Kaum Rudelbildung

Public Viewing zur WM im kleineren Stil  – Strengere Auflagen

Die Fußball-Weltmeisterschaft startet. Fans verabreden sich zum kollektiven Kickkucken.  Das ganz große Fieber, wie es bei der WM in Deutschland 2006 grassierte, ist vorbei.  Kleine Veranstaltungen in Kneipen und in Biergärten laufen hingegen gut, zumal die sich auch ohne großen Vorlauf organisieren lassen. 

In wenigen Tagen tritt die deutsche Nationalmannschaft in ihrem  ersten Spiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland an. Bei der WM  2006  war Public Viewing  der Kernbegriff deutscher Fankultur.  Das ist heute nicht mehr so. Und  das hat vielfältige Gründe. „2006, das war vor der Love Parade und vor der Terrorismusbedrohung“, sagt der Esslinger Ordnungsamtsleiter Gerhard Gozellik. Da ließen sich große kommunale Veranstaltungen noch gut organisieren. Dann jedoch hätten die Unfälle bei der Love Parade in Duisburg 2010 sowie die Gefahren terroristischer Anschläge  verschärfte Brandschutz- und Sicherheitsvorgaben für Großveranstaltungen nach sich gezogen. Gorzellik erinnert  an das WM-Zelt im Merkelpark. „Man stelle sich dort nur Terrorsperren und Taschenkontrollen vor.“ Gorzellik glaubt, dass manche Gastronomen noch kurzfristig nach einer Genehmigung fragen und sagt: „Einige Tage Vorlauf reichen.“

 „Anfangs, also zur WM 2006, waren das gute Veranstaltungen“, sagt Marc Philippi vom Schlachthofbräu in Nürtingen. Im  Biergarten konnte man die WM auf einer   Leinwand verfolgen. Allerdings habe man dann festgestellt, dass sich eine solche Veranstaltung  nicht rechnet. „Die Leinwand, Fifa-Lizenzen und Gema-Gebühren kosten an die 20 000 Euro, und  man muss einen Sanitätsdienst sowie   Securityleute vor Ort haben“, zählt Philippi auf. „Dazu kamen  viele Besucher, die nichts verzehrt haben.“

Daraus haben auch die Wernauer gelernt. Am Stadtplatz  organisieren Gastronomen  sowie die  Stadt seit 2006  die Übertragungen bei den großen Turnieren. Heuer allerdings mit Mindestverzehrgutschein, Securitydienst, eingefriedetem Gelände  und    weniger Zuschauern.   

Das Autohaus Hahn in Esslingen  will  ebenfalls  alle Spiele  der Deutschen   auf seinem Gelände in Esslingen-Zell übertragen, der CVJM in Esslingen lädt in den großen Saal im Haus an der Kiesstraße, Kneipen wie das Vier Peh in Esslingen sind dabei oder auch  die Halle in Reichenbach. Und manch ein Veranstalter entscheidet spontan: Die Grinio-Akademie in Köngen etwa  lädt nach ihrem Violinenkonzert am Sonntag in der Zehntscheuer zum Public Viewing ein. Im Internet lassen sich Public-Viewing-Möglichkeiten recherchieren.

Wer dann  mit  einem Autocorso feiern will, sollte die Hinweise der Polizei beachten:  Verboten sind das Sitzen auf Fahrzeugdächern, Motorhauben und im Kofferraum,  das Schwenken langer Fahnen aus Fenstern und das Abbrennen von Pyros. Auch der Fanschmuck am Auto muss mit Vorsicht eingesetzt werden. Die harmlos erscheinenden Spiegelüberzieher in den Landesfarben haben ihre Tücken: Verdecken sie beispielsweise einen eingebauten Blinker ist ein Bußgeld fällig.  bob / Foto: Archiv


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