Miteinander und füreinander

In Köngen gibt es das neue Quartiersprojekt „Wir sind Nachbarn“ – Fäden laufen bei Diakon Thomas Prinz zusammen

Gemeinsam leben, neue Menschen kennenlernen, Hilfe erfahren, Veränderungen ermöglichen, sich mit eigenen Fähigkeiten und Interessen einbringen – all das soll das neue Quartiersprojekt „Wir sind Nachbarn“ in Köngen ermöglichen. Projektträger sind neben den beiden Kirchengemeinden, die Kommune, die Familienbildungsarbeit und der örtliche Krankenpflegeverein. Seit ein paar Wochen laufen die Fäden bei Thomas Prinz zusammen.
Prinz ist seit Mitte März hauptamtlich tätig und besetzt in der evangelischen Kirchengemeinde eine halbe Diakonstelle, die für fünf Jahre von der Landeskirche finanziert wird. Zuvor war der gebürtige Hesse sechs Jahre lang in der offenen Jugendarbeit in Reutlingen tätig. „Ich wollte mich noch einmal umorientieren“, sagt der 51-Jährige. Und da er vor seiner pädagogischen Ausbildung in der Schweiz bereits ein Theologiestudium absolviert hatte, passte die Stellenbeschreibung bei dem kirchlichen Träger wie maßgeschneidert: „Der Gedanke, das soziale Miteinander in einer Kommune mitzugestalten, hat mich sehr gereizt.“
Bislang laufe der Job gut, sagt Prinz. In den ersten Wochen habe er sich vor allem mit den Gegebenheiten in Köngen vertraut gemacht – und schon einiges herausgefunden. „Köngen ist eine recht quirlige Gemeinde. Es gibt schon viele ehrenamtliche Aktivitäten, die reichen von Malaktionen über Nachhilfeprojekte bis zur Flüchtlingshilfe“, sagt er. „Ich will versuchen das alles zu bündeln.“

Begegnungsfest als Anfang
„Es soll sich peu à peu was entwickeln“, das hofft die Pfarrerin Ursula Ullmann-Rau. Außer einem regelmäßigen Mittagstisch im Gustav-Werner-Haus gibt es noch kein festes Programm für das neue Quartiersprojekt. Ein Begegnungsfest im vergangenen September wurde aber bereits erfolgreich veranstaltet. „Das war der eigentliche Auftakt zum Projekt ‚Wir sind Nachbarn’“, sagt Ullmann-Rau. Nur sei damals die Stelle von Prinz noch nicht genehmigt gewesen.
Jetzt soll die Quartiersentwicklung durchstarten – und der neue Diakon hat viele Ideen. Die reichen von gemeinsamen Festen, internationalen Kochevents bis hin zu gemeinschaftlichen Spaziergängen. „Es geht darum, Leute ganz locker zusammenzubringen“, erklärt Prinz. Ihm sei aber wichtig, dass keine Konkurrenz zu den Vereinen entsteht. „Best Practice“ sei zum Beispiel der Mittagstisch, der von einem örtlichen Caterer gesponsort wird. Jeden Freitag sind Menschen eingeladen, ein kostenloses Essen miteinander einzunehmen. Seit dem Start im vergangenen Oktober hat sich ein fester Stamm von 30 bis 40 Besuchern herausgebildet, ebenso gibt es ein festes Team an Helfern, wie die Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats, Ev-Marie Lenk, berichtet. Die meisten der Leute kannten sich vorher höchstens vom Sehen. „Bei den Besuchern reicht die Palette von der Familie mit Kleinkindern bis zur 82-jährigen Seniorin“, sagt Lenk. Auch das Helferteam sei bunt gemischt. Das Schöne daran: Die Menschen kommen ins Gespräch und kümmern sich umeinander. „Ist jemand mal nicht da, wird gleich nachgehakt“, bestätigt Lenk.

Alle Generationen angesprochen
Pfarrerin Ullmann-Rau betont, dass bei dem Projekt „Wir sind Nachbarn“ alle Generationen angesprochen werden sollen. „Durch die neue Hausgemeinschaft Spitalgarten könnte man meinen, der Fokus liegt nur auf den Senioren“, sagt sie. Aber das sei weit gefehlt. „Die jungen Leute sind über die Pandemie etwas aus dem Blick geraten. Die wollen wir mit ins Boot holen.“ Thomas Prinz könnte sich zum Bespiel gut vorstellen, dass Jugendliche interessiert sind, einem älteren Menschen zu helfen, etwa um ein neues Handy in Betrieb zu nehmen. Um hier die ersten Kontakte knüpfen zu können, hat der neue Diakon bereits dem evangelischen Jugendtreff „Schmelz“ einen Besuch abgestattet. In Kürze will er auch den Kontakt zum Jugendhaus Trafo intensivieren.
Sein Büro hat Prinz im Gebäude der Hausgemeinschaft Spitalgarten. Dort bietet er immer donnerstags und freitags von 14 bis 16 Uhr eine offene Sprechstunde an. Schön wäre eine Anlaufstelle im Zentrum, etwa in der Fußgängerzone. „Damit wären wir für jeden sichtbar“, sagt Ullman-Rau. Fehlt nur noch das Geld.

kd / Foto: Kerstin Dannath


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