Messung: alles im grünen Bereich

Prüfer haben an 52 Tagen  das Gebiet rund um das Reichenbacher Entsorgungsunternehmen Remondis abgeschnüffelt

Die von der Firma Remondis im Reichenbacher Gewerbegebiet ausgehenden Gerüche sind für die Anwohner zumutbar: Das hat das Entsorgungsunternehmen, das dort Gelbe Säcke dem Recycling zuführt, mittlerweile vom Esslinger Landratsamt bescheinigt bekommen.

Die Temperaturen steigen und mit ihnen die Sorge mancher Reichenbacher, dass im Osten der Gemeinde wieder vermehrt Gestank, Fliegen und sogar Ratten auftreten werden. Darüber hatten im vergangenen Jahr vermehrt die direkten Anwohner, aber auch die Bewohner nahe gelegener Wohngebiete geklagt. Sie sahen den Ursprung der Probleme in den Gelben Säcken bei Remondis.

Aufgrund der Klagen ordnete das Landratsamt Esslingen Geruchsmessungen an, die über einen Zeitraum von rund sechs Monaten durchgeführt wurden – ein ziemlich aufwendiges und für Laien nicht leicht zu verstehendes Verfahren. Denn bislang gibt es keine zugelassenen Geräte, die die Geruchsbelastung messen. Stattdessen kommen nach einem genau definierten Verfahren menschliche Nasen zum Einsatz, nämlich die von geschulten Prüfern. Konkret haben nach Angaben der Kreisbehörde an 52 Messtagen jeweils neun Personen Begehungen im Umfeld von Remondis durchgeführt und dabei 559 Einzelwerte erhoben. Diese wiederum bestehen aus jeweils 60 Riechproben, die zehn Minuten lang alle zehn Sekunden erhoben und direkt digital erfasst werden. So die technischen Angaben zum Vorgehen. Durchgeführt wurden die aufwendigen „Rastermessungen“ von einem spezialisierten Fachbüro. Um die Qualität der Gerüche geht es dabei nicht, lediglich um die Quantität. Sprich, es wird festgehalten, ob ein Geruch wahrnehmbar ist, ganz unabhängig von seinem Charakter. Denn ob etwas gut riecht oder nicht, ist ein Stück weit subjektiv – auch intensiver Parfümduft kann ja durchaus lästig sein.

Die Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL) regelt, wann eine Geruchsbelastung als erheblich einzustufen ist. In Gewerbegebieten wird den Bewohnern mehr zugemutet als in Wohngebieten, die Regel spricht von einer zulässigen Geruchsstundenhäufigkeit von 15 Prozent auf das Jahr bezogen. Was auch immer das genau heißen mag, rund um Remondis wird dieser Wert nach Aussage der Gutachter nicht überschritten. Folglich kann die Firma eigentlich weitermachen wie bisher. Allerdings, schreibt Andrea Wangner, die Pressesprecherin des Landkreises, habe dieser Remondis dennoch aufgefordert, „von dem Gelände ausgehende Geruchsemissionen im Rahmen des betrieblich Möglichen zu minimieren“. Die Firma habe zudem zugesagt, „dass sie den Turnus der Fliegenbekämpfung verkürzen“ werde, berichtete der Bürgermeister Bernhard Richter im Gemeinderat. Richter setzt auch Hoffnung in eine neue Halle, die auf dem Firmengelände gebaut wird. Wenn diese fertig sei, werde sich die Lage weiter verbessern. Er habe auch den Eindruck, dass jetzt verstärkt darauf geachtet werde, die Tore zu schließen: „Die wollen auch nicht negativ in der Presse stehen.“

Man nehme das Ergebnis zur Kenntnis, sagte Sabine Fohler (SPD), allerdings „mit einer gewissen Verwunderung“. Jetzt müsse man weiter beobachten, denn „die warmen Temperaturen kommen ja erst noch“. Auch Andreas Löffler (CDU), der im Vorjahr drastisch eigene Erfahrungen geschildert hatte, klang ziemlich ernüchtert. „Es ist wie es ist“, sagte er. Das vorgelegte Ergebnis sei das eine, die Erfahrungen der Leute, die dort wohnen, das andere. Man werde die Sache im Auge behalten und „neutral beobachten“, versprach der Rathauschef. Gegebenenfalls werde man erneute Messungen einfordern.  aia / Foto: Karin Ait Atmane


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