Transnet BW will neben dem Kraftwerk eine Bevorratung einrichten – „Zeit mit Blick auf kommenden Winter drängt“

Der Klimawandel gefährdet offenbar indirekt die Energiesicherheit im Südwesten. Weil Frachtschiffe infolge niedriger Pegelstände im Rhein teilweise nicht an ihr Ziel kommen, will der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW am Standort Altbach ein neues Kohlelager bauen. So sollen Kraftwerke der EnBW in der Region in Zeiten von Lieferschwierigkeiten dennoch Strom produzieren können. Die Projektbeteiligten werben um Zustimmung der Kommunen und Grundstückseigner.
„Seit 2015 hatten wir fast jedes Jahr Niedrigwasser, was die Betriebsbereitschaft der Kraftwerke gefährdet“, sagte Volker Dütsch von Transnet BW in einer Sitzung des Esslinger Ausschusses für Technik und Umwelt. Zwar ist der Kohleausstieg politisch beschlossen, derzeit sind aber Kraftwerke wie das in Altbach noch in Betrieb, um in Zeiten ohne Wind und Sonne Energiesicherheit zu gewährleisten – in Altbach ist der neuere Steinkohleblock 2 der EnBW noch am Markt, der ältere in der sogenannten Netzreserve.
Altbach werde bislang zwar vor allem über die Schiene mit Kohle beliefert, das aber habe sich auch als störanfällig erwiesen. Das einzige was wirklich helfe, sei vereinfacht ausgedrückt ein Kohlehaufen vor der Haustüre, so Dütsch. Aktuell besteht bereits ein Kohlelager auf dem Gelände der EnBW für 20 000 Tonnen Vorrat. Die Fläche wird durch den geplanten Bau eines Gaskraftwerks aber verringert – ein Grund, weshalb Transnet BW nun das Projekt anstößt.
Platz für 80 000 Tonnen Kohle
Das Lager soll auf einer derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche von 10 400 Quadratmetern am Neckar entstehen, zwischen Block 1 sowie der Entsorgungsfirma Scherrieble und der Firma E. Bayer Baustoffwerke. 80 000 Tonnen Steinkohle könnten gelagert werden, das reicht früheren Angaben zufolge für etwa 20 Tage unter Volllast. Die Fläche gehört in Teilen der Firma Bayer, der Gemeinde Altbach und der Stadt Esslingen.
Von den ersten beiden waren zustimmende Signale gekommen, zuletzt hat der Esslinger Gemeinderatsausschuss bei einer Gegenstimme (Johanna Renz, Linke) grundsätzlich grünes Licht zur Fortführung der weiteren Planung erteilt.
Transnet BW kalkuliert mit Kosten von 1 bis 1,5 Millionen Euro. Nach etwa vier Jahren soll das Lager wieder rückgebaut werden. Für Bau und Betrieb will man die Expertise der Firma Bayer nutzen. Die Kohle soll per Schiff über den Neckar zum Anleger von Scherrieble und von Bayer zum Lager gebracht werden. Wird sie benötigt, erfolgt der Transport zum Kraftwerk Altbach, nach Heilbronn oder Walheim per Schiff. Nach Angaben von Dütsch hat Transnet BW auch Alternativstandorte geprüft, etwa in Gaisburg oder flussaufwärts. Sie kamen wegen fehlender Infrastruktur oder fehlender Genehmigungen für den Schiffsumschlag nicht infrage. Zumal in Altbach der größte Kohlebedarf bestehe.
„Wir haben sehr starken Druck“, erklärte Dütsch. Man schaue auf den nächsten Winter, der mit Blick auf die Temperaturen womöglich nicht so glimpflich verlaufe wie der vergangene.
Demnächst möchten die Bauherren den Genehmigungsantrag beim Landratsamt stellen. Dieses ist für das immissionsschutzrechtliche Verfahren zuständig. Die Stadt Esslingen wird im weiteren Verlauf auch in baurechtlichen, städtebaulichen und weiteren Fragen miteinbezogen. Transnet BW hofft, dass möglichst im September der Bau starten kann.
gg / Archivfoto: Philipp Braitinger