Mitglieder des Deizisauer Heimatvereins bauen ein Heimatmuseum auf – Suche nach alten Alltagsgegenständen

Die Geschichte der Gemeinde Deizisau und die Geschichten der alteingesessenen Familien für die Nachwelt zu dokumentieren und zu konservieren – das ist das Ziel, das der örtliche Heimatverein mit seinem geplanten Heimatmuseum verfolgt. Das soll in der Scheune des ehemaligen Bauernhauses der 93 Jahre alten Deizisauerin Martha Clauß entstehen, das die frühere Vorsitzende der Landfrauen vergangenes Jahr der Gemeinde Deizisau verkauft hat – verbunden mit der Auflage, dort ein kleines Museum einzurichten. Inzwischen lebt Martha Clauß im benachbarten Quartiershaus Palmscher Garten und kann über die Straße hinweg zuschauen, wie fleißige Mitglieder und Helfer des Heimatvereins die Scheune nach und nach umgestalten.
Als feststand, dass die Scheune für das Projekt tatsächlich zur Verfügung steht, wurde der Verein um seinen Vorsitzenden Franz Bingel gegründet. „Zum Glück sind auch sehr viel junge Leute dabei“, sagt Bingel im Hinblick auf die viele Arbeit, die die Umgestaltung der Scheune macht. Wie das Wohnhaus auch, stammt sie aus dem Jahr 1891 und wurde über die Jahrzehnte hinweg immer wieder erweitert. Im Erdgeschoss befinden sich ein Kuh- und ein Schweinestall, darüber auf mehrere Ebenen verteilt die eigentliche Scheune.
Begonnen hat die Umgestaltung im vergangenen August. Zuerst galt es, den noch vorhandenen Mist und alles Stroh aus dem Gebäude zu schaffen. Danach mussten Spinnweben entfernt und die Scheune so gut es ging gesäubert werden. „Das alles war wirklich brutal“, erinnert sich Bingel an den vielen Staub und den Dreck. Da der Verein nicht in die alte Bausubstanz des Gebäudes eingreifen möchte, sollen die einzelnen Ebenen der Scheune so gut es geht erhalten werden. Lediglich die sogenannte Maibaumebene erhält aus Sicherheitsgründen einen neuen Holzboden.
Fest steht, dass von der Maibaumebene aus – der Name rührt vom Deizisauer Maibaum her, der dort zwischengelagert ist – zwei Stahltreppen auf die nächste Hauptebene hinaufführen sollen. Bingel hofft, dass die beiden Treppen für etwa 2000 Euro zu beschaffen sind. Mit etwa 30 000 Euro deutlich teurer käme eine Stahltreppe zwischen Erdgeschoss und erster Zwischenebene. „Ob wir die wirklich brauchen oder ob wir die alte Holztreppe behalten können, muss das Bauamt entscheiden“, sagt Bingel. Falls doch eine neue Treppe eingebaut werden muss, hat sich der Vorsitzende des Heimatvereins bereits eine Spendenaktion überlegt.
Erste Überlegungen für ein Ausstellungskonzept stehen ebenfalls schon im Raum. Im Eingangsbereich der Scheune soll eine kleine Ausstellung an das Leben der Familie Clauß erinnern und über die Geschichte des alten Bauernhauses mit der Scheune informieren. Laut Bingel sollen auf den einzelnen Ebenen größere Ausstellungsstücke wie landwirtschaftliche Gerätschaften oder Landmaschinen dauerhaft ihren Platz finden. Dazwischen könnte es kleinere Exponate zu wechselnden Themen geben. Als Beispiele nennt Bingel die Themen schwäbische Sprache, schwäbisches Essen, Deizisauer Vereine, die lokale Geschichte der beiden Weltkriege und der Deizisauer Auswanderer oder die der Flüchtlinge nach 1945.
Um alles anschaulich zu dokumentieren, hat der Heimatverein in den vergangenen Monaten immer wieder die Deizisauer dazu aufgerufen, alte Sachen nicht einfach zu entsorgen, sondern sich vorher zu melden. „Wir schauen dann, was wir davon gebrauchen können“, sagt Bingel. Wichtig sei dabei, dass sich hinter jedem Gegenstand auch eine Geschichte verberge. Alles, was verloren gehe, sei unwiederbringlich weg. Inzwischen haben neben landwirtschaftlichen Werkzeugen schon viele mögliche Exponate aus dem Alltag der Deizisauer den Weg in das zukünftige Heimatmuseum gefunden. Besonders stolz ist Bingel auf ein altes Luftbild, das Deizisau im Jahre 1931 zeigt, als der Ort gerade mal 1700 Einwohner zählte.
kai / Foto: Andreas Kaier