Corona hat den Sport lahmgelegt – Vereine klagen über Mitgliederschwund – Neue Ideen gefragt

Landauf landab hat die Corona-Pandemie den Alltag ausgebremst. So auch die Sportgruppen: Ein Training war zeitweise nur noch online möglich, an Wettkämpfe war erst gar nicht zu denken. So hatten auch die Hochdorfer und Reichenbacher Wettkampfgymnastinnen zu kämpfen und haben alles dafür getan, ihre Mitglieder in dieser schwierigen und nicht planbaren Zeit bei Stange zu halten.
Showtanzgruppe gegründet
Die Hochdorfer haben sich in der Sportgymnastik-Abteilung neu aufgestellt und im Januar 2021 eine Showtanzgruppe gegründet. Zwischen neun und 14 Jahre alt sind die 28 Mädels. Lotta Fischer (19) und Abteilungsleiterin Julia Bühler (21) trainieren das neue „Highvillage Showteam“, beide sind seit ihrer Kindheit aktive Wettkampfgymnastinnen beim TV Hochdorf. „Wir waren eine reine Sportgymnastikabteilung und auf Wettkämpfen. So ab 14 aufwärts hatten manche aber nicht mehr so große Lust darauf. Die Einschränkungen der Pandemie haben nicht gerade geholfen, die Leute zu motivieren“, sagt beispielsweise Julia Bühler.
Um diese Hängepartie gut zu überbrücken, waren deshalb kreative Ideen gefragt: Die neue Showtanzgruppe weckte das Interesse, die Mädels blieben. Erst wurde nur online zuhause trainiert, dann in Zweierteams in Präsenz und im Sommer wieder draußen in der Gruppe. Trotz der erschwerten und kurzen Vorbereitungszeit konnten die Hochdorfer Mädels im Mai einen für sie unerwarteten Erfolg verbuchen: Zum ersten Mal überhaupt als Showtanzgruppe angetreten, überzeugten sie beim Landesfinale des TuJu-Stars-Wettkampfs des Schwäbischen Turnerbunds in Lorch und holten mit ihrer Vulkan-Choreo „Der Ausbruch“ den Titel des neuen Baden-Württembergischen Jugendmeisters im Showtanz. Im September steht das Bundesfinale im badischen Forst an. Dafür wird jetzt weiter an der Choreografie gefeilt und fleißig trainiert.
Wettkampf selbst ausgerichtet
Im Nachbarort waren in Coronazeiten bei den Wettkampfgymnastinnen des TV Reichenbach dagegen schon Verluste zu verzeichnen, berichtet Abteilungsleiterin Gabi Strohmayer. „Bei den Jugendlichen in der Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen haben manche aufgehört. Wir waren im Sommer 2019 auf den letzten Wettkämpfen, das waren die Württembergischen Meisterschaften. An den Deutschen Meisterschaften im Herbst 2019 haben wir nicht teilgenommen. So waren es für uns bis zum Neustart dieses Frühjahr nahezu drei wettkampflose Jahre. Dazu die erschwerten Trainingsbedingungen, da geht bei manchen die Motivation verloren.“
Mit sieben Wettkampfgruppen und rund 100 Gymnastinnen sei die Abteilung immer noch gut aufgestellt, die nötigen Gruppengrößen für Wettkämpfe haben Bestand. So langsam finde man wieder zur Normalität zurück: „Im April dieses Jahr haben wir in Reichenbach unseren ersten Wettkampf seit Corona selbst ausgerichtet, das war das Regionalfinale der Wettkampfgymnastik“, erzählt Gabi Strohmayer, „im Mai waren wir beim Landesturnfest dabei.“
Anfang Oktober stünden die Deutschen Meisterschaften an, „das ist noch nicht klar, wer von unseren Gruppen hinfährt. Qualifiziert sind wir und hoffen einfach alle, dass es ab Herbst nicht wieder Einschränkungen für den Sport geben muss.“ Das hofft auch TVR-Vorstandsmitglied Sigrid Bayer: „Dem Gesamtverein hat die Coronazeit was die Mitgliederzahlen angeht bisher nicht extrem geschadet, das ist in etwa gleich geblieben. Wir haben zum Beispiel auch unsere Trainer über die gesamte Zeit weiter bezahlt. Das Verbundenheitsgefühl zwischen allen Beteiligten und den Mitgliedern war und ist auch in den schwierigeren Zeiten da.“
eis / Foto: Katja Eisenhardt