Hoffnung auf ruhigen Schlaf

Holzmaden beschließt einen Lärmaktionsplan – Tempolimits, Flüsterasphalt und Durchfahrtsverbote gefordert

Die Bürger der Gemeinde Holzmaden leiden schon seit Jahren unter starkem Verkehrslärm. Hauptverursacher sind neben der nahen Autobahn die Landesstraße 1200 und die Ortsdurchfahrt der Kreisstraße 1201. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Gemeinderat einstimmig einen Lärmaktionsplan beschlossen und vom Land und vom Kreis Veränderungen gefordert. Die Gemeindeverwaltung hofft nun auf eine Verbesserung der Lage.

Der Verkehrslärm in der Gemeinde Holzmaden ist stets präsent. Allein die nahe Autobahn sorgt schon für ein ständiges Hintergrundrauschen, doch auch die L 1200 zwischen Kirchheim und Weilheim, die den westlichen Ortsrand berührt, und die K 1201 in der Ortsdurchfahrt tragen viel zur Lärmbelastung bei. Um  die Bürger wirksam entlasten zu können, hat der Gemeinderat im vergangenen Januar den Entwurf eines Lärmaktionsplans auf den Weg gebracht und im Juli beschlossen.

In dem Planwerk hat das beauftragte Büro Soundplan die Lärmbelastung der Gemeinde konkretisiert. Bei der Betrachtung wurden die Schwellenwerte herangezogen, ab denen eine Lärmbelastung gesundheitsgefährdend wird. Sie werden tagsüber bei 65 Dezibel, nachts bei 55 Dezibel angesetzt. Laut dem Gutachten werden im gesamten Gemeindegebiet die gesundheitskritischen Werte tagsüber bei 75  und nachts bei 145 Gebäuden überschritten. Dies entspricht einer gesundheitlich gefährdenden Lärmbelastung von 157 Einwohnern bei Nacht und von 74 Bürgern bei Tag. Für 755 Einwohner reicht die Belastung nachts bis an die 55-Dezibel-Grenze heran, tagsüber sind rund 1475 Einwohner dem Bereich zwischen 55 und 70 Dezibel ausgesetzt.

Zur Verbesserung der Situation fordert die Gemeinde nun vom Bund, vom Land und vom Kreis, tätig zu werden. So soll auf einem Teilstück der L 1200 die Geschwindigkeit ganztägig auf 30 Kilometer je Stunde reduziert werden. Die K 1201 soll in der Ortsdurchfahrt mittelfristig einen lärmmindernden Belag erhalten. Zumindest bis zur Belagssanierung soll eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern je Stunde gelten. Dazu wird ein nächtliches Durchfahrtsverbot für Lieferwagen über 2,8 Tonnen Gewicht gefordert, die zu den Hauptverursachern von Lärm zählen. Schließlich wird auch für die Autobahn ein lärmmindernder Belag und bis zu dessen Einbau eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 Kilometer je Stunde gefordert.

Holzmadens Bürgermeisterin Susanne Irion setzt nun einige Hoffnung darauf, dass die Bürger in einiger Zeit  ruhiger schlafen können. „Wir haben  die Maßnahmen  beim Landratsamt und dem Regierungspräsidium als Träger der Straßenbaulast beantragt“, berichtet sie. Die Behörden hätten drei Monate Zeit, auf den Antrag zu reagieren, dann könne die Gemeinde einen Bescheid rechtlich einfordern. Bereits im Aufstellungsverfahren sei allerdings schon ein negativer Bescheid signalisiert worden. Doch die Gemeinde habe mit erfahrenen Partnern gearbeitet und „materiell mit hohem Aufwand, rechtlich sorgfältig und fehlerfrei abgewogen“, sagt Irion. Zudem habe sich in jüngerer Zeit die Rechtslage  zu Gunsten der Gemeinden verändert, sodass Holzmadens Chancen besser sein dürften. „Wir werden in jedem Fall formal Widerspruch gegen eine Ablehnung einlegen, das wäre der nächste Schritt. Ob wir im übernächsten Schritt klagen, entscheidet der Gemeinderat dann“, stellt Susanne Irion klar.   pst / Foto: Carsten Riedl


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