Zwei Wölfe wurden 2015 tot gefunden – Das Land sieht sich gut vorbereitet
Der Wolf kommt zurück: Zwei männliche wurden im Jahr 2015 auf baden-württembergischen Autobahnen überfahren. Fachleute gehen davon aus, dass sich früher oder später wieder eine Population von „Canis lupus“, der in Deutschland streng geschützt ist, im Ländle ansiedeln wird. Schäfer, Jäger und Forstleute sind darauf vorbereitet.
„Merklingen ist gar nicht so weit weg“, sagt Schäfer Jörg Schmid, dessen Tiere rund um Owen grasen. Der zweite Wolf in Baden-Württemberg wurde im November auf der A 8 bei Merklingen überfahren. Schmid geht zwar davon aus, dass ein Wolfsrudel sich zunächst in dünner besiedelten Gebieten, beispielsweise beim ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen, ansiedeln würde: „Da hat es ja auch Rückzugszonen.“ Für seine Kollegen auf der Alb sei der Wolf folglich durchaus ein Thema – für ihn selbst aber zumindest im Hinterkopf auch.
Das erste gefundene Tier, im Juli auf der A 7 überfahren, war ein Bruder des Merklinger Wolfs, beide haben ihre Wurzeln im Schweizer Calanda-Gebirge. Ihr Auftauchen hat Naturschützer und Forstleute nicht überrascht. Die männlichen Jungwölfe legen große Strecken zurück, sie sind auf der Suche nach einem Weibchen, mit dem sie dann ein Rudel gründen. Wenn also Wolf und Wölfin im Ländle aufeinandertreffen, wird dies wahrscheinlich geschehen.
Baden-Württemberg sei auf diesen Fall gut vorbereitet, sagt Dieter Klingelhöller vom Forstamt des Landkreises Esslingen. Naturschutz-, Bauern- und Jagdverbände haben unter der Regie des Ministeriums für Ländlichen Raum einen „Handlungsleitfaden Wolf“ herausgegeben. Auch ein Ausgleichsfonds für Wolfsschäden wurde angelegt. Was diese Hetzjäger im Wald erlegen, falle nicht sehr ins Gewicht, sagt Klingelhöller, man rechne mit maximal zehn Prozent Ausfällen für die Jäger. Trotzdem könnten Wölfe zum Problem werden, wenn sie sich in der Nähe von Siedlungen aufhalten und beispielsweise ein Lamm aus einer Schafherde holen. Zwar begnügten sie sich in der Regel mit einem Tier, aber wenn in der Herde Panik ausbreche und sie den Zaun niedertrample, seien größere Verluste möglich. Mit Information und Prävention erreiche man aber viel: „Überall dort, wo der Wolf schon länger ist, gehen die Schadenszahlen zurück“, sagt Klingelhöller.
Jörg Schmid und seine Kollegen von der Erzeugergemeinschaft Württemberger Lamm haben bereits einige Vorträge von ihrem Verband gehört und von einer Reise zu Schäfern in Rumänien Ideen mitgebracht. Dort werden erfolgreich Herdenschutzhunde wie der Pyrenäen-Berghund eingesetzt. Dass Wölfe für Menschen gefährlich seien, ordnet Dieter Klingelhöller dagegen im „Reich der Märchen“ ein. Im Gegenteil, bei ihnen sei die Angst vor dem Menschen sogar genetisch verankert. aia / Foto: dpa