Kühles Nass bleibt heißes Thema

Gemeinde Köngen muss ihr Wasserbezugsrecht erneut temporär erhöhen – Angestrebte Verbesserungen greifen noch nicht

Die Wasserversorgung bleibt ein heißes Thema in Köngen. Bereits in den beiden vergangenen Jahren war die Kommune aufgrund der langen Trockenperioden gezwungen, Wasserspargebote zu verhängen. Teilweise bestand sogar die Gefahr, dass an einem der beiden örtlichen Hochbehälter nicht einmal mehr der Löschwasserpegel eingehalten werden kann. Abhilfe sollte zum einen die (mittlerweile abgeschlossene) Sanierung der zweiten Kammer des Hochbehälters Egert an der Gemarkungsgrenze in Richtung Deizisau bringen, denn die war wegen coliformer Keime schon länger stillgelegt. Zum anderen beschloss der Gemeinderat nach der Sommerpause 2022, dass eine neue Pendelleitung zwischen dem Egert und dem zweiten Hochbehälter an der Denkendorfer Straße verlegt wird. Die soll dafür sorgen, dass eine schnellere Befüllung der beiden Hochbehälter möglich wird. Laut Ortsbaumeister Oliver Thieme wird diese neue Verbindung aber erst nach den Sommerferien einsatzbereit sein.
Im Sommer 2022 hatte Bürgermeister Otto Ruppaner per Eilentscheidung das Köngener Bezugsrecht bei der Landeswasserversorgung (LW), das eigentlich bei 29 Litern pro Sekunde liegt, bis Ende Juli 2023 um zehn Liter pro Sekunde erhöht. Denn schon 2022 lag der Verbrauch in der Spitze bei über 60 Liter pro Sekunde – weitaus mehr also, als den Köngenern eigentlich zusteht. Auch mit den Verwaltungen von Deizisau und Wendlingen wurden Gespräche aufgenommen, dass die Nachbargemeinden den Köngenern bei Wassernotstand aushelfen.
Da Regen in den vergangenen Wochen Seltenheitswert hatte, haben die Köngener ihr Bezugsrecht jüngst einige Male deutlich überschritten – von bis zu 72 statt 29 Liter pro Sekunde ist die Rede. Die Zahlen, die Frieder Haakh, technischer Geschäftsführer der LW, dem Gemeinderat präsentierte, sind mit bis zu 49,3 Liter pro Sekunde zwar niedriger, aber auch unter Berücksichtigung des erhöhten Bezugsrechts bis Ende Juli immer noch zu hoch. Ein Grund dafür ist laut Haakh der Klimawandel. Unter anderem hängen auch die Köngener Landwirte an den kommunalen Leitungen. Und die waren aufgrund der Trockenheit gezwungen, ihre Felder stärker zu bewässern.
Die Kommune sei mit den Landwirten hinsichtlich eigener Bevorratung – denkbar sind Teiche oder größere Tanks – im Gespräch, versicherte Ruppaner. Geschehen ist aber offenbar noch nichts. Im vergangenen Jahr hieß es aus Kreisen der Landwirtschaft, dass sie eigene Bevorratungen zwar begrüßen würden, die Investitionen aber ohne finanzielle Unterstützung nicht alleine schultern könnten.
Haakh hat sich Gedanken gemacht, wie man die Wasserversorgung generell in Köngen verbessern könnte. Zum einen schlägt er weiterhin eine Erhöhung des Bezugsrechts auf Zeit bis zum 31. Dezember 2024 vor, und zwar um fünf Liter pro Sekunde. Dieser Zeitraum soll genutzt werden, um den Wasserbezug und die Behälterbewirtschaftung bereits mit Blick auf die Bemessung des Überschreitungszuschlags auf Tagesbasis zu optimieren.
Denn die LW plant für 2027 die Umstellung des Abrechnungszeitraumes vom Monat auf den Tag, um die stark steigende Spitzenabgabe, die alle Kommunen im Land betrifft, zu dämpfen. Zudem empfahl Haakh, dass die Stadtwerke Esslingen, die die Köngener Anlagen betreiben, die Hochbehälter aktiv bewirtschaften und in Zeiten mit hohem Verbrauch den Wasserstand dort auch mal sinken lassen. So könnten Bezugsrechtsüberschreitungen „weggebügelt“ werden.
Die Ergebnisse sollten dann ausgewertet werden und als Grundlage der Entscheidung über die Höhe eines neuen Dauerbezugsrechts für Köngen bei der LW dienen. Diese Entscheidung trifft die LW-Verbandsversammlung im Oktober 2024.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, das Wasserbezugsrecht temporär um fünf Liter pro Sekunde zu erhöhen. Und die Verwaltung wurde beauftragt, Optimierungen der Behälterbewirtschaftung und Einlaufsteuerung zu veranlassen. Zudem soll untersucht werden, wie die mit den Spitzenabgaben verbundenen Kosten verursachergerecht umgelegt werden können.

red / Foto: Kerstin Dannath


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