Stadtbücherei Esslingen: Planungen werden konkret – Bürgerbeteiligung angedacht – Interimslösung auf dem Weg

Weitere Schritte auf dem Weg zur erweiterten und modernisierten Stadtbücherei in Esslingen sind getan. Der Gemeinderat hat die Beauftragung der Architektenleistungen beschlossen, die Architekten haben ihren Siegerentwurf der Öffentlichkeit vorgestellt und den Prozess der Feinabstimmung angestoßen, zudem ist die Interimsunterbringung der Bücherei auf den Weg gebracht.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir uns für den besten Entwurf entschieden haben“, sagte Esslingens Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht. „Er besticht durch Ideenreichtum und Sensibilität.“ Die Architekten Kai Bierich und Urs Klipfel vom Büro agn Niederberghaus und Partner GmbH aus Ibbenbüren waren in der vergangenen Woche eingeladen, ihre Ideen der Öffentlichkeit vorzustellen und Bürgerfragen zu beantworten.
Der Entwurf des Büros aus Ibbenbüren, das auch eine Niederlassung in Ludwigsburg hat, hatte zu Beginn des Jahres das 15-köpfige Preisgericht überzeugt, da der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelungen sei, dem Denkmalschutz Rechnung getragen werde und eine, wie es damals hieß, überraschend einfache Lösung angeboten werde. „Bei uns überwiegt die Lust am Denkmal“, stellte Klipfel klar. Das Büro hat sich auf die Sanierung und Gestaltung von denkmalgeschützten Gebäuden spezialisiert. Als ein Beispiel verwies Klipfel auf das Stuttgarter Stadtarchiv in Bad Cannstatt, das sein Büro ebenfalls saniert hat. Sein Kollege Kai Bierich sieht Bibliotheken nicht als einen „reinen Ort zur Aufbewahrung von Schriften“, sondern eher als ein „Gesamtkunstwerk in Sachen Bücher“.
Der Entwurf des Büros agn sieht zwei klar strukturierte Baukörper vor, die sich im engen Bereich zwischen Heugasse und Webergasse entlangschmiegen und Raum für den gestiegenen Flächenbedarf der neuen Stadtbücherei schaffen. Das Gebäude, in dem die Kinderbücherei untergebracht ist, die sogenannte Nanzhalle, wird abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Dessen Dach soll aus Kupfer sein und damit die ursprüngliche Ziegelfarbe aufnehmen.
Der Innenhof der Stadtbücherei soll frei von Bebauung und weiter der beliebte Aufenthaltsort bleiben.
Im Innern besticht der Entwurf durch lichte, leichte und moderne Verbindungen mit Sichtbezügen von und zu den einzelnen Ebenen. Auf jeder Ebene sollen die Besucher barrierefrei rundherum laufen können. Foyer und Café bleiben die zentralen Anlaufstellen, um die Stadtbücherei zum „ Dritten Ort“ nach Wohnung und Arbeitsplatz zu machen.
Spielzonen für Kinder sind geplant, ebenso wie Einzelplätze und Gruppenplätze – sie heißen Makerspace – zum Lernen. Eine breite Treppe verbindet Ebenen und lädt zum Sitzen und Lesen ein. Ein Veranstaltungsraum ist im Dachgeschoss untergebracht, er kann knapp unter 200 Personen beherbergen.
Spannend werden die Grabungen im Untergeschoss, wo Historiker die Reste einer Jesuitenkapelle verorten. Über die möglichen Funde wollen Bierich und Klipfel eine gläserne Brücke spannen und so die Relikte der Vergangenheit in die Gegenwart transportieren.
Bürger regten bei der Vorstellung der Pläne im Neckar Forum an, Betonflächen zu vermeiden und auch die Verhältnisse vor der Bücherei barrierefrei zu gestalten. Weiter geht die Bürgerbeteiligung mit einem Expertengremium aus mehreren Bereichen, Lesern und Nutzern der Bibliothek. Ende 2022 sollen die Bauarbeiten beginnen. Wallbrecht rechnet mit einer Bauzeit von rund vier Jahren, abhängig auch von den Funden im Untergeschoss.
Die temporäre Unterbringung der Bücherei ist geregelt: Sie zieht ins Gebäude der Stadtwerke Esslingen in der Weststadt, sobald deren Neubau in der Fritz-Müller-Straße fertig ist. Bürgermeister Wallbrecht stellte noch eine innerstädtische „Filiale“ der Bücherei mit einem kleinen Café in Aussicht. Man sei dabei, sich in der Altstadt nach geeigneten Räumen umzusehen. bob / Foto: bul