Nur beim Namen nicht einig

Infrastruktur von Baltmannsweiler und Hohengehren hat von der Vereinigung profitiert


Der Zusammenschluss von Baltmannsweiler und Hohengehren zu einer Gemeinde war in beiden Orten unumstritten – entging man doch damit der drohenden Eingemeindung nach Reichenbach und eröffnete sich gleichzeitig als größere Einheit neue Perspektiven. Aber bei der Frage nach dem Namen der neuen Kommune prallten die Positionen aufeinander. So griff schließlich der Gesetzesvorschlag des Landes, der in der Regel den Namen der bislang größten Einzelkommune vorsah.

Einigten sich die künftigen Teilorte auf einen anderen Namen, konnte auch dieser zugelassen werden. Dass dies im Fall Baltmannsweiler nicht gelang, liegt nicht etwa an einer besonderen Dickköpfigkeit der Schurwäldler, sondern hat mathematische Gründe: Wo mehrere Gemeinden sich zusammenschlossen, fand sich oft keine Mehrheit für einen schon bestehenden Namen und man suchte einen Kompromiss. Bei elf zu elf Vertreten in den Gemeinderäten Baltmannsweiler und Hohengehren war aber das Patt vorprogrammiert.

Das größere Baltmannsweiler habe auf dem Gesetzesvorschlag bestanden, erinnert sich Alt-Bürgermeister Roland Keim, der zu diesem Zeitpunkt Rathauschef in Hohengehren war: „Da steht’s, so heißen wir“ – das sei die Position gewesen. Daran änderte auch die Suche nach kreativen Namensvorschlägen, sei es aus der Bevölkerung oder seitens des Ministeriums, nichts. Das habe aber nicht an mangelnder Kompromissbereitschaft gelegen, betont Berndt Paukert, damals Gemeinderat in Baltmannsweiler, sondern schlicht an der Qualität der Vorschläge. „Hohenweiler“, „Baltmannsgehren“ oder „Schuren“ stuft er auch heute noch als „Krampf“ ein.

So blieb es beim Ortsnamen Baltmannsweiler. Der damalige Hohengehrener Gemeinderat Walter Roos stellte später noch einmal Antrag auf eine Namensänderung, erneut erfolglos. „Da war das Rathaus voll in Hohengehren, da ist schon Stimmung gewesen“, erinnert sich Paukert. Aber Keim sieht die Auseinandersetzung inzwischen durchaus positiv: Sie habe Bewusstsein geschaffen, gerade deshalb sage und schreibe man heute noch Hohengehren, während in anderen Reformgemeinden längst der Oberbegriff dominiere. Bald wurde auch das Schild „Baltmannweiler – Ortsteil Hohengehren“ am Ortseingang wieder ausgetauscht. Längst ist ein großes „Hohengehren“ mit Zusatz „Gemeinde Baltmannsweiler“ zu lesen.

Den Zusammenschluss an sich befürworteten beide Seiten, in einer Bürgerbefragung hatten sich jeweils 60 bis 70 Prozent der Stimmberechtigten dafür ausgesprochen. Vor allem fürs kleinere Hohengehren waren die Vorteile greifbar. So setzte Keim kurz vor der Vertragsunterzeichnung durch, dass das von Baltmannsweiler geplante Kultur- und Sportzentrum zentral zwischen den Ortsteilen gebaut werden sollte, was dann auch geschah. Hohengehren hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal einen eigenen Sportverein.

„Wenn Gemeinden profitiert haben von der Reform, dann Baltmannsweiler und Hohengehren“, ist auch Berndt Paukert überzeugt. Er gehörte noch 29 Jahre lang dem gemeinsamen Gemeinderat an, der „etwas Ordentliches geschaffen“ habe. Dabei hätten auch die Baltmannsweiler hervorragend mit Keim zusammengearbeitet. Dieser setzte sich bei der ersten gemeinsamen Bürgermeisterwahl gegen drei weitere Kandidaten durch und blieb bis 1999 im Amt. Bei keinem einzigen Ratsbeschluss sei es vordergründig um Vorteile für den einen oder anderen Ortsteil gegangen, betonen Paukert wie Keim, immer hätten inhaltliche Gesichtspunkte gezählt. Bis heute tagt das Gremium abwechselnd im Rathaus in Baltmannsweiler und im Bürgerhaus in Hohengehren.

Das Wappen der Gemeinde nimmt Elemente beider Beteiligter auf: Die drei blauen Berge im oberen Bereich, die wohl auf den Ausblick auf die staufischen Kaiserberge anspielen, wurden von Baltmannsweiler übernommen. Von Hohengehren stammt das Leistenkreuz mit einem „Zipfel“, das meist als Garnknäuel gedeutet wird.

Manch einer im Ort munkelt zwar, dass die beiden Feuerwehrabteilungen sich nicht grün seien. Aber da winkt Gesamtkommandant Andreas Hirschmann ab. „Ein bisschen Rivalität“ sei ganz normal und andernorts weit ausgeprägter, meint er. Man mache gemeinsame Übungen, rücke gemeinsam aus und ein gemeinsames, zentrales Magazin sei in Planung.                aia / Foto: aia


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