Hochschule Esslingen stellt sich neu auf – Weniger Fachbereiche – Veränderungen auch am Standort Göppingen

Die Zeiten sind auch für die Hochschule Esslingen nicht mehr einfach: Das schwindende Interesse an Technik, die Umwälzungen in der Automobilindustrie, der harte Wettbewerb unter den Hochschulen, Doppelstrukturen und die teilweise alt hergebrachte Organisation von Fachbereichen setzen die Hochschule unter Handlungsdruck. Mit einer Reduzierung von elf auf sechs Fachbereiche und einer neuen Gliederung der Fakultäten will sich die Hochschule den Herausforderungen stellen.
Die Studienthemen werden sich künftig auf sechs Fakultäten verteilen: „Maschinen und Systeme“, „Mobilität und Technik“, „Angewandte Naturwissenschaften, Energie- und Gebäudetechnik“, „Informatik und Informationstechnik“, „Wirtschaft und Technik“ sowie „Soziale Arbeit, Bildung und Pflege“. Dazu kommen fünf grundlegende wissenschaftliche Lehrbereiche, die zuvor in den Fachbereichen eingegliedert waren. „Digitalisierung“, „Forschung und Transfer“, „International Centre and Graduate School“, „Studieneingang und Grundstudium“ sowie „Weiterbildung“ werden künftig gesondert angeboten; damit sollen Doppelstrukturen vermieden werden. „Das Thema Digitalisierung ist für jeden Fachbereich relevant“, erklärt Rektor Christof Wolfmaier. Aber nicht jeder Fachbereich benötige einen eigenen IT-Experten. „Die neue Organisation ist eine große Chance für uns, weil sie Synergien schafft und dadurch Neuausrichtungen möglich macht. So können wir verstärkt gesellschaftlich relevante Themen in unserer Lehre aufgreifen“, betont Wolfmaier.
Ein gutes Beispiel für die Aktualisierung der Studiengänge sieht Wolfmaier in der „zukunftsorientierten“ Ausrichtung des Fachbereichs Mobilität und Technik. Dieser entsteht durch die Zusammenführung der Studiengänge Elektrotechnik und Fahrzeugtechnik. Das soll der ganzheitlichen Betrachtung künftiger Mobilitätswelten entsprechen. Die neue Konstellation soll einen stärkeren Fokus auf die gesamte Mobilitätskette schaffen: von der Energieerzeugung über die Infrastruktur bis zur Entwicklung moderner Fahrzeuge – auch über das Automobil hinausgehend. Des Weiteren sollen die Lehrenden die veränderten Mobilitätsbedürfnisse der Menschen in Städten und dem ländlichen Raum analysieren und neue, innovative Mobilitätskonzepte entwickeln.
Eine besondere Rolle kommt dem Standort Göppingen zu: Mechatronik bleibt am dortigen Campus – voraussichtlich als Studiengang Mechatronik/Cyber-physikalische Systeme. Dieser soll vermehrt IT-Inhalte abdecken. Auch der duale Studiengang Mechatronik-Plus bleibt in Göppingen. Die Studiengänge Elektrotechnik sowie Automatisierungstechnik und Produktionsinformatik werden in Esslinger Fakultäten integriert. Am Campus Göppingen wird die Leitung der neuen, standortübergreifenden Fakultät „Wirtschaft und Technik“ angesiedelt. Daneben wird auch der Studiengang „Digital Business Engineer“ aufgebaut. „Damit können wir Göppingen und Esslingen stärker voneinander abgrenzen und wir machen uns nicht gegenseitig Konkurrenz“, sagt Wolfmaier. Ziel sei auch, in Göppingen wieder dauerhaft auf 1000 Studierende zu kommen.
Zwei zusätzliche Professorenstellen soll es in Göppingen geben. Durch die Umstrukturierung verlieren fünf Dekane zunächst ihren Status. Da die Leitungsfunktionen in den Fakultäten neu gewählt werden, können sich auch die jetzigen Dekaninnen und Dekane zur Wiederwahl stellen.
Die neue Organisationsstruktur soll im Sommersemester 2021 starten. Ab dem Wintersemester 2021/2022 sind die Anpassung und die Umsetzung der aktualisierten Studienangebote vorgesehen.
Die Hochschule wird auch das nächste Semester coronabedingt überwiegend digital bestreiten. bob / Foto: bul