Ausländerbehörde des Landkreises in Nürtingen neu organisiert – Zuständig für etwa 30 000 Menschen

Das Ausländeramt des Landkreises Esslingen mit Sitz im Landratsamt Nürtingen sah sich in den vergangenen Jahren harscher Kritik wegen langer Bearbeitungszeiten von Fällen, vorschneller Abschiebungen und mangelhafter Zusammenarbeit mit Flüchtlingsinitiativen ausgesetzt. 2018 ist das Amt neu strukturiert worden, die Zahl der Mitarbeiter wurde mehr als verdoppelt. Die Kreisverwaltung sieht sich damit auf dem richtigen Weg.
Im Landkreis Esslingen sind die sechs Großen Kreisstädte und der Landkreis selbst für alle ausländerrechtlichen Fragen zuständig. Das Ausländeramt des Kreises in Nürtingen betreut dabei etwa 30 000 Ausländer, rund 2000 von ihnen sind Asylbewerber. Mit der hohen Zahl an Flüchtlingen ab dem Jahr 2015 stieg auch die Kritik an der Effizienz der Behörde. Die damals 16 Mitarbeiter waren zeitweise mit der Bearbeitung von rund 2500 Einzelfällen im Rückstand, Ratsuchende und ehrenamtliche Helfer klagten über lange Wartezeiten und oft unsensible Umgangsformen. Zudem war die Ausländerbehörde kein richtiges Amt, sondern nur ein Sachgebiet innerhalb des Rechts- und Ordnungsamts.
„Es gab sehr viel Kritik auch im Kreistag, und im Oktober 2018 wurde deshalb ein großer Schritt getan“, sagt Christian Baron, Dezernatsleiter für Gesundheit, Ordnung und Verkehr bei der Kreisverwaltung. Aus dem Sachgebiet wurde ein eigenständiges Amt, zur Amtsleiterin wurde Valentina Leibing gewählt, eine Fachfrau in Asyl- und Ausländerrecht, die zuvor die Kreispolizeibehörde geleitet hatte. Die Zahl der Mitarbeiter wurde zunächst auf 32 erhöht, bis zum Jahresende werden es 39 sein.
Auch das Raumangebot wurde neu strukturiert. In den früheren Räumen des Kreismedienzentrums im Erdgeschoss des Landratsamts wurde eine zentrale Anmeldestelle für alle Besucher eingerichtet. Von dort aus werden die Besucher zu den für ihre Fragen oder Anliegen zuständigen Sachbearbeitern weitergeleitet. Auf dem Parkplatz hinter dem Haus wurde mit Bürocontainern rund 120 Quadratmeter zusätzliche Bürofläche gewonnen. „Die räumliche Neustrukturierung hat den Lärmpegel gesenkt, die Abläufe wesentlich erleichtert und beschleunigt und bei allen Beteiligten viel Stress und Spannung rausgenommen“, berichtet Baron.
Mit der Neustrukturierung der Ausländerbehörde und der Personalaufstockung wurde auch eine Spezialisierung der Aufgaben möglich. Wie Valentina Leibing erklärt, werden nun das Asylwesen, Visa-Angelegenheiten und das allgemeine Ausländerrecht in getrennten Sachgebieten bearbeitet. Damit könne wesentlich zielgerichteter und vor allem individuell zugeschnitten gearbeitet werden. „Die Mitarbeiter sind intensiv geschult worden und wir können nun der großen Herausforderung und den hohen Ansprüchen gerecht werden“, sagt sie. Auch Baron betont dies. „Wir haben es mit der UN-Flüchtlingskonvention, mit EU-Recht, deutschem Recht und Landesrecht zu tun. Alles muss beachtet werden, es gibt keinen Rechtsbereich, der so stark in Bewegung ist. Es hängt also viel Verantwortung an unserer Arbeit“, sagt er.
Der Personalzuwachs habe nicht zuletzt ermöglicht, den vernachlässigten Kontakt mit den ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen wieder aufzunehmen. „Wir kommen wieder raus zu den Menschen. Letztlich können wir die Aufgaben nur gemeinsam stemmen, wenn wir partnerschaftlich und auf Augenhöhe unterwegs sind“, sagt Baron. pst / Foto: pst