Im März wird Brennholz direkt aus dem Wald versteigert – Es steckt noch einiges an Arbeit drin – Besuch in Erkenbrechtsweiler
Wer jetzt vorsorgt, hat es im übernächsten Winter warm: Frisch geschlagenes Holz sollte mindestens ein bis zwei Jahre lagern, bevor man es in den Ofen schiebt. Im zeitigen Frühjahr verkaufen die Forstreviere das neue Brennholz, teils übers Internet, teils in Versteigerungen, was manchmal ein kleiner Lokalevent ist – wie beispielsweise in Erkenbrechtsweiler.
Hochwertiges Holz wie Eiche für die Möbelherstellung wird im Wald direkt entnommen. In den Brennholzverkauf kommt der Rest: vor allem Buche, Ahorn und Esche auf Meterlänge geschnitten und am Wegrand als Polterholz aufgeschichtet; außerdem Flächenlose, bei denen das auf dem Boden liegende Holz verarbeitet werden darf. Ob er dabei auf Internet-Bestellung oder Versteigerung setzt, entscheidet der jeweilige Revierförster.
Benjamin Fischer, Revierleiter im Kirchheimer Albvorland bis hoch nach Erkenbrechtsweiler, führt die Versteigerungen wie sein Vorgänger weiter und hat offensichtlich Spaß daran. „Wir brauchen heute keine Pistolen, Sie dürfen sich einfach mit Handzeichen melden“, kündigt er an. Am Vorabend in Dettingen haben rund zwei Drittel des angebotenen Holzes Abnehmer gefunden, in „Weiler“ ist Brennholz in der Regel gefragter. „Hier oben haben die Leute öfter noch einen Ofen, und auch einen Traktor und die passende Technik“, sagt Fischer. Motorsäge, Axt oder vielleicht ein Holzspalter werden schon gebraucht, um das Holz „aufzumachen“, also aufzubereiten.
Um 19 Uhr beginnt die Versteigerung im Saal des Feuerwehrhauses, der sich schon eine halbe Stunde vorher füllt. Die Feuerwehr bewirtet mit belegten Brötchen und Getränken, an den Tischen wird diskutiert, die ausgedruckten Listen mit den Flächenlosen und Poltern liegen bereit. „Em Frühjahr macht mer’s Holz, em Sommer macht mer’s Haus“, verkündet jemand.
Viele haben sich die Lose vorab angeschaut, so auch Reinhold Laupitz, der in Oberlenningen wohnt. Er braucht Stämme, die nicht zu dick und nicht zu verästelt sind, weil er die Meterstücke von Hand im Wald spaltet. Micha, der neben ihm am Tisch sitzt, hoffte dagegen auf Eschen- oder Ahornholz: Beides ist preisgünstiger als der Klassiker Buche, mit beidem habe er gute Erfahrungen gemacht. Tischnachbar Klaus Sickinger fragt, wer ein Flächenlos machen will und erntet Gelächter. Besonders beliebt sind die Flächenlose nicht, es ist Knochenarbeit, die Stämme rauszuziehen. Zudem sei oft nicht mehr viel zu holen, meint Micha: „Die ziehen das meiste schon vorher raus und machen Hackschnitzel zum Verheizen draus.“
Mit den Flächenlosen beginnt Fischer die Versteigerung, nachdem er auf Sicherheitsvorschriften wie Schutzkleidung und die Teilnahme an einem Motorsägenlehrgang hingewiesen hat. Auch Erkenbrechtsweilers Bürgermeister Roman Weiß begrüßt die Versammelten. Er wird die Verkäufe protokollieren und später im Nebenzimmer das Geld für die Gemeindekasse entgegennehmen. Schließlich gilt hier der Spruch: Nur Bares ist Wahres.
Das Interesse an den 17 Flächenlosen, je nach Größe mit zehn oder 20 Euro angesetzt, hält sich in Grenzen, mehr als die Hälfte geht aber doch zum Anschlagspreis weg. Vor dem Einstieg in die Polterlose fragt jemand nach dem Brennwert der Esche. Sie ist derzeit vor allem im Tal relativ stark vertreten, denn viele der Bäume müssen wegen des Eschentriebsterbens, einem Pilzbefall, geschlagen werden. Ihr Brennwert liege nur wenig unter dem der Buche, versichert Fischer, und sie habe den Vorteil, dass man sie auch länger im Wald liegen lassen könne, ohne dass sie „verstocke“. Bei seinen Zuhörern kommt die Botschaft an, beim Eschenholz wird an diesem Abend ordentlich geboten. „Letztes Jahr hat’s keiner angeguckt“, brummt Micha, der zunächst das Nachsehen hat, dann aber doch das letzte Los Eschen ergattert.
Die Esche und anderes Laubholz sind mit 50 Euro pro Festmeter angesetzt, die Buche mit 63. In Fünf-Euro-Schritten steigt der Preis Schlag auf Schlag, wer mitmachen will, muss schnell die Hand heben und sie gegebenenfalls auch schnell wieder runternehmen, bevor Fischer „. . . zum Dritten!“ ruft. Von den Losen, die Reinhold Laupitz als interessant ausgeguckt hatte, geht eins ums andere weg, erst beim letzten bietet er schließlich bis zum Zuschlag und ist zufrieden. Tischnachbar Martin Barth erwirbt im Nachgang doch noch eins der zuvor liegengebliebenen Flächenlose. Er habe es sich zweimal angeschaut, da lägen schöne Kronen drin, sagt er, der erst seit Kurzem in Erkenbrechtsweiler wohnt und sich extra einen Kaminofen eingebaut hat. Auch er rückt den Stämmen mit Keil, Axt und Muskelkraft zu Leibe, wie er mit einem Handyvideo belegt – das Holzmachen ist eine Kunst und Ersatz fürs Fitnessstudio zugleich.
Hitzig war die Stimmung im Feuerwehrhaus nicht; vor ein paar Jahren, als das Heizöl sehr teuer war, war das anders. Vor allem bei den Poltern wurde durchweg gesteigert. Manche kommen auch einfach der geselligen Veranstaltung zuliebe und bestellen jetzt noch ein Bier. aia / Foto: aia