Nach der Brücke ist vor der Brücke

Der mittlere Teil der Esslinger Pliensaubrücke ist marode – Nun muss die nächste große Neckarquerung erneuert werden

Vor Kurzem erst ist die neue Mettinger Brücke eröffnet worden, da steht in Esslingen schon der nächste Bau einer Neckarquerung an: Der mittlere Teil der Pliensaubrücke ist marode und optisch unattraktiv. Für den seit Jahren von hohen Gittern verunzierten Brückenabschnitt ist schon lange eine Erneuerung im Gespräch. Es gibt bereits Pläne, doch die sind 25 Jahre alt und gelten als nicht mehr zeitgemäß. Deshalb hat die Stadt nun eine Alternative vorgelegt: Die Brücke soll leichter und filigraner werden – und vor allem kostengünstiger als ursprünglich geplant.
Die Pliensaubrücke besteht im Wesentlichen aus drei Hauptbauwerken, die einen zusammenhängenden Brückenzug bilden. Die historische Steinbogenbrücke aus dem 13. Jahrhundert überspannt mit 115 Meter Länge die B 10. Auf der anderen Seite des Neckars quert der vor fast 20 Jahren gebaute, 70 Meter lange Pliensausteg die Neckarstraße und die Gleise. Verbunden werden die Steinbogenbrücke und der Steg durch die Stahlbetonbrücke über den Neckarschifffahrtskanal, die 1964 gebaut wurde, etwa 55 Meter lang ist und nun erneuert werden muss.
Das war offenbar schon vor 25 Jahren klar. Im Jahr 1998 hatte die Stadt einen Wettbewerb zum Neubau einer Fußgängerbrücke über Neckarstraße, Gleise und Schifffahrtskanal ausgelobt und einen Siegerentwurf gekürt. In den Jahren 2005 bis 2007 wurde der Brückenabschnitt über die Neckarstraße und die Gleisanlage bis zum Pliensauturm errichtet. Die Erneuerung der Verbindung über den Neckar bis zur Steinbogenbrücke hingegen wurde aus finanziellen Gründen verschoben – bis heute.
Nun hat man sich die Pläne im Rathaus noch einmal vorgenommen und ist zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht mehr zeitgemäß sind. Städtebaulich sei das Konstrukt, das einen seitlich versetzten Brückenabschnitt als Verbindung zwischen Steinbogenbrücke und Steg vorsieht, zwar nach wie vor sehr gelungen, sagte Thomas Gruseck vom Tiefbauamt in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses. Doch mit rund 810 Quadratmeter neuer Brückenfläche müsste bei diesem Entwurf unnötig viel Material aufgewendet werden, was die Kosten enorm in die Höhe treiben würde. Zudem sei bei dieser Variante mit Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern zu rechnen. Obendrein sei der Entwurf aus Denkmalschutzgründen problematisch.
Daher hat die Stadt im Mobilitätsausschuss Alternativen vorgestellt. Der Entwurf des Stuttgarter Büros Schlaich, Bergermann und Partner (sbp) sieht eine direkte Verbindung von Steg und Steinbogenbrücke vor, für deren Bau erheblich weniger Material benötigt würde als beim Wettbewerbssieger. Das Bauwerk ist asymmetrisch geplant: Auf der Steinbogenbrücke soll es nur aufliegen, während am Ufer auf der Seite der Innenstadt ein schlanker Pfeiler vorgesehen ist, der nach oben in einer Dreiecksform mündet.
Am Pliensauturm sind eine Rampe in Richtung künftigem Neckaruferpark sowie eine Treppe geplant, zudem soll hier der Erdwall entfernt werden, um den Radweg unter der Brücke hindurchführen zu können. Der historische Pliensauturm wird komplett freigestellt. Die Kosten werden auf rund 12,6 Millionen Euro geschätzt und damit auf sechs Millionen Euro weniger als für den Wettbewerbsentwurf.
Im Mobilitätsausschuss kam der neue Entwurf sehr gut an: Das Gremium beschloss einstimmig, diesen umzusetzen. Lediglich die Rampe für Radler sei überdenkenswert, befanden mehrere Stadträte – wer in Richtung Merkelpark und Landratsamt wolle, müsse einen Umweg in Kauf nehmen.

meb / Fotomontage: Büro Schlaich, Bergermann und Partner


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