Württembergische Landesbühne präsentiert neue Spielzeit
Das Stück der Stunde sei „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco. Für Friedrich Schirmer, den Intendanten der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB), beschreibt der Stoff um die schleichende Zunahme von Missgunst, Hass und Brutalität in der bürgerlichen Stadtgesellschaft unseren Zeitgeist. Davon getragen, nannte Schirmer das neue Programm bei der Vorstellung der Spielzeit 2018/2019 „härter, rauer und spröder“.
Das absurde Drama „Die Nashörner“ feiert am 22. September Premiere. Die wenig entspannten Zeiten sind auch in anderen Inszenierungen zu spüren. „Der zerbrochene Krug“ (13. Oktober) nach Heinrich von Kleist thematisiert sexuelle Gewalt und Missbrauch des Rechts, im „Urteil von Nürnberg“ (12. Januar) von Abby Mann steht die Justiz als Erfüllungsgehilfe von NS-Verbrechern im Mittelpunkt, Oliver Storz’ „Die barmherzigen Leut von Martinsried“ (14. März) stellt die Frage nach Menschlichkeit, Zivilcourage und Widerstand gegen Unrecht.
Mit Sinnsuche und Lebenswegen beschäftigen sich die Premieren von Goethes „Faust I – Reloaded“ (6. Oktober), John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ (9. Februar), „Glaube Liebe Hoffnung“ von Ödön von Horvath (6. April) und „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler (24. März). Den Blick auf das Leben, wenn der Tod naht, greift „Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani in der Uraufführung am 23. September auf. Produktionen wie „Struwwelpeter – Shockheaded Peter“ (29. November) mit der Musik von Tigerlillies oder auch „Backbeats – Die Beatles in Hamburg“ (6. Juni 2019) richten sich an ein musikaffines Publikum.
Auch das junge Publikum soll angesprochen werden: Die Junge WLB bringt beispielsweise „Cyrano“ (14. September), „Bergkristall“ von Adalbert Stifter (30. März) oder zu Weihnachten den Dickens-Stoff „Frohe Weihnachten!“ (17. November). Das Stück unter freiem Himmel wird „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt ab dem 22. Juni 2019 sein.
Wie immer bei der WLB-Spielzeitvorstellung blickt Verwaltungsdirektorin Vera Antes auf die Besucherzahlen der vergangenen und laufenden Saison zurück – mit einem für die Landesbühne erfreulichen Ergebnis: „Die Saison 2016/2017 hat die beste Besucherzahl seit 32 Jahren eingespielt“, verkündet Antes. Und die aktuelle Spielzeit befinde sich auf einem ähnlichen Kurs. Allein das am 21. Juni beginnende Freiluftstück „Sommernachtstraum“ könnte die positive Bilanz etwas verregnen.
Neu im Angebot der Landesbühne sind kostenlose Restkarten an Studenten der Hochschule. bob / Foto: bul