Mieten steigen moderat

Vom 1. Januar an gilt  in Esslingen ein neuer Mietspiegel –  Im Vergleich zu 2020 gibt es einen Anstieg um vier Prozent

Die Mieten in Esslingen sind in den vergangenen zwei  Jahren um durchschnittlich  vier Prozent teurer geworden. Bezogen auf die vergangenen vier Jahre haben  sie Jahr für Jahr   rund zwei Prozent zugelegt.     Mit dieser Steigerungsrate  liegt die Stadt  günstiger als Stuttgart (plus 3,7 Prozent jährlich), und schlechter als  Ludwigsburg (plus 1,4 Prozent). Die durchschnittliche ortsübliche Vergleichsmiete  (Nettokaltmiete) in Esslingen lag im Mietspiegel 2020 noch bei   8,64 Euro. In dem neuen Zahlenwerk, das ab 1. Januar 2022 gilt, ist sie auf  8,99 Euro gestiegen.  Im Mietspiegel 2018 war sie  mit   8,34 Euro notiert.

Alle vier Jahre werden in Esslingen die Datensätze für einen qualifizierten Mietspiegel neu erhoben, alle zwei Jahre wird er auf der Basis des allgemeinen Preisindexes für die Lebenshaltung fortgeschrieben.  Der  Mietspiegel verschafft Mietern wie Eigentümern Rechtssicherheit. „Er bietet eine Richtschnur für eine angemessene Mietpreisgestaltung. Vor allem bei einem angespannten Wohnungsmarkt wie in unserer Stadt hilft er bei der Vermeidung von unnötigen rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer. „Der Mietspiegel ist für uns  ein wichtiger Orientierungspunkt. Wir wollen zu den ortsüblichen Vergleichsmieten vermieten“, beschrieb   Meike Kriegeskorte von der Esslinger Wohnungsbau (EWB) die Bedeutung dieses Instruments.

Verantwortlich für den Esslinger Mietspiegel zeichnen  die Stadt, das beauftragte Büro ALP –Institut für Wohnen und Stadtentwicklung  aus Hamburg –  und die AG Mietspiegel, in der sich   die Vertreter der Mieter  und Eigentümer sowie die großen Esslinger Wohnungsgesellschaften und der Gutachterausschuss zusammengetan haben.  Während der Mietspiegel 2020 fortgeschrieben wurde, basiert das neue Zahlenwerk auf 1040 Datensätzen, die das Institut ALP von Mai bis Juni 2021 bei zufällig ausgewählten  Haushalten erhoben hat.  Zum ersten Mal wurden  neben den Mietern auch Eigentümer in die freiwillige Datenakquise einbezogen. „Im nächsten Jahr werden die Angaben verpflichtend“, sagte Johannes Promann von ALP.  Der Rücklauf aus den  8000 Wohnungserhebungen sei mit  mehr als 1000 verwertbaren Datensätzen als gut zu bezeichnen. Eingang in den  Mietspiegel fanden  frei finanzierte  Wohnungen, für die in den  vergangenen sechs Jahren die Mieten verändert oder für die  neue Mietverträge abgeschlossen wurden. Die ermittelte Vergleichsmiete von 8,99 Euro hat nichts  mit den Angebotsmieten zu tun, die auf gängigen Portalen verlangt würden,  betonte  Promann. Wer als Erstbezug eine Neubauwohnung mieten wolle,  müsse  zwölf oder gar 14 Euro pro Quadratmeter hinblättern, ergänzte Klopfer. Schon alleine die explodierenden Baukosten führten zu diesen Preisen.

Sowohl Promann als auch Klopfer und Udo Casper vom Deutschen Mieterbund Esslingen-Göppingen bewerteten  den Anstieg der Esslinger Mieten als „moderat“. Dennoch bewegen sie sich auf hohem Niveau.  „Aber die Nachfrage ist nicht mehr so dramatisch wie in den vergangenen Jahren“, sagte     Christian Brokate von der Baugenossenschaft Esslingen.   Gleichwohl wollte der OB keine Entwarnung geben: Für untere Einkommen werde es immer schwieriger, eine Wohnung zu finden. Zumal angesichts der explodierenden  Gas- und  Strompreise die Nebenkosten in die Höhe schnellen. Mietervertreter  Casper betonte, dass der  Mietspiegel trotz moderaten Anstiegs zeige, dass die  Situation  „nach wie vor  angespannt ist“. Bei großen Wohnungen für Familien und ganz kleinen  liege der Anstieg weit über vier Prozent. 

biz/Foto: Roberto Bulgrin 


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