Neuhausen betreibt S-Bahn-Anschluss weiter – Zuschüsse ungewiss
Die Planungen für die Verlängerung der S2 nach Neuhausen sollen auch unter den geänderten Rahmenbedingungen weitergeführt werden. Dieser Empfehlung des Lenkungskreises sind die Gremien der Projektpartner Verband Region Stuttgart, Landkreis Esslingen, Stadt Filderstadt, Gemeinde Neuhausen und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gefolgt. Und das, obwohl der Bau der 3,9 Kilometer langen Strecke von Filderstadt-Bernhausen über Sielmingen nach Neuhausen deutlich teurer kommt als zunächst geplant und die Förderung des Projekts durch den Bund noch unklar ist.
Neuen Berechnungen zufolge soll die S-Bahn-Verlängerung statt der früher geplanten 91 Millionen nun 125 Millionen Euro kosten. Anstatt der anvisierten Fertigstellung im Jahr 2019 soll die erste Bahn erst 2021 fahren. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Zuschüsse aus der Bundeskasse. Nur für Projekte, die bis 2019 fertig und abgerechnet sind, will der Bund einen Zuschuss von 60 Prozent beisteuern. Nach Abschätzung der SSB fallen knapp die Hälfte der Baukosten, rund 49 Millionen Euro, erst nach 2019 an. Wie es darüber hinaus weitergeht, ist noch unklar.
Der Neuhausener Bürgermeister Ingo Hacker glaubt nach wie vor fest daran, dass das Projekt realisiert wird und Neuhausen wieder einen Schienenanschluss bekommt. „Alle betreffenden Gremien unterstützen das Projekt weiterhin“, sagt Hacker. Die Beschlüsse Ende vergangenen Jahres für die S-Bahnverlängerung nennt Hacker „Meilensteinentscheidungen“. Für Neuhausen bedeute der Anschluss einen enormen Gewinn. „Der Berufs- und Individualverkehr nimmt auch in Neuhausen weiter zu. Staus oder stockender Verkehr sind für Unternehmer im Ort, für Berufspendler und für Privatleute nicht nur ärgerlich, sie binden auch viele Ressourcen“, sagt Hacker. Daher verbessere alles, was auf Dauer Verkehrslärm, Feinstaubemissionen und CO2 reduziert, die Lebensqualität der Einwohner. Einen weiteren Gewinn sieht er in der schnellen Verbindung nach Stuttgart und zum Flughafen.
Spannend wird es zum anvisierten Planfeststellungsbeschluss im Jahr 2017. Ohnehin steigen die Beiträge der Partner: bei Neuhausen und Filderstadt voraussichtlich um jeweils 900 000 auf 3,5 Millionen Euro, beim Landkreis um 1,8 Millionen auf 6,9 Millionen Euro. Hacker will die erforderlichen Gelder bereitstellen und die Bürgerschaft beim gesamten Planungsprozess beteiligen. Vor allem aber: „Viele Gespräche auf allen politischen Ebenen führen.“
Ein Gutachten hat bereits im Jahr 2009 eine Verlängerung der S2 nach Neuhausen für sinnvoll erklärt. Im September 2013 hat die Regionalversammlung den Bau beschlossen. Historisch gesehen bestand die Verbindung als Filderbahn bis ins Jahr 1983. Die ehemalige Bahntrasse dient heute in Teilen als Radweg. In Neuhausen erinnern Schuppen und Gleisreste an die Schienenvergangenheit. Die neuen Haltestellen Sielmingen und Neuhausen würden mit Mittelbahnsteig gebaut, der Halt Sielmingen in einem Trog tiefergelegt. Laut SSB sollen 7000 Fahrgäste täglich das neue Verkehrsmittel nutzen. bob / Foto: bob