Kretschmann, Lindlohr und Schwarz holen die Direktmandate – CDU sackt auf Tiefststand – Zwei Koalitionsoptionen

Die Grünen um Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind die strahlenden Sieger der Landtagswahl vom vergangenen Sonntag. Gegenüber dem Urnengang vor fünf Jahren bauten sie ihren Stimmenanteil auf 32,6 Prozent aus (plus 2,3 Punkte). Die CDU mit Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann fuhr hingegen das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ein (24,1 Prozent/minus 2,9). Die Verhältnisse spiegeln sich auch im Landkreis Esslingen wider. Erneut holten die Grünen in den Wahlkreisen Nürtingen, Kirchheim und Esslingen mit Winfried Kretschmann, Andreas Schwarz und Andrea Lindlohr die Direktmandate. Insgesamt wird der Landkreis Esslingen im neuen Landtag von acht Parlamentariern vertreten.
In diesen Tagen werden die Sondierungsgespräche beginnen. Unter Führung von Kretschmann besteht nicht nur die Option der Fortführung der grün-schwarzen Koalition, auch eine „Ampel“ aus Grünen, SPD und FDP ist möglich. Für eine grün-rote Koalition reichte es knapp nicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,8 Prozent – deutlich niedriger als die 70,4 Prozent im Jahr 2016. Die Zahl der Briefwähler war coronabedingt weit höher als in den Jahren zuvor.
Bei der Wahl 2016 hatten die Grünen die CDU als stärkste Kraft im Landkreis Esslingen abgelöst. Nun haben dieselben drei Kandidaten dieselben Wahlkreise erneut gewonnen. Und diese haben in Stuttgart Gewicht; Kretschmann, Schwarz und Lindlohr gehören zu den stärksten politischen Akteuren in der Landespolitik. Dabei fuhren der Ministerpräsident im Wahlkreis Nürtingen und die stellvertretende Fraktionschefin im Landtag, Lindlohr (Wahlkreis Esslingen), Ergebnisse deutlich über dem Landesdurchschnitt ein. Fraktionschef Schwarz betonte in einer ersten Stellungnahme, er wolle sich „mit voller Kraft für eine neue S-Bahn-Verbindung von den Fildern in den Raum Wendlingen/Kirchheim“ einsetzen. Lindlohr erklärte, sie wolle für eine verantwortliche Politik stehen, „gerade jetzt in den Coronazeiten“. Als Schwerpunktthemen nannte sie Klimaschutz und die Umgestaltung des Wirtschaftsstandortes. Für den 72 Jahre alten Kretschmann ist es die dritte Wahlperiode an der Macht. Er nehme den Auftrag zur Bildung einer Regierung mit „Dankbarkeit und Demut“ an, sagte er.
Zweitstärkste Partei im Kreis bleibt die CDU, die zumindest in den Wahlkreisen Esslingen und Kirchheim über den Partei-Durchschnitt kam. Am stärksten schnitt bei den Christdemokraten die Newcomerin Natalie Pfau-Weller ab (Kirchheim). Aber auch Andreas Deuschle im Wahlkreis Esslingen schaffte es über das Zweitmandat in den Landtag.
Die AfD, bislang drittstärkste Fraktion im Landtag, sackte landesweit auf 9,7 Prozent ab (minus 5,4 Punkte). In den drei Wahlkreisen im Landkreis Esslingen schnitt sie schlechter ab als im Landesdurchschnitt.
Wie die CDU sackte die SPD auf ein historisch schlechtes Ergebnis ab (11,0 Prozent/minus 1,7 Punkte). Immerhin: Die Sozialdemokraten sind damit drittstärkste Kraft. Und sie können sich im Landkreis Esslingen besser fühlen als anderswo: Nicolas Fink lag im Wahlkreis Esslingen deutlich, das Kirchheimer Urgestein Andreas Kenner etwas über dem Landesdurchschnitt. Beide zogen über das Zweitmandat ins Parlament. Allein in Nürtingen war, wie schon 2016, für den CDU-Kandidaten Thaddäus Kunzmann und auch für die SPD-Kandidatin Regina Birner kaum etwas zu holen.
Die FDP hat landesweit ordentlich dazugewonnen (plus 2,2 Punkte auf 10,5 Prozent). Im Landkreis Esslingen haben die Freidemokraten allerdings einen eher schweren Stand. Allerdings: In Nürtingen holte der Newcomer Dennis Birnstock das Zweitmandat.
Die Linke wird auch im kommenden Landtag nicht vertreten sein. ch/jmf / Foto: dpa/Uli Deck