Neckarquerung für Autos wieder freigegeben – Fußgänger und Radfahrer haben allerdings zunächst das Nachsehen

Nach zweieinhalbjähriger Sanierung ist die Wiedereröffnung der Mettinger Brücke vergangenen Freitag mit einem Fest gefeiert worden. Der Autoverkehr rollt nun wieder. Radfahrer und Fußgänger müssen sich jedoch noch länger gedulden.
Nach massiven Verkehrsbehinderungen wegen der Sperrung und Verzögerungen im Bauverlauf der ehemaligen Hanns-Martin-Schleyer-Brücke ist die Überführung über den Neckar, die die Stadtteile Mettingen, Brühl und Weil miteinander verbindet, am Freitag eingeweiht worden. Mit dabei waren der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann und die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay. Die Bevölkerung feierte mit und durfte die neue Brücke in Augenschein nehmen.
Seit Jahresanfang 2021 war die damalige Hanns-Martin-Schleyer-Brücke zunächst gesperrt und dann saniert worden. Verkehrsteilnehmer mussten in dieser Zeit Verzögerungen und Staus in Kauf nehmen. Der Weg für Autofahrer von der B 10 führte über Umleitungen, und auch Fußgänger und Radfahrer konnten Weil nur über Umwege erreichen. Doch seit Samstag ist die neue Mettinger Brücke wieder für den regulären Autoverkehr freigegeben. Fußgänger und Radfahrer müssen länger warten. „Wegen Leitungsarbeiten der Netze BW am neuen Umspannwerk kann der gemeinsame Geh- und Radweg über die Mettinger Brücke jedoch noch nicht freigegeben werden“, sagt Marcel Meier vom städtischen Pressereferat. Für den Fuß- und Radverkehr von Mettingen nach Brühl und umgekehrt bleibe die Umleitung daher weiterhin ausgeschildert.
Autofahrer müssen sich an ein paar Änderungen in der Straßenführung gewöhnen. Eine Fahrspur ist nach Angaben von Marcel Meier weggefallen. Die früher dreispurige Brücke hat nun nur noch zwei Fahrbahnen. „Dafür wurde die Breite der beiden Spuren auf 3,75 Meter vergrößert.“ Mit diesen Maßen würden die Fahrbahnen den aktuellen Richtlinien entsprechen und eine höhere Verkehrssicherheit bieten. Zudem, so erklärt Marcel Meier, wurde auf der westlichen Seite des Bauwerks ein drei Meter breiter Rad- und Fußweg eingerichtet. Deswegen wurde der Zugang über die Palmenwaldstraße in Brühl ebenfalls auf die westliche Seite verlegt. Mit einem neuen Erscheinungsbild der Überführung müssen sich die Esslinger aber nicht anfreunden. Der Ersatzneubau der Mettinger Brücke unterscheidet sich nach Angaben der Stadt kaum vom abgebauten Original.
Mit der Wiedereröffnung der Mettinger Brücke wird ein Knopf an ein ehrgeiziges Bauvorhaben gemacht. Die Sanierung sei „eines der größten Bauprojekte der vergangenen Jahrzehnte“, erklärt die Stadt. Die Kosten werden mit 27,2 Millionen Euro beziffert. Das Land Baden-Württemberg habe eine finanzielle Förderung in Höhe von 12,9 Millionen Euro zugeschossen. Die Verwaltung hofft nach eigenen Angaben, dass das Bauwerk nach den umfangreichen Arbeiten und der zweieinhalbjährigen Bauzeit für die nächsten 80 Jahre verkehrstauglich und sicher gemacht wurde. Durch die Sanierung werde die Überführung dem vielen Verkehr der überregional genutzten Verbindung über den Neckar standhalten. Als eine weitere positive Folge der Bauarbeiten hofft Oberbürgermeister Matthias Klopfer auf ein wieder „engeres Zusammenrücken unserer Stadtteile“.
Die Bauarbeiten haben allerdings nicht immer Freude bereitet. Ursprünglich war eine Eröffnung im Juni geplant gewesen. Doch es war zu Verzögerungen im Bauverlauf gekommen. Aus anfangs angedachten und angekündigten 30 Monaten Sperrung waren mehr als 32 geworden. Begründet wurde die Verzögerung von Uwe Heinemann, dem Leiter des städtischen Tiefbauamts, damals mit Lieferengpässen besonders beim Bewehrungsstahl für Betonfertigteile und der Ortbetonergänzung der Fahrbahn. Zudem sei es zu Personalausfällen gekommen, und manche Arbeiten wie die Erneuerung von Starkstromkabeln, Gas- und Telekommunikationsleitungen hätten sich aufwendiger gestaltet als erwartet.
sw / Foto: Roberto Bulgrin