Parteien auf Kandidatensuche – SPD setzt auf Matthias Klopfer – Wenig Zeit für Vorbereitungen und Wahlkampf

Nun ist es amtlich: Die Esslinger wählen am 11. Juli dieses Jahres ihr neues Stadtoberhaupt. Der Gemeinderat hat vergangenen Mittwoch den Wahltermin einstimmig bestätigt. Ein eventuell erforderlicher zweiter Wahlgang findet am 25. Juli statt. Bewerbungen um die Stelle als Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden bis zum 14. Juni entgegengenommen.
Mehr als 23 Jahre war Jürgen Zieger Oberbürgermeister – nun geht er Ende September in den Ruhestand. Da Zieger den Rückzug relativ spät bekannt gab und die Sommerferien als ungeeignet für Wahlen angesehen werden, verbleibt wenig Zeit, um geeignete Kandidaten zu finden. Und wenn sie gefunden sind, bleiben nur wenige Wochen, damit sich diese Kandidaten den Wählern vorstellen können.
Selbst wenn Zieger noch bis zum offiziellen Ende seiner Amtszeit im kommenden Jahr Rathauschef geblieben wäre, hätte manch politischer Akteur demnächst mit der Suche nach einem möglichen künftigen Stadtoberhaupt begonnen. Jetzt aber muss alles viel schneller gehen als gedacht. Hinter vorgehaltener Hand klagt der ein oder andere, dass Ziegers Ausscheiden zum 30. September und damit kurz nach den Sommerferien und der Bundestagswahl denkbar ungünstig liege. Ein Ausscheiden Ziegers zum Jahresende hätte mancher als deutlich entspannter empfunden.
Nichtsdestotrotz demonstriert man in den Gemeinderatsfraktionen Zuversicht, rechtzeitig einen guten Kandidaten oder eine gute Kandidatin präsentieren zu können. Und die SPD ist bereits fündig geworden: Die Genossen schicken den Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer ins Rennen um den Chefsessel im Esslinger Rathaus. Zuvor hatte SPD-Finanzbürgermeister Ingo Rust klar gemacht, dass er seine Zukunft weiterhin in seinem Dezernat sieht, wenn auch künftig als Erster Bürgermeister. Klopfer hat damit noch vor dem offiziellen Start der Bewerbungsphase (30. April) seinen Hut in den Ring geworfen. „Nach 15 Jahren als OB in Schorndorf spüre ich, dass es an der Zeit ist, diese Aufgabe loszulassen. Und mit 53 Jahren habe noch reichlich Energie, Gestaltungswille und Ideen, um eine neue Herausforderung zu suchen“, sagte Klopfer.
Carmen Tittel, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat, ist indes zuversichtlich, den Bürgerinnen und Bürgern „ein gutes Angebot“ machen zu können. Als fast noch größere Herausforderung als den Zeitdruck bezeichnet sie den Wahlkampf in Corona-Zeiten. Ein Kandidat von außerhalb müsse sich den Esslingern ja erst einmal vorstellen – dürfe sie angesichts der Coronaregeln aber nur in ganz engem Rahmen treffen.
Das sieht Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, ähnlich. Allerdings habe es anderswo bereits Bürgermeister- und OB-Wahlen unter Pandemiebedingungen gegeben, bei denen die Wahlbeteiligung nicht allzu sehr gelitten habe. Man müsse im Wahlkampf eben andere Kanäle nutzen als sonst. Allerdings stehen die Anwärter für Bürgermeister- und OB-Ämter nicht gerade Schlange, das weiß auch Silberhorn-Hemminger. Ein solcher Job bedeutet schließlich viel Arbeit und viel Verantwortung.
„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst“, betont Jörn Lingnau, Vorsitzender der CDU-Fraktion. Die CDU wolle einen Wandel in der Stadtpolitik und sei guter Dinge, einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin für Zieger präsentieren zu können. Unterdessen ist die FDP zwar ebenfalls auf der Suche, würde sich laut Fraktionschefin Rena Farquhar aber nach Möglichkeit gern auf einen gemeinsamen Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager verständigen. Bei der Linken hält man sich, was das Thema OB-Nachfolge angeht, derzeit noch bedeckt. meb/jmf/ch / Foto: Roberto Bulgrin
Info: Im Vorfeld der OB-Wahl wird die Eßliner Zeitung umfangreich berichten, in der gedruckten und der Online-Ausgabe, unter www.esslinger-zeitung.de, auf Facebook und Instagram, mit Videos und Podcast-Beiträgen der Formate „ES-TV“ und „EZ-Talk“.