In der Freizeit an der Ladentheke

Bürger betreuen das Altdorfer Geschäft mit Postagentur im Ehrenamt

Für ein Paket bis in den Nachbarort? Für viele kleine Orte ist das längst Realität. In Altdorf hat die Gemeinde die Initiative ergriffen und den kleinen Zeitschriften- und Schreibwarenladen nebst Postagentur in der Ortsmitte zum Jahresbeginn in kommunaler Hand übernommen.

Als sich im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die bisherige Betreiberin des Schreibwarengeschäfts „Schatzkiste“ aus persönlichen Gründen ihren Laden aufgeben muss, war für Bürgermeister Joachim Kälberer klar: Es muss eine Lösung her. Altdorf ohne eigene Poststelle – das war nicht nur für ihn und den Gemeinderat undenkbar. Über Monate hinweg führte die Gemeinde Gespräche mit verschiedenen Betreibern. Und kassierte immer wieder Absagen.

Damit stand Altdorf vor einem  Dilemma. Schließt der Laden, dann ist auch die Postagentur unwiederbringlich verloren. Darum beschloss der Gemeinderat, das Geschäft inklusive Postfiliale mit Unterstützung von Ehrenamtlichen selbst zu übernehmen. Ganz neu ist das nicht, wie Kälberer berichtet: „Es gibt einige Albgemeinden wie Hülben, die diesen Schritt schon vor einigen Jahren gegangen sind.“ Dort haben die Altdorfer Freiwilligen hospitiert und sich Tipps für den Betrieb geholt.

Seit Jahresbeginn läuft die „Schatzkiste“ nun im Eigenbetrieb der Gemeinde. Zu den gewohnten Öffnungszeiten sorgt ein Team aus elf Frauen und Männern dafür, dass der Laden läuft. Sie nehmen Paketsendungen entgegen, verkaufen Stifte und Briefmarken, füllen die Regale auf und putzen nach Ladenschluss durch.

Die Resonanz auf das ehrenamtliche Engagement ist groß. „Wir haben sogar Kunden, die extra nach Altdorf kommen, um uns so zu unterstützen“, sagt Stefan Röper, der dienstags die Vormittagsschicht macht. Auch aus dem Ort erfährt das Projekt gute Resonanz. „Zum Beispiel holen zwei ältere Herren aus dem Ort bei uns jeden Tag ihre Zeitung“, sagt Röper. Klar bleibt da auch immer Zeit für einen kleinen Schwatz. „So ein Laden ist ja auch immer ein Treffpunkt“, weiß Röper.

Dann kommen die Schulkinder

Am Nachmittag kommen die Schulkinder, um sich mit neuen Heften oder anderen Dingen für die Schule einzudecken. „Und das Süßigkeiten-Regal ist natürlich immer ein Anziehungspunkt“, lacht Elke Knapp, die ebenfalls zum Team der Ehrenamtlichen gehört.

Am Sortiment hat sich durch den Betreiberwechsel zunächst nichts geändert: Neben Schreibwaren steht den Kunden nach wie vor der komplette Post-Service rund ums Verschicken von Briefen und Paketen zur Verfügung. Dazu gibt es Zeitschriften, Grußkarten und Bastelartikel. Kleine Geschenkideen und Spiele gehören ebenso wie aktuelle Buchtitel zum Angebot. „Wir bestellen auch gerne Titel für unsere Kunden“, sagt Röper. Möglich macht das eine Kooperation mit einer Nürtinger Buchhandlung.

Neu ist das Mietregal: Für zehn Euro pro Monat kann man hier Handgemachtes zum Verkauf anbieten. Das erste Brett ist bereits vermietet, demnächst kommt ein weiteres hinzu. Als besonderer Service ist geplant, zum Schulbeginn Boxen mit allem, was die Schüler für den Unterricht brauchen, anzubieten. „Da wollen wir mit der Altdorfer Grundschule zusammenarbeiten“, berichtet Röper.

Der Start des  Ehrenamtsprojekts ist also  gelungen. Das Team hofft, dass die Altdorfer ihre „Schatzkiste“ weiter unterstützen und sich der Laden nachhaltig betreiben lässt. „Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Ehrenamtliche finden“, wirbt Röper für die Mitarbeit im Laden. Das Engagement zahlt sich zudem doppelt aus: Macht die „Schatzkiste“ Gewinn, streicht den nicht etwa die Gemeinde ein, sondern wird der für einen guten Zweck gespendet.  mo / Foto: mo


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