Am 18. September soll eine „Rettungskette für Menschenrechte“ auch durch den Kreis Esslingen gebildet werden

Von Hamburg bis ans Mittelmeer soll sich am 18. September eine symbolische Rettungskette für Menschenrechte entlangziehen. Sie verläuft auch durchs Neckartal: In Esslingen und Plochingen haben sich Initiativen gebildet, die teilnehmen und damit ein Zeichen für mehr Menschlichkeit und gegen das Sterben im Mittelmeer setzen möchten.
Es ist bereits der vierte Anlauf für die Rettungskette, dreimal musste sie wegen der Coronapandemie verschoben werden. Aber jetzt steht das Datum – und das Thema ist ebenso aktuell wie beim ersten Anlauf vor zwei Jahren. Die derzeitige Entwicklung in Afghanistan sorgt sogar für zusätzliche Brisanz. Das sei erschreckend, findet Gottfried Gienger, der als Vorsitzender des Lokalen Bündnisses für Flüchtlinge Plochingen der Hauptorganisator des Abschnitts am Neckarknie ist. Für Esslingen laufen die Fäden bei Kurt Hilsenbeck von der kirchlich-diakonischen Flüchtlingsarbeit im Kirchenbezirk Esslingen zusammen.
Beide Organisatoren sind seit Jahresanfang am Planen. Dass man nicht ohne Lücke bis ans Mittelmeer kommen wird, ist allen klar, es gehe letztendlich um den symbolischen Wert: „Wichtig ist, dass in vielen Städten etwas läuft und dass es eine ideelle Kette gibt“, sagt Gienger. Die Gesamtroute und die Orte, in denen die Aktion stattfinden wird – auch in Österreich und Italien – lässt sich unter www. rettungskette.eu nachschauen.
Die Strecke durch den Kreis Esslingen beginnt in Mettingen und läuft durchs Neckartal über Zell und Altbach nach Plochingen. Von dort geht es weiter Richtung Reichenbach und durchs Filstal. In Esslingen und Plochingen soll die Kette jeweils vom Stadtzentrum ausgehend nach außen aufgebaut werden, sodass ein möglichst langes zusammenhängendes Stück entsteht. Allein für die Strecke in Esslingen, die auch durch die Weinberge führt, bräuchte man rund 3000 Menschen, hat Kurt Hilsenbeck ausgerechnet. In Plochingen wäre die Strecke von Ortsschild zu Ortsschild mit rund 600 Personen machbar. Beides ist ehrgeizig – aber unabhängig von allen Lücken werden die Teilnehmenden, wenn um 12 Uhr die Kette zwischen Hamburg und Italien geschlossen wird, Teil einer ganz großen gemeinschaftlichen Aktion sein.
„Wir sind als Esslinger Aktion eine von ganz vielen zwischen Hamburg und dem Mittelmeer“, sagt Hilsenbeck, „und die Resonanz ist gewaltig.“ Sie gehe quer durch die gesellschaftlichen Schichten. Fast 40 Unterstützergruppen hätten sich bei ihm schon angemeldet, von Amnesty International bis „Zell hilft“. Weitere Gruppen sind ihm und Gienger willkommen, natürlich auch von außerhalb der Stadtgrenzen. Schließlich berührt die Rettungskette nur wenige Orte direkt, und je mehr Teilnehmer auch aus dem Umland kommen, desto längere Teilabschnitte kommen zustande. „Von Nürtingen hat sich bei uns bereits ein Asylkreis angemeldet“, freut sich Gienger deshalb.
Gruppen werden gebeten, sich spätestens eine Woche vor der Aktion anzumelden. Dann erfahren sie per E-Mail, welchem Streckenabschnitt sie zugeordnet sind und können ihn gezielt ansteuern, was dazu beiträgt, dass sich keine zu großen Menschenansammlungen bilden. Das ist aufgrund der Coronaregeln wichtig. So wird es auch, obwohl der Hashtag zur Aktion „#Hand in Hand“ heißt, weitgehend berührungslos zugehen. Familien dürfen sich an der Hand nehmen, alle anderen verbinden sich mittels Schals, Tüchern, Absperrbändern oder ähnlichem. Spontan-Teilnehmer sind natürlich ebenfalls gefragt, Einzelpersonen können sich einfach einreihen. Wer mitmachen will, sollte rund eine Stunde Zeit und gerne auch Plakate oder Transparente dabeihaben. „Wenn jemand ein Instrument spielt, kann er das auch mitbringen“, sagt Kurt Hilsenbeck, der auf eine große, bunte Aktion mit vielen verschiedenen Akteuren hofft. aia/Foto: kry