Klare Kante fürs Bahnhofsviertel

Qbus feiert Richtfest: Der Wohn- und Bürokomplex auf dem Gelände des früheren ZOB soll neue urbane Mitte werden

Esslingen, Richtfest für das Großprojekt QBUS am Bahnhof.

Großer Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Esslinger Bahnhofs: Die LBBW-Immobiliengruppe hat vor Kurzem Richtfest gefeiert für ihren Wohn- und Bürokomplex mit Gastronomieflächen, erweitertem Lebensmittelmarkt und einer städtischen Mobilitätsstation auf dem alten, jahrelang brachliegenden Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Qbus, wie die Bauherrin und Eigentümerin ihr Kind in Anlehnung an seine geometrische Form und seine Vergangenheit getauft hat, soll das Bild der künftigen Innenstadt prägen. Uwe Jaggy, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Development: „Wir wollen hier eine neue urbane Mitte für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger schaffen. Zum Leben, Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Essengehen und Zusammenkommen.“
Dabei handelt es sich auch um ein Bauprojekt, „das an die Grenze dessen gegangen ist, was an Dichte möglich ist“, wie der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer vor den Richtfestgästen einräumte. Damit nahm er Bezug auf die nach wie vor anhaltenden Diskussionen, wie das „Handtuch“ zwischen Fleischmann-, Berliner und Martinstraße aus Sicht vieler Esslinger besser hätte genutzt werden sollen – nämlich als Grünfläche. Das stand allerdings nie ernsthaft zur Debatte, hatte die Stadt das Grundstück nach dem Umzug der Busse an den Bahnhof doch zügig der Firma Dietz in Bensheim angedient. Dann tat sich lange nichts, der Platz mutierte zum Schandfleck, bis die LBBW 2018 das Projekt übernahm und 2019 den Kaufvertrag mit der Stadt über vier Millionen Euro unterschrieb.
Entwurf weitgehend umgesetzt
Seit Anfang 2021 baut sie. 200 Bohrpfähle wurden in den Untergrund einer logistisch schwierigen Baustelle gerammt, die direkt über der Tiefgaragenausfahrt des Einkaufszentrums Das ES liegt. Mittlerweile steht der Rohbau: Erdgeschoss und erster Stock ziehen sich durchgängig über das rechteckige Grundstück entlang der Berliner Straße, darüber wachsen – unterbrochen durch Innenhöfe – vier einzelne Baukörper um weitere drei Stockwerke plus eingerücktem Penthouse.
Der Entwurf des Stuttgarter Büros Wittfoht Architekten, das 2016 den Realisierungswettbewerb gewonnen hatte, „ist zu 95 Prozent umgesetzt worden“, zeigte sich Wilfried Wallbrecht, bis 2021 Baubürgermeister und Wegbegleiter des Projekts, hochzufrieden. Auch wenn nach wie vor viele Esslinger mit der Massivität des Betonblocks massiv fremdeln. Wallbrecht: „Mir war es wichtig, dass der Bahnhofsplatz im nordwestlichen Bereich eine Kante und damit eine Umfassung bekommen hat.“ Eines ist aus seiner Sicht schon wahrnehmbar: Das Einkaufszentrum Das ES, Bahnhof samt Bahnhofsplatz und das Qbus seien die neue Stadtmitte, die die historische Altstadt mit der Neuen Weststadt verbinde. Klopfer: „Die Gewichte verschieben sich. Wir werden auch unsere Innenstadtkonzeption in Richtung Weststadt erweitern müssen.“
Anfang 2023 sollen die 132 Mikroapartments und 19 Penthouse-Wohnungen zwischen 50 und 80 Quadratmetern mitsamt Büro- und Gastroflächen fertig sein. Zwar habe man noch 2700 Quadratmeter an Büros im Angebot, doch stehe man vor dem Abschluss mit einem großen Ankermieter, berichtete Jaggy. Zudem habe man nach wie vor die Parkhausgesellschaft Apcoa und den Lebensmittelmarkt Rewe mit an Bord, der bis an die Berliner Straße vorrückt und zu einem der größten Märkte in der Region avanciert. Links an der dem Bahnhof zugewandten Stirnseite wird sich eine Rampe in den ersten Stock des Neubaus schieben, wo das Fahrradparkhaus mit Werkstatt untergebracht wird. Wenn es nach OB Klopfer geht, wird dann auch die Fleischmannstraße vor dem Qbus nur noch von Gastrogästen, Fußgängern und Radlern bevölkert.

biz / Foto: Roberto Bulgrin


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