Grausamer Tod in alten Gemäuern

ECHO-KRIMIRÄTSEL: Kommissar Blickle ermittelt in einem symbolträchtigen Mordfall in der Nürtinger Altstadt

Kommissar Horst Blickle hatte immer geglaubt, dass ihn nichts mehr so schnell schockieren könnte in Anbetracht der Dienstjahre auf seinem Buckel, doch da hatte er sich getäuscht: In Nürtingen wurde er zu einem Mordfall gerufen, der an Grausamkeit kaum zu überbieten war. Gleich zwei Menschen mussten sterben, ihre Leichen waren dazu noch hindrapiert in geschichtsträchtigen Gebäuden der Stadt. Das Ehepaar Hanna und Jens Ziegler war erstochen und zum Verbluten liegen gelassen worden, als man sie fand. Die Frau im historischen Bierkeller der Stadt, ihr Ehemann im Blockturm über der Altstadt.
Blickle gefiel das alles nicht, hatte er doch erst vor Kurzem mit seiner Freundin einen Tag in der Altstadt der 40 000-Einwohner-Stadt verbracht – mit einer spannenden Stadtführung und einem kulinarischen Ereignis der Extraklasse im Restaurant Belsers. Blickle schnalzte mit der Zunge, als ihn seine Kollegin Bettina Schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Gut organisiert wie immer, hatte sie erste Befragungen durchgeführt und alles fein notiert, um ihren Chef umfassend zu informieren.
Die beiden Toten, das Ehepaar Ziegler, waren Stadtführer in Nürtingen und in beiden Gebäuden immer mal wieder im Einsatz. Gefunden hatte sie der Hausmeister, dem aufgefallen war, dass die Schlüssel zu beiden Gebäuden nicht wieder an ihrem Platz im Stadtmarketing hingen. Der Hausmeister hatte die Polizei gerufen und alles hatte seinen Lauf genommen.
Blickles Kollegin Bettina Schnell hatte darauf geachtet, dass der Hausmeister mit niemandem außer den Ermittlungsbeamten sprach. Außerdem hatte sie herausgehört, dass das Ehepaar wohl nicht so sonderlich beliebt war. Das würde später von Bedeutung sein. Jetzt inspizierte sie erst mal gemeinsam mit ihrem Chef die Tatorte. Der alte Bierkeller war der Todesort von Hanna Ziegler. Der Täter oder die Täterin hatte die Frau gefesselt und geknebelt und ihr einen Messerstich in den Bauch verpasst, sodass sie langsam verblutet war. Ihren Ehemann ereilte das tödliche Schicksal im Blockturm der Stadt. Und dort hatte man den Gefesselten und Geknebelten ebenfalls in den Bauch gestochen und verbluten lassen.
„Was für eine absurde Szene“, stöhnte Blickle, der sich an seine Führung durch den Blockturm erinnerte. Der T urm, Teil der ehemaligen Nürtinger Stadtmauer, stammte aus dem 14. Jahrhundert und diente jahrhundertelang als Gefängnis. Und zwar wurden Delinquenten in den Holzblock, der dort stand, geschlossen – je nach Schwere des Vergehens unterschiedlich lang.
„Das kann doch nicht wahr sein“, jammerte er. „Das ist das 21. Jahrhundert und wir sind in einer wunderschönen friedlichen Stadt.“ Schnell lenkte Blickles Aufmerksamkeit zurück auf die Tatsachen. „Das sagt doch was aus über Täter oder Täterin“, fing sie an. „Jemand muss ein starkes persönliches Motiv für die Tat haben. So viel Hass. Wir müssen im persönlichen Umfeld der Opfer recherchieren.“
Als Tatwaffe hatte die Forensik bereits ein professionelles Gastronomiemesser ausgemacht und als Tatzeit die Nacht von Samstag auf Sonntag. Die Unbeliebtheit des Ehepaars war mit Händen zu greifen: Kaum jemand ließ ein gutes Haar an ihnen. Die Kollegen vom Stadtmarketing schilderten die Toten als egoistisch, machtbesessen, hinterhältig und extrem unehrlich in ihren zahlreichen Geschäften. Vor allem drei Menschen hatten äußerst unliebsame Erlebnisse mit den Zieglers gemacht. Stadtführerin Yasmin Schmidt war mit den Zieglers in einen Immobilienkauf verstrickt, der vor Gericht ging. Offenbar war Schmidt mit einer Schrottimmobilie der Zieglers über den Tisch gezogen worden. Ihr gesamtes Vermögen war weg und sie saß auf einem Schuldenberg. Ihr Kollege Gregor Goll wiederum machte Zieglers für den Tod seines Vaters verantwortlich. Der alte Herr hatte mit Zieglers Aktiengeschäfte gemacht, alles verloren und war nach einem Herzinfarkt gestorben. Lena Lauer war einst Mitarbeiterin in der Zieglerschen Event-Firma . Dafür hatte sie ihre gutbezahlte Managertätigkeit im Restaurant Belsers aufgegeben. Wenige Monate später entließen Zieglers die junge Frau wieder – aus fadenscheinigen Gründen. Lauer hatte noch Gehaltsforderungen offen. Ihr Ruf war ruiniert, seitdem trank sie.
„Alle drei vernehmen“, ordnete Blickle an. Als er ihnen gegenübersaß, wurde er ernst: „Hier geht es um einen grausamen Mord an zwei Stadtführern. Hier hat man zwei Menschen ausbluten lassen. Ich will wissen, wo Sie zur Tatzeit waren.“ Yasmin Schmidt antwortete als Erste: „Ausbluten gelassen haben die Zieglers ihre Opfer, das ist wohl wahr. Ich bin froh über ihren Tod, aber ich habe es nicht getan. Ich war mit Freunden in einem Bierkeller was trinken.“ Gregor Goll sagte: „Die fehlen niemandem, aber töten würde ich niemals, ich war zu Hause, habe die Schlagerparade gesehen, außerdem, was soll ich einem Turm hochsteigen.“ Lena Lauer knetete die Hände ineinander und schien verzweifelt. „Die haben mein Leben ruiniert, ich gönn ihnen ihr Schicksal, aber getötet hab ich sie nicht. Ich kann nicht sagen, wo ich war, ich war total betrunken.“ Ein paar Sekunden herrschte Totenstille, dann sprangen Blickle und Schnell gleichzeitig auf. „Klick“ machten die Handschnellen. Bei wem? Und warum? bob / Foto: Stadtinfo Nürtingen

Senden Sie die Antworten bis 31. März an marketing@ihr-wochenblatt-echo.de (Telefonnummer dazuschreiben). Unter den richtigen Einsendungen losen wir fünf Personen aus, die mit je einer Begleitperson am 21. April zur exklusiven Stadtführung und einem Abend ins Restaurant Belsers eingeladen werden.


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