Nürtingen bewirbt sich um Landesgartenschau – Großer Schub für Stadtentwicklung erwartet

Die Bewerbung der Stadt Nürtingen als Austragungsort einer Landesgartenschau in den Jahren 2031 bis 2036 biegt auf die Zielgerade ein. Am Dienstag, 28. Juli, wird eine Fachkommission im Auftrag der Landesregierung die Stadt besuchen und die bisherigen Pläne und die Potenziale begutachten. Die Entscheidung wird das Landeskabinett fällen.
Nürtingen unternimmt mit der Gartenschaubewerbung bereits den dritten Anlauf. 1996 und 2009 scheiterte die Stadt mit ihren Konzepten, in diesem Jahr sehen der Gemeinderat und die Verwaltung hingegen große Chancen. Gleichzeitig ist die Bewerbung mit großen Hoffnungen verknüpft. Denn eine Gartenschau ist weit mehr als eine bloße Blümchen-Ausstellung. Vielmehr haben die Veranstaltungen in der jüngeren Vergangenheit etwa in Ostfildern, in Plochingen oder im Rems-Murr-Kreis gezeigt, dass eine Gartenschau eine enorme Schubkraft für innovative Stadtentwicklungsprojekte entfalten kann.
So gründet die Nürtinger Bewerbung auf dem Konzept einer nachhaltigen, ökologischen und sozialen städtebaulichen Entwicklung, die das neue Quartier Bahnstadt jenseits der Bahnlinie im Osten über die Alleenstraße, das Neckarufer an der Westseite der Altstadt mit dem Galgenbergpark jenseits des Neckars verbindet. Dafür denken die Planer an einen grünen Brückenschlag über die trennende Bahnlinie ebenso wie an einen Stadtboulevard anstatt der stark befahrenen Alleenstraße. Der Bereich zwischen der Echazmündung und dem Kreisverkehr bei der Stadtbrücke könnte autofrei und zur Promenade umgestaltet werden. Statt der Ufermauern könnte eine Treppenanlage im Sinn eines Stadtbalkons einen direkten Bezug der Altstadt zum Neckar herstellen und den Fluss zugänglich machen.
Ein weiterer Brückenschlag mit einem Steg über den Neckar könnte den Galgenbergpark und die westlichen Uferzonen anbinden. Die Idee einer grünen Stadt am Fluss soll sich nach den Vorstellungen der Planer in Nord-Süd-Richtung entlang dem Neckar zwischen Zizishausen und Neckarhausen fortsetzen. Die Uferareale sollen zugänglich sein, Grünanlagen die Wohngebiete einrahmen; Biotope, Streuobstwiesen, Flachwasserzonen und Rückhalteflächen für Hochwasser könnten entstehen.
Die Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt war mit ihrer Expertise in Landschafts- und Stadtplanung sowie Umwelt- und Naturschutz an den Gartenschauplanungen, nicht zuletzt für die Schaffung von ökologisch qualitätvollen Freiflächen, mit hoher Attraktivität beteiligt.
Viele der Konzeptbausteine gehen jedoch auf die Ergebnisse einer intensiven Bürgerbeteiligung im Vorfeld zurück. So sind in die Bewerbung mehr als 600 Anregungen, Wünsche und Hinweise zur Belebung der Innenstadt, zur Vernetzung der Stadtbereiche, zur Schaffung eines urbanen Flairs, zur Aufwertung des öffentlichen Raums und zur Mobilität eingeflossen. Auch die Idee des Brückenschlags über die Bahn und den Fluss sowie eines nicht durch die B 313 behinderten Zugangs zum Galgenberg geht letztlich auf Bürgervorschläge zurück. Oberbürgermeister Johannes Fridrich sprach in diesem Zusammenhang von „Barrieren innerhalb der Stadt“, die es zu überwinden gelte, und hob die Chance für die Stadtentwicklung hervor, die ein Gartenschaugelände in der Stadt biete: Die Stadt werde „eine Perle am Neckar“. pst / Foto: pst
Info: www.nuertingen.de