen Eigenanteil beigesteuert.
„Die Peter-und-Paulskirche ist ein wichtiges Gebäude für alle Menschen in Köngen“, sagt die Pfarrerin Ursula Ullmann-Rau. Dort finden Konzerte und Vorträge statt. Dass viele Künstlerinnen und Künstler die Sanierung mit Benefizkonzerten unterstützen, freut die Theologin. Auch für Menschen anderer Konfessionen ist die weithin sichtbare Kirche, die Köngens Wahrzeichen ist, ein Ort der Begegnung. Nicht zuletzt ist das Gebäude ein kunsthistorisches Denkmal. Das wunderschöne Kreuzrippengewölbe über dem Chor hat der Baumeister Stephan Waid im 16. Jahrhundert entworfen. Sein Schwager und Nachfolger Dionysos Beblinger vollendete das Werk.
Anfang des Jahres 2023 geht das Köngener Gotteshaus in die Winterpause. Um Energiekosten zu sparen, zieht die evangelische Gemeinde in den Wintermonaten vom 8. Januar bis 21. März 2023 ins Gustav-Werner-Gemeindehaus um. Dort finden auch die Gottesdienste während der Bauzeit statt.

eli / Foto: Ines Rudel


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