Gemeinderat gibt erneut einem Energieanbieter einen Korb – Nachbargemeinden gehen einen anderen Weg

Es bleibt beim Nein: Auch das zweite Vertragsangebot eines Energieanbieters für zwei E-Ladesäulen wurde vom Altbacher Gemeinderat mit großer Mehrheit abgelehnt. „Das Ergebnis ist nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten“, sagte der Bürgermeister Martin Funk über einen Vertragsentwurf der Esslinger Stadtwerke (SWE). Zuvor hatte der Gemeinderat bereits beschlossen, ein Vertragsmodell der EnBW nicht weiter zu verfolgen. Die Krux bei beiden Verträgen ist, dass die Gemeinde das Geschäftsmodell der Energieversorger finanziell hätte bezuschussen müssen. „Es geht ums Geld“, brachte es Funk auf den Punkt.
Der Vertragsentwurf der SWE sah vor, dass Altbach die Ladesäulen für insgesamt knapp 46 000 Euro kauft. Fördermittel in Höhe von 10 800 Euro je Ladestation waren schon zugesagt. Zusätzlich hätte sich die Gemeinde an den Wartungs- und Instandsetzungskosten beteiligen sollen. Eine Versicherung hätte knapp 178 Euro jährlich gekostet. Unter dem Strich rechnete die Kommune mit einem Zuschussbedarf von 4500 Euro pro Jahr.
Geld aus dem Stromverkauf an den E-Ladesäulen wäre laut Verwaltung im Gegenzug nicht in die Gemeindekasse geflossen. Angesichts dieser Bedingungen lehnte eine große Mehrheit des Gemeinderates das SWE-Angebot ab. „Im Moment bleibt zu viel bei uns als Gemeinde hängen“, meinte der CDU-Fraktionschef Michael Euchenhofer. Die CDU hatte im Jahr 2020 beantragt, das Aufstellen von E-Ladesäulen in Altbach prüfen zu lassen. Falls sich die Bedingungen änderten, könne das Thema in Zukunft erneut aufgegriffen werden, sagte Euchenhofer nun.
In den Nachbarorten Altbachs gibt es bereits öffentliche Ladesäulen. „Für mich sind öffentliche Ladesäulen ein wichtiger Standortfaktor, um durch E-Ladesäulen für die Kunden den Handel und die Gastronomie zu stärken“, sagt der Plochinger Bürgermeister Frank Buß. An sechs Standorten gibt es dort seit dem Jahr 2018 insgesamt zwölf Ladepunkte, deren Nutzung sich bis Oktober 2021 teils mehr als versiebenfacht hat. Die Stadt zahlt eine monatliche Gebühr von 69 Euro an die EnBW, die Einnahmen aus dem Stromverkauf werden geteilt.
In Deizisau erhält die Gemeinde eine Rückvergütung für die Ladevorgänge. Allerdings sei die Rückvergütung nicht kostendeckend, räumt der Bürgermeister Thomas Matrohs ein. Unter dem Strich kosteten die zwei Ladesäulen die Gemeinde in jedem Jahr einen mittleren vierstelligen Betrag für Unterhaltung, Abschreibung und Weiteres. „Dieser Betrag könnte noch minimiert werden, wenn noch mehr Ladevorgänge dazukommen“, sagt Matrohs. Trotz der Bezuschussung stehe das Rathaus hinter der Infrastruktur, die der Elektromobilität einen weiteren „Anschub“ geben solle.
In Esslingen gibt es 21 öffentliche Ladesäulen. „Hauptantrieb des Ausbaus im Jahre 2013 war der Carsharing-Anbieter Car2go. Damit wollte die Stadt Esslingen die Antriebs- und Verkehrswende unterstützen“, erinnert sich Jessica Waibel vom Stadtplanungsamt. Inzwischen bereitet die Stadt die Ausschreibung weiterer Standorte für Ladestationen vor. Nun soll sich der Kostenanteil der Stadt aber auf den Verzicht von Sondernutzungsgebühren beschränken. Alle weiteren Kosten sollen von den Betreibern getragen werden.
In Wernau werden derzeit zwei öffentliche Ladesäulen betrieben, zwei weitere sollen bald in einem Neubaugebiet hinzukommen. Für die vorhandenen Säulen bezahlt die Stadt laut Patrick Klein, Amtsleiter des Stadtbauamtes Fachbereich Tiefbau, 600 Euro jährlich als Betriebskostenpauschale an die Netze BW. Der Stromverkauf-Erlös geht an den Betreiber.
In Hochdorf wird die öffentliche Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut. Drei öffentliche Flächen stellt die Gemeinde dafür dem örtlichen Ingenieurbüro für Photovoltaik und Energieeffizienz von Bastian Zinßer als Betreiber der Stationen zur Verfügung. Seit dem Jahreswechsel 2020/2021 betreibt Zinßer bereits zwei öffentlich nutzbare Ladestationen. Dazu plant die Verwaltung zwei zusätzliche kommunale Ladestationen, Partner ist hier die Netze BW/EnBW.
bra/eis / Foto: Ines Rudel