Ideales Umfeld für Lernen, Lehren, Leben

Das Rohräckerschulzentrum in Esslingen ist für 55,8 Millionen Euro grundlegend saniert und erweitert worden

Was lange währt, wird endlich gut: Die grundlegenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am  Rohräckerschulzentrum in Esslingen haben nach rund 13 Jahren ihren Abschluss gefunden. „Endlich“, sprach Landrat Heinz Eininger den Schülern, Lehrern und Eltern bei der feierlichen Einweihung Ende Mai aus dem Herzen. Ursprünglich war die Fertigstellung für das Schuljahr 2017/2018 geplant gewesen.  Die umfangreichen Arbeiten haben  aber deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Der Landrat  blickte weit in die Vergangenheit  zurück: Weil die Anlage auf dem Esslinger Zollberg weder den pädagogischen Ansprüchen  noch den baulichen Anforderungen der Zeit  entsprach, entschied sich der Landkreis als Träger des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) für eine Generalsanierung des mehr als 40 Jahre alten Schulzentrums für  Kinder mit Handicap. Diese wurden seither  auf einer Baustelle unterrichtet, was  laut Eininger „einer Operation am offenen Herzen“ glich. Die  Beeinträchtigungen des Schulbetriebes  während der Bauzeit seien eine enorme  Belastung für alle gewesen,   die betroffenen Klassen mussten zeitweise in eigens geschaffenen Interimsklassenräumen untergebracht werden.

Mensa mit Vollküche

20 Planungsbüros und rund 100 Unternehmen waren  am Großprojekt beteiligt. Die Arbeiten umfassten im Wesentlichen die Ertüchtigung des Brandschutzes, energetische Baumaßnahmen wie die Wärmedämmung der Gebäudehülle sowie  die Erneuerung der kompletten Gebäudetechnik inklusive der Anbindung an eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung und ein Holzhackschnitzheizwerk der Stadtwerke Esslingen. Zudem wurden eine Mensa mit Vollküche für die Zubereitung von täglich bis zu 480 Essen gebaut, der Sport- und Schwimmbereich saniert, das Foyer  aufgewertet, die Spiel- und Bewegungsflächen im Außenbereich auf Vordermann gebracht und die Medientechnik erneuert.   Schüler und Lehrkräfte würden in dem  modernen  Schulzentrum  nun ein „ideales Umfeld  für Lernen, Lehren und Leben“ vorfinden, hob der Landrat hervor.

Das alles hat freilich seinen Preis: Unterm Strich kostet der Umbau des Rohräckerschulzentrums rund 55,8 Millionen Euro – 13,1 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Den Großteil der Summe stemmt der  Kreis,  das Land Baden-Württemberg steuert 11,2 Millionen Euro bei, von der Stadt Esslingen kommen knapp 3,1 Millionen Euro. Das sei „gut investiertes Geld“, betonte Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der die „wunderbaren Bedingungen“ im Schulzentrum lobte. Anerkennend stellte er fest:  „Die SBBZ im Kreis sind in einem Top-Zustand. Das würde ich mir auch für die eigenen Schulen wünschen.“

Mit einer beispielhaften Kooperation haben die Landkreise Esslingen und Göppingen sowie die Stadt Esslingen im Jahr 1975 dieses Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum geschaffen.  Es ist laut Eininger  noch heute „eine außergewöhnliche Einrichtung“. Derzeit werden im Rohräckerschulzentrum in fünf Förderschwerpunkten etwa 800 Schülerinnen und Schüler in 96 Klassen unterrichtet. Hinzu kommt die Betreuung von etwa 50 Kindern in den drei Schulkindergärten.   Rund 350 Mitarbeitende haben dort ihren Arbeitsplatz.

Weiterer Raumbedarf

Doch in Einingers  Freude mischte sich auch Sorge. Denn schon heute zeichnet  sich weiterer Raumbedarf ab, die Interimsbauten auf dem Parkdeck werden auch  nach Abschluss der Bauarbeiten noch benötigt.   Die Gesamtschülerzahlen am Rohräckerschulzentrum haben sich  nach Angaben des Landrats seit Beginn des Schulbetriebes  verdoppelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien sie deutlich angestiegen:  Waren es im Schuljahr 2017/2018 noch 789 Schüler, sind es jetzt  856 –  19 mehr als im Vorjahr.

Die Kinder und Jugendlichen  besuchen  die Einrichtung auf dem Esslinger Zollberg  aber sehr gern,  zitierten die beiden Sprecher des Rohräckerschulzentrums, Christoph Schmitt-Stephan und Claudia Schmidt, Aussagen von   Schülern: Diese würden zum Bespiel die hellen Räume, die gute Ausstattung, das offene Foyer und das   Trampolin toll finden. „Im sanierten Haus fühlen wir uns richtig wohl“, steht auf einer der vielen Sprechblasen, die an den Wänden im gesamten Gebäude hängen. 

Sonderpädagoische Zentren des Landkreises

Angebot: Der Landkreis Esslingen ist Träger mehrerer Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) samt Schulkindergärten. Dazu gehören neben dem Rohräckerschulzentrum in Esslingen die Bodelschwinghschule in Nürtingen sowie die Verbundschule (Schule für Sprach- und Körperbehinderte)  in Dettingen.

Schülerzahlen: Im Schuljahr 2021/2022 werden nach Angaben des Landkreises Esslingen insgesamt 1158 Schülerinnen und Schüler in den SBBZ betreut, darunter 856 Kinder und Jugendliche  am Rohräckerschulzentrum, 175 Schüler an der  Bodelschwinghschule und 127 an der Verbundschule.

Rohräckerschule: Die  Rohräckerschule   im Esslinger Stadtteil Zollberg ist mit dem Förderschwerpunkt Lernen die größte Einrichtung ihrer Art im Kreis.  Ihr  angeschlossen sind  Schwerpunkt-Beratungszentren mit den Themen Lernen, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Sprache sowie Schüler während längerer Krankenhausbehandlungen. 

eh / Fotograf: Roberto Bulgrin


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