OB-Wahl ohne Entscheidung

Töpfer gewinnt in Esslingen die erste Runde knapp vor Klopfer – Lazaridis zieht zurück – Zweiter Wahlgang am 25. Juli

Bei  der Oberbürgermeisterwahl in Esslingen konnte sich in der ersten Runde am vergangenen Sonntag  niemand durchsetzen. Es hätte einer absoluten Mehrheit bedurft, doch der Wahlsieger der ersten Runde, Daniel Töpfer, erreichte mit 31,8    Prozent der Stimmen nicht diese Mehrheit. Er wird von einem Bündnis aus Freien Wählern, CDU und FDP unterstützt. Knapp dahinter landete mit 30,7 Prozent der Stimmen Matthias Klopfer, der für die SPD antrat. Vittorio Lazaridis (Grüne) konnte 21,6  Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Der enttäuschte Lazaridis kündigte dann am Montag an, dass er zum zweiten Wahlgang am 25. Juli nicht mehr antreten werde. Er sei gestartet, um zu gewinnen. Da er hierfür keine Chancen mehr sehe, ziehe er seine Kandidatur zurück.

Einen Achtungserfolg errang der unabhängige Kandidat Gebhard Mehrle mit 9,8 Prozent. Der Kandidat der Linken, Martin Auerbach, kam auf 4,2 Prozent, die unabhängige Kandidatin Gabriela Letzing schaffte 1,9  Prozent. Insgesamt waren etwa 70 000  Wahlberechtigte aufgerufen, abzustimmen. Die Wahlbeteiligung lag mit 41,2  Prozent eher niedrig. Beim zweiten Wahlgang am 25. Juli reicht dem Sieger eine einfache Mehrheit.

Die beiden Erstplatzierten Töpfer und Klopfer zeigten sich zufrieden und erklärten, auch in der zweiten Runde antreten zu wollen. Lazaridis und die Esslinger Grünen machten nach dem eigenen Rückzug zumindest indirekte Wahlwerbung für SPD-Bewerber Klopfer. Mit ihm und seinem Wahlprogramm gebe es die größte inhaltliche Schnittmenge, sagte Carmen Tittel. Die Grünen-Fraktionssprecherin im Esslinger Gemeinderat erkennt eine „starke ökosoziale Mehrheit“. 

„Sehr zufrieden“ äußerte sich Mehrle, der im zweiten Wahlgang ebenfalls nicht mehr antreten wird. Eine angekündigte Wahlempfehlung hatte Mehrle  bis Redaktionsschluss noch nicht abgegeben.

Töpfer  sieht in dem Ergebnis ein klares Signal in Richtung Aufbruch. „Ein großer Teil der Esslinger will kein ‚Weiter so’.“ Das Ergebnis sei für ihn ein klarer Auftrag, nun mit Vollgas weiter zu machen, um in zwei Wochen den Sieg davonzutragen, sagte der 32-Jährige, der seit 2014 Bürgermeister in Weissach (Kreis Böblingen) ist und sich dort einen Ruf als „Aufräumer“ erarbeitet hat. Das bürgerliche Lager  verspricht sich von dem dynamisch-forschen Jungpolitiker mehr Bewegung in dem von vielen als wenig bürgernah empfundenen  Verwaltungsapparat.

„Ich mache keine Jubelsprünge, aber das Ergebnis ist okay“, sagte  Klopfer am Abend des Wahl-Sonntags. „Da ist noch viel drin“, erklärte er  mit Blick auf den  zweiten Wahlgang. Der amtierende Oberbürgermeister von Schorndorf, der in der Daimler-Stadt viele Erfolge vorzuweisen hat, hatte als Erster seinen Hut in den Ring geworfen.   Die Strategie seines Wahlkampfteams, vor allem auf seine 15-jährige Erfahrung als  Rathauschef und seine Vernetzung in der Regionalpolitik zu setzen, scheint nur bedingt aufgegangen zu sein. Vermutlich auch deshalb, weil er für viele dem Noch-OB zu nahe steht.

Mehrle, der 51-jährige Jurist, der mit Kommunalpolitik bislang nichts am Hut hatte, konnte mit Sachverstand und   Unabhängigkeit manchen Kritiker überzeugen. „Ein zweistelliges Ergebnis wäre klasse gewesen“, sagte er. Doch auch so „kann ich mich blicken lassen“.  Mehrle will der Kommunalpolitik nun treu bleiben. Mit mehr als seinen 4,2  Prozent hatte   Auerbach nicht rechnen können. Der 44-jährige Linke sammelte mit  seiner direkten Art Sympathiepunkte. Dass die Wenigsten bei  Gabriela Letzing (55, parteilos) ihr Kreuzchen machten, verwundert nicht. Ihre Vorstellungen wurden von vielen als zu  wolkig wahrgenommen. Auerbach und Letzing hatten sich bis Redaktionsschluss noch nicht entschieden, ob sie nochmals antreten.

Notwendig geworden war die Wahl in Esslingen, weil der jetzige OB Jürgen Zieger (SPD) im März seinen Abschied verkündet hatte. Seine Amtszeit endet am 30. September mit seiner Versetzung in den Ruhestand. Zieger stand   23 Jahre lang an der Spitze des Esslinger Rathauses.  jmf/hf / Foto: Roberto Bulgrin


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