Fakultät Maschinenbau in Esslingen feiert 150-jähriges Bestehen – Festakt am 9. November – Fachgebiet stark im Wandel
Die Hochschule Esslingen hat kürzlich ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Nun steht das nächste Jubiläum an: Die Fakultät Maschinenbau an der Hochschule blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Am Freitag, 9. November, wird dies mit einem Festakt in der Aula der Hochschule gefeiert.
Im Jahr 1868 ist die Maschinenbauschule als Abteilung an der Königlichen Baugewerkeschule in Stuttgart eingerichtet worden. Im Jahr 1914 wurde daraus die „Königlich Württembergische Höhere Maschinenbauschule zu Esslingen“. Somit stellt das Fachgebiet Maschinenbau die Keimzelle der Hochschule Esslingen dar, als die Schule auf Initiative des Unternehmers Dick in die ehemalige Reichsstadt verlegt worden ist. Mehr noch: Im Maschinenbau liegt auch der Ruf der Stadt Esslingen als „Ingenieurstadt“ begründet. Weitere Entwicklungsschritte der Ausbildungseinrichtung waren der kontinuierliche Ausbau der Schule zur Hochschule Anfang der 70er-Jahre, als die städtische Schule zur Fachhochschule wurde. Es folgten Erweiterungen um mehrere Fachgebiete bis zur Fusion mit der Esslinger Hochschule für Sozialwesen im Jahr 2006.
Der älteste Fachbereich aber blieb gleichzeitig der dynamischste, wie Hochschul-Rektor Christian Maercker erklärt. „Maschinenbau greift nicht nur die klassischen Inhalte, sondern auch die aktuellen Trends der Zeit auf“, sagt Maercker. „Die größte Herausforderung für den Maschinenbau ist die Digitalisierung. Die Wirtschaft befindet sich dadurch in einem riesigen Wandel – das geht alles schneller voran als jemals gedacht“, sagt Steffen Greuling, der Dekan der Fakultät Maschinenbau. „Für die Absolventen bedeute dies ein lebenslanges Lernen. Sie werden sich ihr ganzes Berufsleben lang Wissen aneignen.“ Für die solide Grundlage des steten Wissenszuwachses müsse die Fakultät Maschinenbau sorgen.
Prodekan Alexander Friedrich will mit einem überholten Bild aufräumen. „Ein Maschinenbauer kann heutzutage sein gesamtes Berufsleben verbringen, ohne je schmutzige oder ölige Hände zu haben“, sagt er. Das unterscheide den Maschinenbau von heute zu dem der Anfangszeit. „Was aber bleibt, ist, dass wir seit 150 Jahren Genies brauchen“, sagt Friedrich weiter. Diese hervorragend ausgebildeten jungen Leute würden nach wie vor in der Metropolregion Stuttgart benötigt, wo fast alle großen deutschen Firmen säßen.
Derzeit studieren rund 720 Männer und Frauen Maschinenbau in Esslingen. 26 Professoren und Professorinnen lehren in drei Studiengängen, darunter ist auch der englischsprachige Master-Studiengang „Design and Development in Automotive and Mechanical Engineering“ . Was den Lehrenden allerdings Sorgen bereitet, sind häufig zu beobachtende Probleme der Studenten, im Studiengang anzukommen. Das erste Semester falle vielen jungen Leuten sehr schwer. Weshalb man sich in Esslingen Gedanken über einen niedrigschwelligen Einstieg ins Fach gemacht hat: Schnuppersemester, ein sogenanntes nulltes Semester oder auch die moderierte Arbeit in Kleingruppen sollen Hürden abbauen.
Der Maschinenbau an der Hochschule Esslingen hat nicht nur eine lange Tradition, sondern für die Region auch eine besondere Bedeutung. „Unsere Fakultät Maschinenbau ist in einer technikdominierten Region ansässig, dadurch hat sie eine große Nähe zu vielen Unternehmen. Von diesen sehr guten Kooperationen und dem langjährig gewachsenen Netzwerk profitieren natürlich auch unsere Studierenden“, sagt Christian Maercker. Diese Verbindungen will die Hochschule weiter ausbauen, beispielsweise mit der Beteiligung der Hochschule an der Transferplattform Industrie 4.0.
Ein Technologiezentrum ist im ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk in Oberesslingen geplant – mit der Beteiligung der Esslinger Maschinenbauer im Elektromobilitätszentrum. Außerdem hat die Hochschule kürzlich eine Stiftungsprofessur Technik und Gesellschaft eingerichtet. „Verbrennungstechnik steht längtr nicht mehr im Fokus des Maschinenbaus“, sagt Maercker. „Die Gesellschaft fragt nach ganzheitlichen Konzepten zum Verkehr.“ Er sieht künftige Aufgaben der Fakultät in der Schnittstelle Mensch/Maschine und nennt den Einsatz von Robotern in der Pflege als Beispiel.
Clemens Leopold ist einer der 720 Studierenden im Fachbereich. Er beschreibt sein Studium als anstrengend und anspruchsvoll. Er habe sich für die Esslinger Hochschule entschieden, weil sie einen guten Ruf auch bei den Unternehmen genieße.
Die vielen Praktikumsmöglichkeiten, die Kontakte, die Möglichkeiten, Labore zu nutzen, und der praktische Bezug der Lehrinhalte hätten seine Entscheidung bestärkt. Er schreibt seine Bachelorarbeit zum Thema „Festigkeitsabsicherung von Komponenten des Elektromotors“. Ein gutes Beispiel für die Verschiebung vom Thema Verbrennungsmotor zu moderner Mobilität. bob / Foto oben: bob, Foto unten: Archiv Hochschule