Kooperation steht nach wie vor

Die Landkreise Esslingen und Böblingen wollen nach dem Brand die Vergärungsanlage Leonberg neu aufbauen

Anfang Juni haben die Landkreise Esslingen und Böblingen beschlossen, in Sachen Biomüll künftig enger zusammenzuarbeiten und die Biomüllvergärung auszubauen. Drei Monate später machte ein Großbrand in der Vergärungsanlage in Leonberg die Pläne zunichte. Allerdings nur vorläufig, denn es ist erklärtes Ziel beider Seiten, gemeinsam weiterzumachen und die Anlage wieder aufzubauen.

Der Kreis Esslingen betreibt das Kompostwerk in Kirchheim, der Kreis Böblingen die Vergärungsanlage in Leonberg. Dort wird der Biomüll nicht direkt kompostiert, sondern fermentiert, wobei Biogase entstehen, die wiederum für die Stromerzeugung genutzt werden: Das sei „ökologisch vorbildlich und zukunftsfähig“, so die Einschätzung des Esslinger Landrats Heinz Eininger. Die Kompostierung wird aber bei diesem Prozedere nicht überflüssig, denn es bleiben Reste übrig, die im Kompostwerk in Kirchheim unter den anderen Biomüll gemischt werden. Das war auch bisher schon der Fall. Neu ist, dass künftig auch Biomüll aus dem Kreis Esslingen zur Vergärung nach Leonberg gebracht werden soll: Die Vereinbarung geht von rund 20 000 Tonnen jährlich aus, wobei wegen der kurzen Wege vorwiegend Abfälle von den Fildern im Nachbarkreis landen sollen. Aus dem Kreis Böblingen selbst kommen rund 36 000 Tonnen Biomüll jedes Jahr. Diese Anteile spiegeln sich in den Gesellschafteranteilen der neuen, von beiden Landkreisen getragenen Bioabfallverwertung GmbH Leonberg wider.

Beide Landkreise hatten bereits die Absicht erklärt, in die Vergärungsanlage in Leonberg zu investieren und für rund zehn Millionen Euro einen zweiten Gärturm zu bauen, um die größere Menge an Bioabfall bewältigen zu können. Dann brach in der Nacht vom 11. auf den 12. September ein Brand in der Anlage aus, der die Feuerwehr aus Leonberg und dem ganzen Kreis fünf Tage lang in Atem hielt. Nahezu vollständig zerstört wurden dabei die Anliefer-, Aufbereitungs- und Hauptrottehalle sowie der Gasspeicher mit allen Maschinen. Dagegen blieben das Betriebsgebäude mit Einfahrtsbereich, Werkstatt und Vortragsraum, die Nachrottehalle und weitere Teile der Anlage weitgehend verschont. Die Brandursache wird derzeit noch immer von Sachverständigen ermittelt. Bislang könne man dazu keine Aussage machen, sagt Benjamin Lutsch, Pressesprecher beim Landratsamt Böblingen.

Unmittelbar nach dem Brand haben beide Landkreise erklärt, dass sie die gemeinsame Gesellschaft fortführen und die Vergärungsanlage am Standort Leonberg neu aufbauen möchten. Der Biomüll aus dem Kreis Böblingen wird bis dahin auf die Nachbarkreise verteilt, der Hauptteil kommt nach Kirchheim. „Wir konnten uns noch am Tag des Unglücks auf unseren Partner Landkreis Esslingen verlassen, der nicht nur spontan unseren Biomüll abgenommen hat, sondern nun auch gemeinsam mit uns die Zukunft der Anlage neu plant,“ sagte der Böblinger Landrat Roland Bernhard. „Nun gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen und eine Vergärungsanlage aus einem Guss zu planen und zu bauen“, ergänzte Heinz Eininger.

Die Kosten für den Neubau der abgebrannten Betriebshallen und Einrichtungen werden auf mindestens 15 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen weitere rund zehn Millionen Euro für die Vergärungsstufe 2, die im Zuge der Kooperation bereits geplant war. Jetzt stehen zunächst die Planung und das Genehmigungsverfahren an – das bedeutet, dass voraussichtlich im Herbst 2021 mit dem Bau begonnen werden kann. Noch einmal knapp zwei Jahre später, Mitte 2023, rechnet man mit der Inbetriebnahme.  aia / Foto: Landkreis Böblingen


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