Die Badeseen im Landkreis Esslingen ziehen in Corona-Zeiten (zu) viele Besucher an

Der Aileswasensee hat es zu landesweiter Berühmtheit gebracht: Dem Badesee in Neckartailfingen drohte kurzzeitig die Schließung, weil das Besucheraufkommen jegliche Corona-Abstandsvorschriften über den Haufen warf. Die anderen Badegewässer im Landkreis Esslingen sind kaum weniger beliebt. Fazit: Die Gemeinden müssen ihre Badeseen dieses Jahr sorgfältig im Auge behalten.
Es war zu erwarten: Das Wetter ist sommerlich warm, der Besuch im Freibad nicht so einfach wie sonst. Da locken die Badeseen mehr noch als in den coronafreien Jahren. Zumal dem Aileswasensee, dem Bissinger See und dem Unteren See der Bürgerseen in Kirchheim jährlich eine gute bis sehr gute Wasserqualität bescheinigt wird.
Vor wenigen Tagen ist der Gemeinderat Neckartailfingen in einer Sondersitzung zusammengekommen: Am Wochenende zuvor war der Aileswasensee völlig überlaufen, es wurde außerdem wild geparkt, Autoschlangen schoben sich durch den Ort. Das ist für die Bürger von Neckartailfingen zwar ein bekanntes Problem, aber in diesem Jahr wurde die Situation dadurch verschärft, dass Abstandsregelungen nicht mehr eingehalten werden konnten. Nach der mehrheitlichen Entscheidung des Gemeinderats und dem Erlass einer Allgemeinverfügung dürfen nun nur noch 1000 Besucher täglich an den See. Werden es mehr, werden die Zufahrten gesperrt.
Ziel sei, die aktuelle Überfüllung des Sees zu beenden, heißt es in einer Presseerklärung. Die Durchsetzung und Kontrolle der Hygienemaßnahmen seien bei einem solchen Massenandrang auch mit Unterstützung der Polizei nicht mehr leistbar gewesen. Mit der Entscheidung des Gemeinderats ist der See vorerst nur knapp einer Schließung entgangen. Sollten sich die Besucher aber nicht an die Regeln halten, wird der See bis auf Weiteres komplett gesperrt und der Betrieb eingestellt, heißt es weiter aus dem Rathaus.
Auch in der Kirchheimer Verwaltung hat man ein wachsames Auge auf das Badetreiben. Am Unteren See der Bürgerseen war an den vergangenen heißen Wochenenden auch sehr viel los. „Bisher ist die Situation noch beherrschbar“, sagt Robert Berndt, der Pressesprecher der Teckstadt. Noch setze man auf die Eigenverantwortung der Besucher, werde sich aber Maßnahmen vorbehalten. Berndt berichtet von überfüllten Parkplätzen. In der Folge würden die Besucher in den Feldwegen parken. „Der Vollzugsdienst und das örtliche Polizeirevier werden öfter die Zustände an den Bürgerseen kontrollieren“, kündigt Berndt an.
Der See in Bissingen ist seit dem 25. Juni geöffnet. „In der Tat haben wir ja aktuell eine Schönwetterperiode“, sagt Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf. „Wir können aber feststellen, dass der Badebetrieb überwiegend gut läuft.“ Sowohl auf der Liegewiese als auch im See und in den Parkbereichen funktioniere der Ablauf ordentlich. Großer Andrang an den Wochenenden sei ein jährliches Phänomen, so Musolf. „Dann werden sicherlich die Abstandsregeln zumindest zeitweise auch mal unterschritten.“ Besondere Vorkommnisse hat es nach Musolfs und polizeilichen Erkenntnissen nicht gegeben. Auch dass die Parkplatzinfrastruktur an ihre Grenzen kommt, ist in Bissingen nicht neu. Der Bürgermeister verweist auf die Parkmöglichkeiten in der Ortsmitte, von wo es nur ein kleiner Fußweg zum See ist. „Wir appellieren seit der Öffnung des Sees an die Einhaltung der allgemeinen Abstandsvorgaben und die gegenseitige Rücksichtnahme aller Besucherinnen und Besucher“, sagt Musolf. „Die weitere Entwicklung müssen und werden wir dabei natürlich im Blick behalten.“ bob / Foto: Holzwarth