Neuer Vorschlag für Brückenschlag

Die Esslinger Adenauerbrücke ist marode – Generalüberholung ist unausweichlich – Auch Neubau in der Diskussion

Günstig wird es nicht – so viel ist klar. Mit der Instandsetzung der maroden Adenauerbrücke wartet das nächste Mammutprojekt auf die Stadt Esslingen, die bereits Unsummen in die Erneuerung der anderen Neckarquerungen investiert hat. Und die Adenauerbrücke wird wohl alles toppen: Von einem dreistelligen Millionenbetrag geht man im Rathaus aus, um die Querung zwischen Oberesslingen und Berkheim fit für die Zukunft zu machen. Und zwar unabhängig davon, ob man sich für eine Sanierung im Bestand, einen Abriss und Neubau an gleicher Stelle oder aber für eine ganz neue Variante entscheidet, die die Stadt jetzt ins Spiel gebracht hat: einen Neubau unmittelbar neben der bestehenden Brücke.
Letztere hätte den unbestreitbaren Vorteil, dass der Verkehr während des voraussichtlich etwa fünf Jahre dauernden Neubaus weiter fließen könnte wie gewohnt. Zudem böte sich damit die Chance, die Verkehrsentwicklung der kommenden Jahrzehnte zu berücksichtigen, die Radverkehrsführung neu auszurichten und den Bahnhof Oberesslingen städtebaulich besser zu integrieren. So ist laut Uwe Heinemann, dem Leiter des Tiefbauamtes, angedacht, die neue Brücke östlich der bestehenden zu errichten und nicht über die Bahngleise in Oberesslingen hinwegzuführen, sondern durch einen Tunnel darunter.
Ob diese Überlegungen realisierbar sind – und wenn ja, in welcher Form –, soll jetzt eine Machbarkeitsstudie zeigen. Das hat der Mobilitätsausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Bis 2024 soll die Studie fertig sein, dann will man die drei Optionen vergleichen. Neben einem Neubau seitlich der bestehenden Brücke stehen noch eine Generalsanierung wie bei der Vogelsangbrücke sowie ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle wie bei der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke zur Diskussion.
Allerdings würde eine Generalsanierung laut der Stadtverwaltung voraussichtlich drei bis vier Jahre dauern, teils starke Verkehrsbehinderungen mit sich bringen, bis zu 45 Millionen Euro kosten und die extrem marode Brücke maximal für weitere 25 Jahre nutzbar machen. Bei einem Ersatzneubau in gleicher Lage würde, wie bei der Schleyerbrücke, voraussichtlich nur der Überbau erneuert. Doch dieser hat eine Fläche von rund 15 500 Quadratmetern – die Schleyerbrücke nur 2500 Quadratmeter. Angesichts dessen sei mit mindestens fünf Jahren Bauzeit und Kosten von weit mehr als 100 Millionen Euro zu rechnen – inklusive mehrjähriger Vollsperrung. Gleichzeitig wären wesentliche Abweichungen von der bestehenden Brückengeometrie, etwa im Hinblick auf die angestrebte Verkehrswende, nicht möglich.
Nun muss die Adenauerbrücke aber erst einmal die Zeit bis zur Erneuerung überstehen. Einige Vorhaben sind laut der Verwaltung unausweichlich, damit sie die rund zehn Jahre bis zum anvisierten Start der Erneuerungsarbeiten standsicher bleibt. Immerhin rollen dort täglich rund 35 000 Fahrzeuge über den Neckar. So soll etwa im Frühjahr eine Stahlkonstruktion unter dem „Gerbergelenk“ errichtet werden, das zwei Brückenteile verbindet. Damit will man verhindern, dass die Brücke absackt, sollte das Gelenk versagen. Auch die Erneuerung des Brückengeländers, der Beleuchtung und des Fahrbahnbelags sei in den nächsten Jahren notwendig.
Der Mobilitätsausschuss zeigte sich offen für die Idee eines Brückenneubaus neben dem bestehenden Bauwerk, mahnte aber Einsparungen an. Zudem kam die Forderung, die Schurwaldgemeinden für eine Mitfinanzierung zu gewinnen.

meb / Foto: Roberto Bulgrin


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert