Rudolf Kaiser hört Ende März auf – Gemeinde Neuhausen will das Traditionslokal für Vereine erhalten – Hohe Investitionen

Im Saalbau in Neuhausen geht eine Ära zu Ende. Nach fast 25 Jahren in der Traditionsgaststätte hört der Pächter und Wirt Rudolf Kaiser zum 31. März 2024 auf. Mit seinem Team und seiner schwäbischen Kochkunst hat er den hervorragenden Ruf der Gaststätte überregional gefestigt. Aus dem regen Vereinsleben in der katholisch geprägten Fasnetshochburg ist das Lokal an der Kirchstraße mit seinem kunstvoll bemalten Saal nicht wegzudenken. Um einen neuen Pächter zu finden, hat der Gemeinderat ein Konzept für die Sanierung und den weiteren Betrieb des Gebäudes beschlossen.
Die Gemeinde ist nach den Worten von Bürgermeister Ingo Hacker bereit, kräftig zu investieren, um den Saalbau zukunftsfähig zu machen. Man rechne mit Kosten von 700 000 Euro, um die Grundausstattung zu modernisieren. Das ist nötig, um eine neue Konzession zu bekommen. „Es war und ist uns ein Anliegen, den Saalbau für die Vereine und für die Öffentlichkeit, zum Beispiel für Veranstaltungen und Feierlichkeiten, zu erhalten“, sagte Hacker. „Das Gebäude hat Geschichte und prägt unsere Ortsmitte. Im Rahmen der Ortskernsanierung wurde es saniert und renoviert.“ Wichtig sei der Saalbau auch als Frequenzbringer zur Belebung der Ortsmitte.
Um die Pächtersuche auf ein solides Fundament zu stellen, hat eine Arbeitsgruppe des Gemeinderats und der Verwaltung über die Zukunft des Gebäudes beraten und klar definierte Regeln für einen künftigen Pächter aufgestellt. Zweimal tagten die Gemeinderäte Jens Jenuwein (Freie Wähler), Andreas Edelmann (CDU), Peter Theiler (Initiative Grüne Liste) und Sabine Boscher (SPD), um das Zukunftskonzept zu entwickeln. Ziel der Kommunalpolitiker ist es, eine gute Logistik und gute Arbeitsabläufe zu gewährleisten. Anregungen von Pächterseite fließen in die Pläne ein. Klar ist, dass der Saal weiter für kommunale Zwecke genutzt werden soll. „Die Kooperation mit den Vereinen ist ein wichtiger Faktor bei der Pächtersuche“, heißt es im Arbeitspapier.
Die Mitglieder der Gruppe wollen aktiv an der Suche nach einem Pächter mitwirken. Dafür holen sie die Fachleute von der Beratungsfirma Hogahelden ins Boot, was mit 10 000 Euro zu Buche schlägt. Sollte die Suche bis 31. Dezember erfolglos bleiben, wird über neue Nutzungskonzepte nachgedacht. Der Saalbau und die Gaststätte sollen aber für die Gemeinde erhalten bleiben. Das bedeutende historische Gebäude zu verkaufen kommt für die Kommunalpolitiker in keinem Fall infrage.
Wie wichtig der Saalbau, dessen Vorgängerbau einst eine Brauerei beherbergte, für das Vereinsleben ist, zeigt der gut gefüllte Terminkalender. Der Männergesangverein, dessen Geschichte eng mit dem Lokal verknüpft ist, lädt dort zu Proben und Konzerten. „1897 hatte die Saalbaugesellschaft, die aus Mitgliedern des Männergesangvereins Sängerbund bestand, das Gebäude gekauft“, erinnert Karl Bayer von der Gemeinschaft für Heimatgeschichte. Auch das Fasnetsbegräbnis des Narrenbunds findet im Saal mit Bühne und Galerie statt. Weil die Egelseehalle wegen der Sanierung des Brandschutzes geschlossen ist, feiern die Narren im Saalbau am 11. November ihren Fasnetsauftakt.
„Die Bitten der Vereine haben mich bewogen, noch etwas weiterzumachen“, sagt Kaiser, den alle Rudi nennen. Außerdem wollte er die Hochzeiten seiner Gäste nachholen, die pandemiebedingt ausgefallen waren. Zunächst hatte der frischgebackene Opa auf Drängen seiner Frau Corinna und der vier Kinder früher aufhören wollen: „Mit 65 Jahren ist es Zeit, denn das ist ein Knochenjob.“ Zwar schafft er bei Hochzeiten die Vorbereitung von 100 Essen und mehr auf den Punkt. Auf Dauer schade es aber der Gesundheit, keinen Feierabend zu haben und schwer zu arbeiten. Mit seiner ebenso umsichtigen wie souveränen Bedienung Ingrid „Gretel“ Röhse und der Familie könne er die Arbeit noch stemmen. Ab April 2024 will der begeisterte Radfahrer seine Freizeit genießen. Dennoch: „Die Zukunft des Saalbaus und die Menschen hier sind mir wichtig.“ Kaiser will in Neuhausen bleiben.
eli / Foto: Ines Rudel