Meilenstein für Hochwasserschutz

Ein neues Rückhaltebecken ist zwischen Scharnhausen und Ruit an der Körsch in Betrieb – 6,9 Millionen Euro kostet der Bau

Gemeinsam bekämpfen Kommunen auf den Fildern die Hochwassergefahr. Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch weihte nun sein neuestes Objekt ein: Das Rückhaltebecken an der Kreisstraße 1269 zwischen den Ostfilderner Stadtteilen Scharnhausen und Ruit ist ein wichtiger Baustein im Schutzkonzept. Ostfildern, Denkendorf, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Stuttgart arbeiten seit dem Jahr 2008 in dem Verband zusammen. 6,9 Millionen Euro hat der Bau der Anlage gekostet, die zu 67,9 Prozent gefördert wird.
In der Konzeptionsphase des Zweckverbands war zunächst auch Neuhausen dabei. Durch den Ort fließen Bäche, die immer wieder über die Ufer treten. Dennoch geht die Fildergemeinde beim Schutz vor Hochwasser bis heute eigene Wege. Dort ist ein Starkregenmanagement in Arbeit. „Dass sich Kommunen beim Schutz vor Hochwasser zusammentun, ist vorbildlich“, befand Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg, bei der Einweihung der neuen Anlage. Für den Landespolitiker ist klar, dass der Schutz vor Hochwasser angesichts des Klimawandels wichtiger wird. „Wir alle haben die Bilder von der Katastrophe im Ahrtal vor Augen.“
Wie fruchtbar die Zusammenarbeit im Zweckverband Hochwasserschutz Körsch für die beteiligten Kommunen ist, hob Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub hervor. Der Verbandsvorsitzende ging auf die Synergien ein, die sich durch die interkommunale Zusammenarbeit ergeben. Das Rückhaltebecken bei Scharnhausen ist für ihn ein weiterer Meilenstein.
Die Gründung des Verbands ist im Kommunalen Arbeitskreis Filder angestoßen worden. Die Mitglieder hatten im Rahmen einer Flussgebietsuntersuchung ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten lassen, das im Einzugsgebiet der Körsch Rückhaltebecken und andere technische Hochwasserschutzmaßnahmen vorsieht. Ziel der Projekte ist ein verbesserter Schutz für die Ortslagen, nachdem in den vergangenen Jahren deutlich wurde, dass wegen des Klimawandels verstärkt mit Hochwasser zu rechnen ist.
„Wir alle erinnern uns an die schweren Hochwasser in Scharnhausen und an die Folgen der Überflutungen für den Stadtteil“, betonte Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay. Immer wieder waren die Tallagen davon betroffen. Dort fließt die Körsch normalerweise ruhig. Trat der Fluss aber über die Ufer, flossen Wassermassen in den Ort hinein. Die Schäden an Gebäuden waren erheblich. Seit Herbst 2014 ist bereits das Hochwasserrückhaltebecken Rohrgraben südlich von Scharnhausen in Betrieb.
Um den Schutz vor Überflutungen weiter zu optimieren, hat der Verband den Bau des Rückhaltebeckens angestoßen. Die Arbeiten für das Großprojekt haben im August 2021 begonnen. Dort können 183 000 Kubikmeter Wasser angestaut werden. An der Ruiter Straße wurde ein Absperrbauwerk errichtet, über das Wassermassen gestoppt und dann wieder kontrolliert abgelassen werden können. Im Fall eines Hochwassers regelt eine „intelligente Automatik“ den Abfluss auf maximal 34 Kubikmeter pro Sekunde. Gesteuert wird über eine Wasserstandsmessung an der Brücke Nellinger Straße in Scharnhausen.
So ein Bauwerk für den Hochwasserschutz sei „nicht gerade sexy“, bemerkte Bolay. Dennoch findet er die technischen Möglichkeiten bemerkenswert. Der Nutzen für die Menschen in Ostfildern sei immens. Die Zusammenarbeit der Kommunen im Zweckverband erlebt Bolay als sehr bereichernd. Im Kreis Esslingen gehen die Bauvorhaben aus seiner Sicht gut voran. Die Stuttgarter Kollegen hätten aber noch Hausaufgaben zu erledigen. Da sind sich Bolay und sein Kollege Christoph Traub aus Filderstadt einig. Bei Hochwasser in der Körsch läuft etwa die Kläranlage in Möhringen immer wieder über. Der lange geplante Bau eines Schutzdamms liegt seit zehn Jahren auf Eis. Der optimale Schutzgrad könne nur erreicht werden, „wenn die geplanten Rückhaltebecken im Oberlauf realisiert werden“, brachte Verbandschef Traub die Strategie auf den Punkt.

eli / Foto: Ines Rudel


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