Kosten steigen um 13,7 Millionen Euro

Der Neubau des Esslinger Landratsamts verteuert sich auf 143,4 Millionen Euro – Die Arbeiten liegen im Zeitplan

Die gute Nachricht zuerst: Die Bauarbeiten für das neue Esslinger Landratsamt liegen im Zeitplan. „Aus heutiger Sicht bleibt es beim Fertigstellungstermin im September 2025“, berichtet die Sprecherin der Kreisverwaltung, Andrea Wangner. Die schlechte Nachricht lautet: Der Neubau in den Pulverwiesen wird um 13,7 Millionen Euro teurer als geplant. Die Baukosten erhöhen sich auf 143,4 Millionen Euro, teilte die Kreisverwaltung mit.
Der Kreistag hatte im März 2021 eine Obergrenze für die Baukosten in Höhe von rund 129,7 Millionen Euro beschlossen. Mit dem Generalunternehmer Züblin, der den Neubau zwischen Merkelpark und Neckarufer schlüsselfertig errichtet, wurde damals ein entsprechender Festpreis vereinbart. Doch nun musste nachverhandelt werden.
Denn in den vergangenen Monaten haben sich „aufgrund des Ukraine-Kriegs die Rahmenbedingungen auf dem Bausektor maßgeblich geändert, mit zum Teil enorm gestiegenen Preisen aufgrund von anhaltender Materialknappheit und einer Störung der Lieferketten“, heißt es seitens der Verwaltung.
Der Aufschlag fällt mit elf Prozent üppig aus, Landrat Heinz Eininger betont jedoch: „Wir haben in unseren Verhandlungen eine für den Landkreis Esslingen als Bauherrn und für das Bauunternehmen faire Lösung gefunden. Dies gilt umso mehr, als dass damit sämtliche Preisanpassungsansprüche aufgrund des Ukraine-Kriegs und in dessen Folge auf Materialpreise bis zum Bauzeitende ausgeglichen und erledigt sind.“ Soll heißen: Mehr Geld gibt es nicht.
Das Bauprojekt kommt derweil gut voran. Sichtbar wurden die Arbeiten Ende Mai vergangenen Jahres, als damit begonnen wurde, das über 40 Jahre alte Bestandsgebäude zu entkernen. Im Oktober schließlich wurde der Abriss des sechsstöckigen Verwaltungsbaus in Angriff genommen. Diese Arbeiten sind laut Wangner wie geplant ohne Probleme verlaufen. „Es gab keine Verzögerungen.“ Was angesichts der Dimensionen nicht so selbstverständlich war: Allein 31 500 Tonnen Beton, 455 Tonnen Ziegel, 1220 Tonnen Metalle, 147 Tonnen Glas, 800 Tonnen Holz, 400 Tonnen Gipsdielen, 20 Tonnen Kunststoff, 90 Tonnen Mineralwolle und 43 Tonnen Dachpappe aus dem Altbau sind zur ­weiteren Nutzung von speziellen Firmen aufbereitet worden. Mehr als 90 Prozent der angefallenen Baustoffe wurden dem Kreislauf wieder zugeführt. Auch der Neubau selbst wird hohen ökologischen Vorgaben gerecht. Vorgesehen ist unter anderem der Einsatz einer mit Neckarwasser gespeisten Wärmepumpe für Heizung und Kühlung sowie eine großflächige Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung.
Rund 14 000 Kubikmeter Erdreich wurden in den vergangenen Wochen für die riesige Baugrube ausgehoben, die immerhin 140 Meter lang, 55 Meter breit und gut sieben Meter tief ist. Inzwischen ist bereits der Bewehrungsstahl der Bodenplatte verlegt. Diese wird laut Wangner derzeit in mehreren Abschnitten betoniert. Auch bei den nächsten Bauschritten werde nicht mit Schwierigkeiten gerechnet, „sie sind bereits vorbereitet“. Aus heutiger Sicht könnten die Rohbauarbeiten im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.
Entstehen wird ein zweiteiliger Gebäudekomplex in Form einer liegenden Acht mit großzügigen Innenhöfen. Gut 33 000 Quadratmeter Nutzfläche verteilen sich auf vier und fünf Etagen sowie zwei Untergeschosse. Der an das benachbarte, elfgeschossige Hochhaus des Landratsamtes angebundene Neubau wird Raum bieten für insgesamt 675 Arbeitsplätze für die Verwaltungsspitze und Mitarbeitende aus elf Ämtern. Hinter der großzügig verglasten Fassade finden zum Beispiel die Kfz-Zulassungsstelle, der Große und Kleine Sitzungssaal, eine Kindertagesstätte mit zwei Gruppen und eine Kantine Platz. Ende 2025/Anfang 2026, wenn die ausgelagerten Ämter und Dienststellen aus ihren Interimsunterkünften wieder zurückgezogen sind an den Standort Pulverwiesen, kann der Verwaltungsbetrieb dort aufgenommen werden. Die Esslinger Kreisverwaltung zählt insgesamt 2300 Beschäftigte an den Standorten Esslingen und Plochingen.

eh / Foto: Roberto Bulgrin


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