„Fuenfbisneun“ nimmt am 23. Dezember Betrieb auf – Stadt wirbt für Kompromiss
Eine schöne Bescherung: Die Jugendkneipe „fuenfbisneun“ in Esslingen öffnet wieder am 23. Dezember und feiert am 24. Dezember die große Weihnachtsparty. Im Sommer hatte das Lokal wegen wiederholter Lärmbeschwerden durch das benachbarte Hotel Ecoinn geschlossen. Die Stadt Esslingen bemüht sich indes, über einen Kompromiss beiden Seiten Genüge zu tun.
Ein klassischer Nachbarschaftsstreit: Der Hinterhof der Jugendkneipe „fuenfbisneun“ liegt unterhalb der Zimmer der Gäste im Hotel Ecoinn. Kneipenbesucher, die rauchen und sich unterhalten sowie Begleitgeräusche von Veranstaltungen veranlassen Hotelgäste dazu, sich zu beschweren. Als die Polizei im Sommer wegen Lärmklagen zum wiederholten Mal anrückte und ein Bußgeldbescheid erging, schmiss der damalige Kneipenbetreiber Michael Belthle entnervt das Handtuch. Der Kompromiss aus dem Rathaus sieht vor, im „fuenfbisneun“ Lärmschutz zu installieren, die Zahl der Veranstaltungen zu begrenzen und die Kneipe im Monat August komplett geschlossen zu halten. Auf der sprichwörtlichen anderen Seite sollte das Hotel eine Lüftung und eine Kühlungsanlage einbauen, sodass im Sommer die Fenster geschlossen bleiben könnten.
„Von unserer Seite spricht nichts gegen eine Wiedereröffnung der Kneipe“, sagt Roland Karpentier, der Sprecher der Stadt Esslingen.
Das Gebäudemanagement der Stadt sei dabei, die einzelnen Baumaßnahmen zusammenzustellen. Bis zum Mai soll alles umgebaut sein. „Für diesen Kompromiss werben wir“, sagt Karpentier.
Die Sachlage ist kompliziert. Beide Einrichtungen haben im Lauf der Zeit ein Eigenleben entwickelt, das sich von den zugrunde liegenden Konzepten entfernt hat. Die Jugendkneipe sollte demnach ursprünglich ein reines Anhängsel des Komma sein, mit den gleichen Öffnungszeiten. Das Ecoinn war zunächst Jugendgästehaus, seit 2011 ist es Drei-Sterne-Hotel mit höheren Zimmerpreisen für ein zahlungskräftigeres Publikum. „Wir sind an einem guten Miteinander interessiert“, sagt Thomas Puchan, der Manager des Ecoinn. Er sieht die Stadt als Eigentümerin des Komma-Gebäudes am Zug. „Man muss das Gebäude technisch auf Disco-Niveau bringen.“ Der Manager ärgert sich über den „Shitstorm“ und darüber, dass man das Hotel an den Pranger stelle. „Noch vor einigen Tagen sind Mitarbeiter von uns bedroht worden“, sagt Puchan, der aber selbst im Hotel nicht nachrüsten möchte.
Überdies seien alle Veränderungen im Hotel mit der Stadt abgesprochen. So regle ein städtisches Kontingent günstige Übernachtungsmöglichkeiten im Ecoinn für Jugendliche. Für Markus Benz, den Geschäftsführer des Stadtjugendrings, fehlt ein Hostel. Er berichtet, dass Gäste aus den Partnerstädten im Sommer in Zelten in der Weststadt übernachtet hätten. Die Party am 24. Dezember dürfte störungsfrei laufen, da das Hotel geschlossen hat. Komma-Leiter Andreas Jacobson sieht den Konflikt aber schon im Sommer wieder aufploppen. bob / Foto: bob