Wolf wird wieder heimisch – Alb als Lebensraum möglich – Sorgen bei Schäfern
Seit 150 Jahren war Canis Lupus – der Wolf – in Mitteleuropa ausgerottet, doch langsam kehren die Tiere zurück. Auch in Baden-Württemberg mehren sich die Anzeichen für ihre Existenz. Der Landkreis Esslingen gehört allerdings kaum dazu. In jedem Fall aber sei man vorbereitet und eine Gefahr gehe von den Tieren nicht aus, sagen Experten.
An die Existenz von Wolfsrudeln, Paaren und Einzeltieren in einigen ostdeutschen Bundesländern und in Niedersachsen hatten sich die Menschen gewöhnt. Nachrichten von Sichtungen einzelner wandernder Tiere und die jüngsten, durch Risse von Schafen, Rehen und Rotwild gesicherten Nachweise im Südwesten ließen jedoch aufhorchen. Wissenschaftler freuen sich, aber Schäfer und Weidetierhalter sorgen sich um die Sicherheit ihrer Herden, Spaziergänger fürchten sich vor Angriffen. Experten aus dem Landesumweltministerium ebenso wie Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie Fachleute aus den landwirtschaftlichen und Naturschutzverbänden betonen, dass die Befürchtungen im Regelfall unbegründet sind.
„Wölfe sind Raubtiere, aber wie alle Wildtiere meiden sie die Menschen, denn sie wissen instinktiv, dass die größte Gefahr vom Menschen ausgeht“, beschreibt Sascha Richter, der Wildtierbeauftragte des Landkreises Esslingen. Das Land biete dem Wolf sicher einige Gebiete, in denen er ungestört leben könne. Der Landkreis gehöre nicht dazu. „Wölfe benötigen Ruhe und große Rückzugsgebiete“, sagt Richter. Dafür sei der Landkreis aber zu dicht besiedelt, zu viel Verkehr, Lärm und Freizeitaktivitäten würden die Tiere abschrecken. Anders könnte es auf der Alb aussehen, wo der Wolf wandern und sich in einigen Regionen auch dauerhaft wohlfühlen könnte.
Doch auch dort seien Ängste unbegründet. So gibt es für Weidetiere wirkungsvollen Schutz mit Wildzäunen, auch Herdenschutzhunde können eingesetzt werden. Und für Wanderer gelte die einfache Regel, Respekt vor Wildtieren zu haben und sie nicht zu stören, empfiehlt Richter. Wer auf den Wegen bleibt, werde kaum einen Wolf sehen. Anders sei es, wenn man versuche, sich quer durchs Unterholz zu schlagen. Dann könnten jedoch auch andere Tiere wie etwa Wildschweine gefährlich werden. Das Stuttgarter Umweltministerium sagt, „grundsätzlich“ gebe es keine Gefahr für Menschen, doch vorsichtshalber gibt es schon mal Verhaltensregeln aus: „Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad Wölfen begegnet, die sich nicht zurückziehen, sollte auf sich aufmerksam machen und sich langsam entfernen.“ Auf keinen Fall dürfe man Angst zeigen und etwa hastig weglaufen.
Schäfer sind nicht wirklich begeistert von der Rückkehr des Wolfs. Ein Grund: Schutzmaßnahmen wie die Wildzäune seien teuer. „Das sind Herausforderungen, die sich kein Betrieb leisten kann“, sagt Anette Wohlfahrt vom Schafzuchtverband. Zwar gibt es staatliche Hilfen, doch die seien viel zu niedrig. pst/dpa / Foto: Massanek