Kultur pur auf der Burg

Über den Dächern Esslingens wird wieder Open-Air-Vergnügen geboten – Zwei Konzerte und Kino unterm Sternenhimmel

Alle Jahre wieder steht die Esslinger Burg zur Sommerzeit im Zeichen der Kultur. Doch in den vergangenen beiden Jahren herrschte coronabedingt Funkstille: Weder die großen Burgkonzerte noch das Open-Air-Filmfestival des Kommunalen Kinos konnten stattfinden. Nun soll es wieder losgehen: Zunächst dürfen die Bands „In Extremo“, „The Hooters“ und „Saga“ rocken, dann wird die Burg zum großen Filmpalast. Damit kehrt wieder ein Stück kultureller Normalität auf Esslingens Höhen zurück.
Über den Dächern der Stadt lässt sich Kultur in malerischem Ambiente besonders stimmungsvoll genießen. So war das schon vor mehr als 50 Jahren, als der einstige Zeitungsredakteur Bernd Daferner das erste Burgfest aus der Taufe hob, dem später eine ganze Reihe weiterer Festivals folgten. Vollends in den Fokus rückte die Burg im Kultursommer 1993, als die Stadt beschloss, zur Leichtathletik-WM in Stuttgart ein Kulturprogramm beizusteuern, das die Landeshauptstadt selbst nicht auf die Beine stellen mochte. Damals gingen Rockkonzerte, Theater, ein Opernabend und das erste Kino auf der Burg über die Bühne. Seither haben zahlreiche international renommierte Bands und Solisten auf der Burg gespielt – die Gästeliste reicht von Al Jarreau und B. B. King über Roseanne Cash und Chris de Burgh bis hin zu Van Morrison, Konstantin Wecker und Katie Melua.
Eröffnet wird das sommerliche Kulturprogramm auf der Burg diesmal von einer Band, die sich schon zweimal angesagt hatte, um beide Male von der Pandemie ausgebremst zu werden: Eigentlich sollte „In Extremo“ schon in den vergangenen beiden Jahren in Esslingen rocken, doch die damaligen Corona-Einschränkungen stoppten die geplanten Konzerte. Nun soll es am Samstag, 23. Juli, endlich klappen. Die Berliner Band pflegt einen unverwechselbaren Sound, den Frontmann Michael Robert Rhein und seine Mannen als „Middle Age Metal“ bezeichnen. Die Band verbindet mittelalterliche Musik mit hartem Rock – ihre Auftritte gelten als Spektakel mit opulentem Bühnenbild, historisierenden Kostümen, mittelalterlichen Instrumenten und jeder Menge Feuerzauber. Es sind authentische Konzerterlebnisse. Das kommt beim Publikum offenbar an – das Konzert auf der Burg ist bereits ausverkauft.
Auch das zweite Highlight dieses Esslinger Konzertsommers kommt mit unfreiwilliger Verspätung. Eigentlich war die US-Rocklegende „The Hooters“ ebenfalls schon für 2020 und 2021 gebucht – nun sollen ihre größten Hits wie „Johnny B“, „Satellite“ und „All You Zombies“ am Sonntag, 24. Juli, auf der Burg erklingen. Für viele Fans gibt es dann ein Wiederhören, denn „The Hooters“ sind nicht zum ersten Mal auf Esslingens Höhen zu Gast: Schon 1993 setzten sie mit ihrer einzigartigen Mischung aus Ska, Reggae und Rock’n’Roll Akzente. Nun will die Band ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit ihren Fans feiern. Dazu bringen „The Hooters“ eine zweite Band mit auf die Burg: Die Neo-Prog-Rocker der Gruppe „Saga“ werden an diesem Abend ebenfalls zu hören sein. 2017 hatte das Gerücht die Runde gemacht, Saga wolle aufhören. Alles nur ein Missverständnis, ließ Sänger Michael Sadler verlauten: „Wir wollten bloß aus dem üblichen, jahrzehntelangen Album-Tour-Album-Rhythmus heraus.“ Dass sich die Pause gelohnt hat, will die Band nun zeigen.
Weiter geht’s dann vom 28. Juli bis zum 6. August mit dem Kino auf der Burg. Das Kommunale Kino musste in den vergangenen beiden Jahren mit seinem Open-Air-Filmfestival ebenfalls pausieren. Nun startet die Koki-Crew wieder durch. Bis zu 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer können Abend für Abend auf bequemen Hochlehner-Stühlen oder mit Isomatte und Decke auf dem Rasen Platz nehmen, sich schon lange vor Einbruch der Dunkelheit bei verschiedenen gastronomischen Angeboten oder an der Cinebar des Koki-Fördervereins Freiraum bedienen – und sich mit Livemusik auf das Filmprogramm des Abends einstimmen, das traditionell mit einem originellen Kurzfilm beginnt. Und nach Einbruch der Dunkelheit gibt es dann großes Kino auf der Burg.

adi / Archivfoto: Michael Steinert


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