Deizisau sorgt in Sachen Kinderbetreuung vor – Erstmals kommunale Trägerschaft geplant

Der Name steht schon fest: Kinderhaus „Himmelblau“ soll das neue Gebäude heißen, das in der Deizisauer Ortsmitte gebaut wird. Neben einer Kindertagesstätte entstehen fünf Wohnungen und eine Tiefgarage, in der auch öffentliche Parkplätze angelegt werden. Das Projekt erfüllt also gleich drei Zwecke, ist aber mit Gesamtkosten von sechs Millionen Euro auch das teuerste kommunale Bauvorhaben in der Deizisauer Geschichte.
Gebaut wird ein dreigeschossiges Gebäude. Sein Kern ist die Kita, deren Name aufs Deizisauer Heimatlied anspielt: In dessen Refrain heißt es „Jetzt geht’s nach Deizisau, da ist der Himmel blau. . .“ Die Einrichtung wird die einzige kommunale Kindertagesstätte in der Gemeinde sein, alle bisherigen sind in kirchlicher Trägerschaft. Sie ist auf vier Gruppen ausgelegt, deren Räume sich über zwei Stockwerke erstrecken. Der Betrieb werde aber zunächst mit zwei Gruppen beginnen, erklärt Bürgermeister Thomas Matrohs. Die seien fürs Erste ausreichend, aber man könne dann kurzfristig reagieren, wenn die Gemeinde weiter wächst – wovon er ausgeht – oder die Betreuung stärker in Anspruch genommen wird.
Allerdings „sind wir arg enttäuscht und auch ein bisschen verärgert, dass wir keinen Zuschuss für den Kindergarten bekommen“, sagt der Rathauschef. Das liege daran, dass das Land ein Programm für die Jahre 2017 bis 2020 aufgelegt habe, das bereits komplett ausgeschöpft sei. Bei einer Pflichtaufgabe wie der Kinderbetreuung nach dem „Windhundprinzip“, also rein nach zeitlicher Reihenfolge vorzugehen, hält er für eine „Fehlsteuerung“. Die Gemeinde verliere damit eine halbe Million Euro.
Rund 400 000 Euro Förderung bekommt sie aber für die fünf Wohnungen im obersten Geschoss des Gebäudes. Die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen sollen 30 Prozent unter der ortsüblichen Miete vermietet werden, wobei die Vergabekriterien genau geregelt seien, so Matrohs. Möglicherweise werde die Gemeinde auch einen Teil davon für Kindergartenpersonal vorhalten – sie hätte damit einen Trumpf bei der schwierigen Suche nach Erzieherinnen oder Erziehern.
Die Kombination von Wohnen und Kinderbetreuung unter einem Dach ist recht ungewöhnlich. „Wir sind der Meinung, dass es funktionieren kann und funktionieren wird“, sagt Matrohs. Zwar sei eine Kita nicht leise, aber die Nutzungszeiten seien ja genau definiert. Unter dem Gebäude entsteht eine Tiefgarage, die neben den privaten 18 bis 20 öffentliche Stellplätze aufweist. Das werde den Parkdruck in der Nachbarschaft von Gemeindehalle, Sporthalle und Freibad etwas mindern, hofft zumindest der Deizisauer Gemeinderat.
Vor dem Hintergrund der Dreifachnutzung mit Kinderbetreuung, Wohnen und Parken sei das Projekt „auf jeden Fall wirtschaftlich“, ist der Bürgermeister überzeugt. Man gehe zudem sparsam mit gemeindeeigenem Grund und Boden um. Die ersten Kostenschätzungen vor über zwei Jahren lagen noch bei rund 4,5 Millionen Euro. Nach genauerer Berechnung und den Preissteigerungen der vergangenen Jahre geht man nun von rund sechs Millionen Euro aus, die Außenanlagen inbegriffen. Die aktuellen Ausschreibungsergebnisse lägen auch tatsächlich im berechneten Rahmen, sagt der Bürgermeister. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für November 2021 vorgesehen. aia / Foto: aia