Neuer BW-Tarif soll den Nahverkehr stärken – „Ein Ziel, ein Ticket“

Mit erheblichen Kostensenkungen im öffentlichen Nahverkehr will die Landesregierung mehr Menschen vom Auto in Busse und Bahnen im Südwesten locken. Mit der am 9. Dezember in Kraft getretenen Tarifreform würden Tickets billiger, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Vorstellung des neuen Baden-Württemberg-Tarifs.
Mit dem BW-Tarif soll es nun landesweit möglich sein, über die Grenzen der 22 Verkehrsverbünde im Südwesten von A nach B zu gelangen, ohne in einem anderen Verbund ein neues Ticket lösen zu müssen. Die Fahrt mit dem Bus oder der Stadtbahn am Start- und Zielort wird im Ticket inbegriffen sein. Der neue Tarif gilt auf verbundübergreifenden Fahrten in allen Nahverkehrszügen – einschließlich S-Bahnen – und Regiobussen. Dadurch sollen die Tickets auch deutlich preiswerter werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz nannte die Tarifreform einen Meilenstein für einen besseren und nachhaltigen Nahverkehr. Die Landesregierung müsse nun die nächsten Schritte mit dem gleichen Engagement angehen. Der Werbeslogan zum neuen BW-Tarif lautet: „Ein Ziel, ein Ticket.“
Was ändert sich genau?
Bei Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbundes ändert sich gar nichts – dort gilt weiter der jeweilige Verbundtarif. Für Bahnfahrer, die über Verbundsgrenzen hinaus unterwegs sind, wird es aber interessant. Beispiel: Die Fahrt startet am Hauptbahnhof in Mannheim, Ziel ist das Stadion in Stuttgart. Am Automaten in Mannheim lässt sich dann als Zielort direkt „Neckarpark (Stadion)“ auswählen. Beim Umstieg von der Regionalbahn in die U-Bahn in Stuttgart ist kein separater Ticketkauf mehr notwendig.
Kann ich damit Geld sparen?
Ja. Die Nahverkehrs-Tickets im Tarif sollen im Schnitt 25 Prozent billiger werden, im Einzelfall bis zu 50 Prozent, verspricht Verkehrsminister Hermann. Die Preise sind in Absprache mit den einzelnen Verkehrsverbünden entstanden. So kostete die Fahrt von Karlsruhe nach Stuttgart 21,30 Euro – jetzt sollen es nur noch 13,90 Euro sein, inklusive der Nutzung des ÖPNV am Start- und Zielort. Insgesamt soll nach der aktuellen Preistabelle keine einzelne Fahrt in der 2. Klasse teurer sein als 29,80 Euro. Für Bahncard-Besitzer wird es noch günstiger.
Was ist bislang konkret passiert?
Der neue Tarif wird in mehreren Stufen eingeführt. Seit dem 9. Dezember sind Einzelfahrscheine und Tageskarten an den Automaten und Verkaufsstellen der Eisenbahnunternehmen oder als E-Ticket erhältlich. Auch Angebote wie das Baden-Württemberg-Ticket, das Metropol-Tages-Ticket für die Region Stuttgart oder das Regio-X-Ticket für die Region Karlsruhe werden als Tageskarten in den BW-Tarif überführt. Pendler mit Monats- oder Jahreskarte gehen erst mal leer aus.
Wie geht es weiter?
Bis 2021 ist geplant, auch Zeitkarten für verbundübergreifende Fahrten wie Monatskarten in den Tarif einzubeziehen. Dann soll man auch an der Bushaltestelle vor der Haustür das Ticket bis zum Zielort kaufen können, also beispielsweise aus dem Mannheimer Stadtteil Vogelstang direkt bis zum Stuttgarter Neckarpark, um beim obigen Beispiel zu bleiben.
Und wer zahlt das alles?
Um den neuen Tarif ins Rollen zu bringen, will das Land jährlich rund 20 Millionen Euro in die Hand nehmen. Für den neuen Tarif hat sich die Baden-Württemberg-Tarif-GmbH gegründet. Träger sind zum einen das Land Baden-Württemberg, zum anderen die Verkehrsunternehmen. dpa / Foto: dpa