Das ECHO hat sich vor Weihnachten die Neuigkeiten am hiesigen Büchermarkt genau angeschaut
Wie soll Weihnachten werden? Fantasievoll, heiter, aussichtsreich, nachdenklich oder spannend? Nun, für alle die genannten Fälle hat die ECHO-Redaktion einen Buchtipp parat. Also, hurtig den Wunschzettel ergänzt und dann zur Post gebracht. Damit das Christkind eine Chance hat, die Bücher rechtzeitig zum Weihnachtsfest zu besorgen.
Jo und ihre Familie erben ein kleines Häuschen an der dänischen Küste. Die alte Nachbarin Bente warnt das Mädchen vor dem Meer, den wandernden Toten und den bösen „Fischblütern“, die nachts an Land kriechen. Doch wer glaubt schon an Schauergeschichten? Die vernünftige Jo jedenfalls nicht. Zumindest noch nicht . . . Nina Blazons Roman „Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ für Jungen und Mädchen ab einem Alter von zehn Jahren glänzt nicht nur durch seinen Einband. Liebenswerte und schaurige Figuren treffen in einer fantasievoll und detailreich geschilderten Kulisse aufeinander, die spannende Geschichte zieht sofort in den Bann.
Nina Blazon: Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe, cbt Verlag, München
Schenkt man dem gängigen Vorurteil Glauben, der Schwabe sei ein sparsamer Charakter, dann liegt der Gedanke nahe, dass eine „Schwäbische Bescherung“ nicht allzu üppig ausfallen kann. Die Anthologie mit dem gleichnamigen Titel aus dem Silberburg-Verlag beweist das Gegenteil, zumindest was den kreativen Umgang mit dem Thema Weihnachten angeht. Manfred Zach, Bernd Kohlhepp, Manfred Eichhorn, Eberhard Rapp und viele andere steuerten Gedichte und Geschichten bei, die einen etwas anderen Blick auf das Weihnachtsfest gewähren. In den bisher unveröffentlichten Werken stranden Backengel auf der Erde, wird Hirten auf der Schwäbischen Alb die Geburt Jesu verkündet und gerät so mancher Heiligabend aus den festlichen Fugen.
Diverse Autoren: Schwäbische Bescherung, Silberburg Verlag, Tübingen
Ob es in diesem Jahr eine weiße Weihnacht geben wird, darüber sind sich die Meteorologen noch uneinig. Eine Wanderung entlang dem Albtrauf ist jedoch auch ohne knirschenden Schnee unter den Füßen ein beeindruckendes Erlebnis. Walter Brenner hat in dem Buch „Den Albtrauf im Blick“ 30 Touren zusammengestellt, die den Wanderfreunden fantastische Ausblicke ermöglichen. Tourensteckbriefe und Karten erleichtern die Planung. Die Schilderung des Wegeverlaufs ist mit interessanten Informationen zur jeweiligen Region gespickt, die reiche Bebilderung sowie nützliche Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten wecken die Vorfreude auf den Ausflug.
Walter Brenner: Den Albtrauf im Blick, Silberburg Verlag, Tübingen
Der Alltag ist dröge, trist, langweilig, so gänzlich ohne Höhepunkte? Nicht, wenn man die Welt durch die Augen von Peter Ertle sieht. Der in Tübingen lebende Autor ist ein Meister darin, unscheinbaren Dingen, Themen und Sätzen eine Geschichte zu entlocken. Er erkundet seine Umwelt mit scharfer Beobachtungsgabe und gespitztem Ohr, bevor er die Petitessen durch launig-schräge Analyse so lange hin und her wendet, bis sie ihre Skurrilität offenbaren. Wer also mehr über das Paarungsverhalten von Fruchtfliegen, die Wahrheit über Passantenzusammenstöße oder die soziokulturelle Geschichte des Mitführgetränks erfahren oder einfach nur Kürzestgeschichten zum Schmunzeln lesen will, dem sei „Der Mond im Ei“ empfohlen.
Peter Ertle: Der Mond im Ei – Geschichten für Menschen in mittelhohen Häusern, Klöpfer & Meyer, Tübingen
Schon zu Schulzeiten hatten sich Simon und Charlie versprochen, ein Buch „Die goldenen Äpfel der Hesperiden“ zu schreiben. Jahrzehnte später ist Simon tot und Kunstlehrer Charlie nützt die Auszeit vom Schuldienst, um nach Teneriffa zu reisen und dieses Versprechen einzulösen. Im Gepäck hat er nicht nur das Notizbuch des Freundes, sondern auch die Gedanken an die Trennung von seiner Frau, die Trauer um den Verstorbenen, Selbstfindungsgewölk und allerhand philosophische Fragen. Ein Pageturner ist es nicht, den Thomas Vogel da geschrieben hat. Sein Buch ist inhaltsschwer, regt zum Nachdenken an, seine Sprachmelodie wirkt so richtig im Nachklang. Es ist ein Buch zum Genießen, in kleineren oder etwas größeren Häppchen. So gelesen kann es seine Unterhaltungswirkung richtig entfalten.
Thomas Vogel: Die goldenen Äpfel der Hesperiden, Klöpfer & Meyer, Tübingen
Mörderisches Esslingen: In der Szenekneipe 4peh wird ein ermordeter Mann gefunden. Es ist Kiddu, ein Asylbewerber, und ausgerechnet Kriminalkommissar Kemmler, dem Ausländerfeindlichkeit nachgesagt wird, leitet die Ermittlungen. Zeitgleich bekommt die Stuttgarter Kriminalhauptkommissarin Anita Schenk vom Innenminister den Auftrag, einen fast vierzig Jahre zurückliegenden Mord an einem Richter zu untersuchen. Ob diese Fälle zusammenhängen? Der in Stuttgart lebende Autor Jochen Bender schickt seine Ermittlerin in einen hochkomplexen Fall aus politischen Intrigen und kaltblütigen Morden. Es gelingt ihm dabei, die verschiedenen Handlungsstränge spannend miteinander zu verweben und durch eine lockere Sprachbehandlung den Unterhaltungswert hochzuhalten.
Jochen Bender: Ein feiges Attentat, Oertel + Spörer, Reutlingen
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