ECHO-Krimirätsel: Toter auf der Neckarinsel – Bekannte Esslinger unter Verdacht

Kommissar Blickle hat über die Jahre seiner Karriere als Leitender Ermittler etliche Morde und außergewöhnliche Tötungsdelikte erlebt. Der aktuelle zählte zu den Letzteren.
Ein Mann lag tot am Neckar, neben ihm ein Kanu, das Paddel troff geradezu vor Blut. Der Mann war erschlagen worden, wie der Pathologe Dr. Hades schnell herausgefunden hatte.
So standen Horst Blickle und Kollegin Polizeimeisterin Bettina Schnell an diesem kühlen Dienstagmorgen im Mai am Ufer des Neckar-Altarms und schauten hinab auf das Szenario. Das Ufer lag geschützt hinter einem Wall, an dessen Fußende ein Spazierweg entlang führte – ein schlecht einzusehender Tatort. Die Tatzeit hatte der Pathologe in der Nacht von Montag auf Dienstag festgemacht. Zeugen, Motiv und Identität des Mannes – Fehlanzeige. Der Blick des Kommissars ruhte nachdenklich auf dem zerschmetterten Gesicht. Er glaubte, ihn schon mal gesehen zu haben, konnte sich jedoch an keine Einzelheiten erinnern.
Er sah sich um: Am Neckarufer befanden sich der Steg und die Anlegestellen des Rudervereins, auf der anderen Seite des Wegs das griechische Restaurant „Argo“ mit seiner großen Terrasse inmitten der grünen Wiese. Einzelpersonen und Familien saßen dort gerne. Blickle kannte das Restaurant. Er saß und aß dort gern, meist am Montag nach dem Yoga, das er neuerdings besuchte, sein Favorit war der gegrillte Oktopus und diese Lammkeule auf Ratatouille, die drei Stunden in Rotwein gekocht wurde. Blickles Gedanken schweiften ab. Er könnte ja dort zu Mittag essen und zum Nachtisch ein Hefezopf-Soufflé mit weißem Schokokern und selbst gemachtem Mokkaeis … „Chef“, unterbrach Schnell seine Gedanken. „Hier will jemand mit Ihnen sprechen“, sagte sie und deutete auf einen Mann, der eilig auf Blickle zukam. „Mein Name ist Ralf Weinberger“, sagte er und streckte Blickle die Hand entgegen. „Ich kenne das Kanu und ich kenne den Toten“, sagte er und hatte damit die Aufmerksamkeit des Ermittlerteams.
Gestohlenes Kanu
Weinberger berichtete, dass seine Agentur Canale Grande Kanutouren aller Art anbot, mit Zweier-, Einer- und mit Großkanadier. Mit und ohne Gastronomie. Seit Kurzem auch Stand-up-Paddling. „Ich bin der Vermieter des Kanus hier“, sagte er und deutete auf das Wasserfahrzeug, über das sich etliche weiß gekleidete Kriminaltechniker beugten und wichtige Mienen zur Schau trugen. „Der Mann dort hat mir das Kanu gestohlen“, sagte er. „So wie er mir alles wegnehmen wollte, was ich aufgebaut habe.“
„Halt, wer ist der Tote?“, unterbrach Blickle ihn. Der Mann heiße Tom Tilling und sei mit seinem Partner Sven Schwed als Investor für ein großes Gastro- und Eventunternehmen angetreten. „Und zwar hier“, rief Weinberger und deutete auf das Wiesengelände neben dem Argo. Blickle entfuhr ein Ausruf: „Genau“! Jetzt wusste er, woher er den Toten kannte. Dieser hatte eine Anzeige auf dem Revier aufgegeben.
Was wusste Weinberger?
Tilling hatte seinen Kompagnon, eben diesen Sven Schwed, beschuldigt, ihn zu bedrohen. „Der will mir an den Kragen“, hatte er gestammelt. Das wusste Blickle aus dem Bericht des Kollegen. So richtig ernst hatte das niemand genommen, zumal Tilling nichts Konkretes erklärte. Blickle ließ sich mehr über das Bauvorhaben erzählen. Demnach hatten Tilling und Schwed die Wiese neben dem Argo gepachtet und planten dort ein großes Restaurant mit Kanuverleih und Organisation von Kultur- und Erlebnistouren auf dem Neckar. „Deshalb war Tilling dauernd bei mir, hat rumspioniert, hat versucht, mich auszufragen und mir ganz offen seine Missachtung gezeigt. Gestern Abend hat er eines meiner Kanus gestohlen und ist damit weggepaddelt – weil er wissen wollte, wie lange man zwischen Neckarinsel und Innenstadt unterwegs ist.“
Blickle wurde nachdenklich, denn Weinberger bot ihm gerade ein astreines Mordmotiv an. Das würde dem Besitzer des Argo kaum anders gehen, dachte er, als er sich auf den Weg zum Restaurant machte. Zuvor wies er seine Kollegen an, nach dem Geschäftspartner des Toten zu fahnden. Laut Weinberger hatte das Investorenduo in einem Esslinger Hotel nahe beim Kanuverleih gewohnt.
Großprojekt auf der Insel?
Makis Sfetkos, der mit seinem Bruder Pantelis das Argo führt, kam ihm entgegen. „Ich habe schon gehört, ein Toter am Neckar“, rief er. Sfetkos machte kein Hehl daraus, dass er den Toten kannte und ihn hasste. Eine florierende Gastronomie in direkter Nachbarschaft, das hätte dem Gastronomen natürlich nicht geschmeckt. „Das wäre existenzbedrohend“, sagte er. „Menschen wie Ralf Weinberger und ich, die etwas aufbauen, werden allein gelassen. Wir wären ruiniert gewesen.“ Der hat ja auch ein Motiv, dachte sich Blickle. Erstaunt hörte er aber Sfetkos’ Informationen über den Geschäftspartner des Toten, Sven Schwed. „Die waren doch total zerstritten, Schwed hat herausgefunden, dass Tilling ein Verhältnis mit seiner Frau begonnen hatte, und ihn seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. „Tilling hatte Schiss vor Schwed, der war sogar bei der Polizei“, wusste Sfetkos. Noch einer, der der Mörder sein kann, sagte sich Blickle. Er tat, was er immer tat. Alle Verdächtigen verhören und nach ihren Alibis fragen. So saßen Geschäftspartner Schwed, Gastronom Sfetkos und Kanu-Unternehmer Weinberger zusammen – vereint im Hass auf den Getöteten. Sfetkos sagte, er habe an diesem Abend Ruhetag gehabt und sei nicht auf der Neckarinsel gewesen. Weinberger war, nachdem er sein Kanu vermisst hatte, auf seinem Stand-up-Paddle zur Neckarinsel rausgepaddelt, hatte dort aber nichts sehen können: es sei zu dunkel gewesen. Schwed wollte die ganze Zeit im Hotel gewesen sein, er habe nicht gewusst, wo Tilling war. Blickle dachte kurz nach und plötzlich war alles klar: Die Handschellen klickten. Bei wem? Und warum?
bob/Foto: Stockfotos
Die Lösung auf die Fragen „Bei wem klicken die Handschellen“ und „Warum“ bis zum 14.5. mit vollständiger Anschrift an marketing@ihr-wochenblatt-echo.de mailen. Den fünf Gewinnern und ihrer jeweiligen Begleitperson winken eine Kanutour mit Canale Grande und ein griechisches Büfett im Restaurant Argo am Sonntag, 26. Mai, ab 11 Uhr, in Esslingen.