Studie des Landes sieht große Chancen für die Bahnstrecke Kirchheim–Weilheim – Hohe Zuschüsse winken

Seit vielen Jahren liegen die Bahnstrecken von Kirchheim nach Weilheim sowie von Göppingen nach Bad Boll im Dornröschenschlaf. Immer wieder waren eine Reaktivierung sowie der Neubau eines Verbindungsstücks zwischen Weilheim und Bad Boll diskutiert und wegen fehlender Wirtschaftlichkeit verworfen worden. Nun hat eine Studie des Landes den beiden Strecken und dem Ringschluss Göppingen–Kirchheim ein sehr hohes Potenzial attestiert. Zudem wurden hohe Zuschüsse für Bau- und Betriebskosten angekündigt. Eine stark geförderte Machbarkeitsstudie soll nun offene Fragen klären.
Im Jahr 1908 eröffneten die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen die Bahnstrecke von Kirchheim-Süd nach Weilheim. Der Personenverkehr nach Weilheim wurde 1982 auf Busse umgestellt, bis 1994 gab es noch Güterverkehr bis Holzmaden, 1995 folgte das Aus. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Strecke Göppingen– Bad Boll. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Planung, wurde die Strecke 1926 eröffnet, 1989 fuhr der letzte planmäßige Personenzug. Ein Weiterbau nach Weilheim war bereits zu Anfang geplant, wurde jedoch nie realisiert.
In den vergangenen Jahren waren immer wieder Überlegungen angestellt worden, die beiden Strecken zu reaktivieren und auch die Verbindung Weilheim–Bad Boll zu bauen. Allerdings wurden die Planungen stets wegen hoher Baukosten und mangelnder Rentabilität wegen als zu niedrig erachteter Fahrgastzahlen wieder verworfen.
Ein aktuelles Gutachten der Landesregierung wirft nun ein neues Licht auf das Projekt und gibt der Hoffnung auf eine Reaktivierung der Strecken und eine durchgehende Linie Göppingen–Kirchheim neuen Auftrieb. Bei dieser Analyse des Fahrgastpotenzials für 42 stillgelegte Bahnstrecken im Land wurde für diese Linie eine sehr hohe Nachfrage attestiert, mindestens 1500 Nutzer täglich wurden errechnet. Eine Reaktivierung könne helfen, die Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln im ländlichen Raum attraktiver zu gestalten und somit auch zum Klimaschutz beizutragen. Wie Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Vorstellung des Gutachtens betonte, sind die Bedingungen für die Streckenreaktivierung äußerst günstig. Das Land beteiligt sich mit Zuschüssen von bis zu 96 Prozent an den Baukosten und übernimmt bei starker Nachfrage auch die Betriebskosten. Allerdings müssen die beteiligten Kommunen initiativ werden und eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Diese Studie wiederum fördert das Land mit 75 Prozent der Kosten.
Der Landkreis Esslingen wollte zunächst keine Euphorie aufkommen lassen. „Die positive Einschätzung des Landes zur Reaktivierung dieser Bahnstrecke hat uns überrascht“, sagt Kreissprecherin Andrea Wangner. Der Kreis halte es für wichtig, die Pläne unter den Aspekten der Machbarkeit und der Wirtschaftlichkeit zu betrachten. Der Landkreis Göppingen hat dafür in der vergangenen Woche zu einer Konferenz von Vertretern der Landkreise und der Anliegerkommunen eingeladen. Wie Clarissa Weber, Sprecherin des Landkreises Göppingen, berichtet, soll nun eine Studie mehr Klarheit schaffen. Göppingens Landrat Edgar Wolff sehe dabei eine „äußerst günstige Perspektive, schon bald Klärungen dieser für die Mobilität der Zukunft wichtigen Fragestellungen zu erzielen“, sagt Weber. pst / Foto: pst