Die Index-Werke erholen sich von der Coronadelle und stellen sich neu auf – Beteiligung an Start-up

Es war ein schwieriges Jahr für den Maschinenbau weltweit und die Index-Werke: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Umsatz der Esslinger Firma 2020 um 40 Prozent verringert. Mittlerweile geht es wieder bergauf, wie Dirk Prust, Vorsitzender der Geschäftsführung, erläutert. „Der Auftragseingang kommt deutlich stärker zurück als im Planansatz erwartet“, sagt er. Das Geschäftsjahr 2021 wird besser, darin ist sich Prust sicher. Die Index-Werke setzen auf Diversifizierung und investieren in ein neues Geschäftsfeld: den Metall-3-D-Druck.
Die Fallhöhe im Coronajahr war hoch für die Hersteller von Drehmaschinen der Marken Index und Traub. 2019 hatte die Index-Gruppe mit 605 Millionen Euro einen Rekordumsatz in ihrer Firmengeschichte verzeichnet. Während sich bereits die sich weltweit anbahnende Konjunkturdelle in den Auftragseingängen bemerkbar machte, profitierte das Unternehmen noch von Aufträgen der Vorjahre. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China und die Transformation im Automobilsektor führten bei den Kunden zu Zurückhaltung in ihrer Investitionstätigkeit. Das verstärkte sich mit den coronabedingten Einschränkungen im Reise- und Warenverkehr und der allgemein großen Unsicherheit. Nicht nur die Pandemie an sich, sondern diese Gemengelage und die Krisenstimmung hätten zu Vorsicht bei den Kunden geführt, erklärt sich Prust den Geschäftsverlauf im Jahr 2020. „Wir haben 50 Prozent weniger Auftragseingänge verzeichnet“, sagt der Firmenchef.
Um der Krise zu begegnen, reagierte die Geschäftsführung bereits Ende 2019. Arbeitszeitkonten und die Zahl der Leiharbeitskräfte wurden abgebaut, ab Ostern 2020 waren weite Teile des Betriebs über mehrere Monate in Kurzarbeit. Kosten und Ausgaben wurden begrenzt, der Materialzulauf reduziert. „Im Wesentlichen haben wir nur das produziert, was akut gebraucht wurde“, so Prust. In Gesprächen mit dem Betriebsrat einigte sich das Unternehmen auf einen Plan zur Überbrückung der Krise. Die Belegschaft verzichtete auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld, das in besseren Zeiten nachträglich weitgehend ausgezahlt werden soll. Betriebsbedingte Kündigungen wurden zwar nicht ausgesprochen, aber befristete Verträge liefen aus, es gab keine Neueinstellungen und für ältere Mitarbeitende gibt es die Möglichkeit, freiwillig früher in den Ruhestand zu gehen. Die Belegschaft in Deutschland sei im Rahmen der normalen Fluktuation um 30 bis 40 Personen reduziert worden auf nun etwa 1800. Die Index-Werke haben im Kreis Esslingen neben der Zentrale in Oberesslingen Standorte in Deizisau und Reichenbach.
Die Geschäfte laufen 2021 wieder besser, mit Blick auf den Auftragseingang sogar über der „sportlichen Planung“, mit der Index in das Jahr gestartet sei. „Insofern denken wir, dass wir unseren Planansatz erreichen werden, eventuell sogar übertreffen“, sagt Prust. Ihm zufolge rechnet das Unternehmen mit einer Umsatzsteigerung von 20 Prozent im Vergleich zu 2020. Allerdings trüben auch bei Index gestiegene Rohstoffpreise und Materialknappheit die gute Stimmung, beispielsweise in Bezug auf Blechteile und Elektronikkomponenten.
Etwa die Hälfte des Umsatzes macht die Index-Gruppe im Automotive-Bereich. Mit einer Ausweitung des Produktportfolios will man sich ein Stück unabhängiger machen, unter anderem mit Maschinen zur Herstellung großer Bauteile – für Land- und Bergbau, Energiebranche oder Luftfahrt –, aber auch zur Produktion besonders kleiner Stücke, etwa für die Medizintechnik. „Wobei die Auftragseingänge aus dem Automobilbereich doch die Treiber unseres Geschäfts sind“, sagt Prust. Er verweist darauf, dass der Ablösungsprozess des Verbrennungsmotors noch eine Weile dauern wird und der Anteil der Hybride, die viele Bauteile erfordern, wächst. Außerdem stellen Index- und Traub-Maschinen auch Werkstücke her, die an anderen Stellen der Autos verbaut werden: „Innerhalb unseres Marktanteils Automobil sind nur 20 bis 25 Prozent des Umsatzes tatsächlich an den Verbrennungsmotor gebunden“, sagt Prust.
Zukunftsträchtige Investition
Um sich für die Zukunft zu rüsten, haben sich die Index-Werke außerdem in einen neuen Geschäftsbereich eingekauft: den 3D-Metalldruck. Seit März halten sie 50,1 Prozent des Start-up One Click Metal in Tamm, einer Ausgründung des Werkzeugmaschinen-Herstellers Trumpf, der Mitgesellschafter bleibt. One Click Metal entwickelt mit rund 20 Mitarbeitenden ganzheitliche Lösungen im Bereich des 3D-Metalldrucks für kleine und mittlere Bauteilgrößen. „Es ist noch ein sehr kleines Unternehmen, aber eine Investition in eine neue Fertigungstechnologie, von der erwartet wird, dass sie in den nächsten zehn Jahren einen Teil der etablierten Technologie ersetzen wird“, sagt Prust. Ein Teil der bislang gedrehten Produkte werde in Zukunft zumindest in kleinen Serien gedruckt. Die Esslinger wollen an diesem Wandel direkt beteiligt sein. gg / Foto: Ines Rudel