Der Campus wird aufgewertet

Anton-Walter-Grundschule in Neuhausen hat den Betrieb aufgenommen – Das Projekt hat 30 Millionen Euro gekostet

Mit seiner Fassade aus Klinkersteinen und großen Fensterfronten wertet der Neubau der Anton-Walter-Grundschule mit Mensa den Campus im Egelseegebiet auf. 30 Millionen Euro kostet der Neubau, der in Neuhausen zum Schuljahresbeginn in Betrieb gegangen ist. Die Mensa-Küche wird von der Firma Apetito betrieben. Die große Versorgungsküche beliefert künftig alle Kitas im Ort. In der Schule sind derzeit drei erste Klassen und jeweils zwei zweite, dritte und vierte Klassen untergebracht. „Nur die Außenanlagen sind wegen der Insolvenz des beauftragten Unternehmens nicht fertig“, sagt der Erste Beigeordnete und Bauamtsleiter Rainer Däschler. Ansonsten seien die Arbeiten „nach Plan“ gelaufen.
Die Grundschüler nutzen derweil den Hof der benachbarten Friedrich-Schiller-Schule. „Die Arbeiten müssen neu ausgeschrieben werden“, sagt Däschler. Bis ein neuer Unternehmer den Zuschlag für die Außenanlagen erhält, werde es dauern. Er hofft, dass die Bereiche im nächsten Jahr fertig sind. Die Zufahrt zur Versorgungsküche, ein Innenhof und Teilbereiche könnten aber bereits jetzt genutzt werden.
Künftig hat die Fildergemeinde mit ihren 12 300 Einwohnern zwei Grundschulen. Ein Teil der Jungen und Mädchen aus der Mozartschule zieht in das neue Schulhaus um. Nun habe die drangvolle Enge im Schulhaus in der Klosterstraße ein Ende, sagt Däschler. Die Anton-Walter-Grundschule startet mit rund 300 Kindern, vom nahen Neubaugebiet Akademiegärten haben viele Jungen und Mädchen kurze Wege zur Schule. Die Mozartschule wird von Nils Tei geleitet. Da sich für den Rektorenposten der neuen Grundschule keine Bewerber fanden, übernimmt die Rektorin der Schiller-Schule, Ulrike Pisching, kommissarisch die Leitung.
Für das neue Schulhaus mit integrierter Mensa hatte die Gemeinde 2018 einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den das Büro Broghammer Jana und Wohlleber aus Rottweil gewann. „Die Zusammenarbeit hat bestens geklappt“, sagt Rainer Däschler. Das neue Gebäude liegt zwischen der Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule und den Egelseehallen. Der moderne Zweckbau fügt sich harmonisch in den Campus ein. Der Bauamtschef gibt zu bedenken, dass die Schiller-Schule aus den 1970er-Jahren in absehbarer Zeit saniert werden muss. Darüber muss der Gemeinderat entscheiden. In der Egelseehalle läuft die Brandschutzsanierung. Auch dort liegen die Arbeiten laut Rainer Däschler „im Plan“.
Ursprünglich sollte das neue Schulhaus im September 2022 in Betrieb gehen. „Den sportlichen Zeitplan konnten wir nicht halten“, sagt Däschler. Wie viele Zuschüsse es für den Neubau insgesamt gibt, kann der Beigeordnete noch nicht endgültig beziffern. Eine Unterstützung des Landes aus dem Beschleunigungsprogramm Ganztagsbetreuung von fast 4,2 Millionen Euro ist fest zugesagt.
Holzelemente und Beton prägen das Innere des Schulgebäudes. Die Mensa hat einen Boden aus Betonwerksteinen, der vergleichsweise unempfindlich ist. Dort essen die Grundschüler sowie die Kinder und Jugendlichen der Gemeinschaftsschule. Bis zu 320 Essen sollen dort ausgegeben werden. 800 Essen bereitet das Team insgesamt zu – inklusive der Lieferung an die Kindertageseinrichtungen. Das Küchenteam der Firma Apetito hat die Versorgungsküche gepachtet und kocht an den Schultagen frisch. Da es zur Mittagessenszeit in der Mensa laut wird, haben die Architekten auf gedämpfte Akustik Wert gelegt.
Die Klassenzimmer sind mit moderner Technik wie digitalen Tafeln ausgestattet. Weil es ein komplexes Lüftungssystem gibt, lassen sich die großen Fenster nicht öffnen. Nur wenn die schmalen Belüftungsfenster geöffnet sind, strömt Frischluft in die Räume. „In der Schule lässt sich der Ganztagsbetrieb ebenso realisieren wie neue pädagogische Konzepte“, sagt Däschler. Die Planer hätten sich an Konzepten der Lehrer orientiert. Neben einem Multifunktionsraum gibt es Bereiche, in denen die Jungen und Mädchen einfach entspannen dürfen. Hellgrüne Möbel setzen Farbtupfer. Toiletten und Waschräume sind in Blautönen gefliest.
Die Einweihung der Anton-Walter-Grundschule ist am 27. Oktober geplant. Am Samstag, 28. Oktober, lädt die Grundschule dann zum Tag der offenen Tür ein.

eli / Foto: Ines Rudel


Freibadbilanz ist heiter bis wolkig

Schleppender Start, Durchhänger im August, insgesamt zufriedenstellend: So war die Freibadsaison im Kreis Esslingen

Ausnahmezustände wegen Übergriffen wie in manch Großstadt gab es in den Freibädern im Kreis Esslingen nicht. Doch in manchen Bädern stellt man durchaus steigende Aggressionen unter den Badegästen fest. Mancherorts fiel auch der Start in die Freibadsaison direkt ins Wasser. In Deizisau etwa wurde das Freiluftbaden angesichts der Wetterlage Anfang Mai kurzerhand um zwei Wochen verschoben. Andere Bäder hatten zwar geöffnet, konnten aber bei Regenwetter bis weit in den Mai hinein anfangs nur wenige Besucher begrüßen. Dann aber gab es Sonne satt – bis der August die Bilanz wieder trübte.
In Esslingen zeigt man sich sehr zufrieden mit der Freibadsaison: Mit insgesamt rund 130 000 Besuchern in Neckarfreibad und Hallenfreibad Berkheim habe man etwas mehr Badegäste zu verzeichnen als in den vergangenen Jahren, heißt es von den Stadtwerken Esslingen. Allerdings sei es auch in diesem Jahr vereinzelt zu Belästigungen und Pöbeleien in den Freibädern gekommen. Betrachte man die vergangenen fünf Jahre, so sei durchaus eine Zunahme von Verstößen zu erkennen. Zudem beobachte man, dass die Hemmschwelle im Hinblick auf „Entgleisungen in Ton und Form“ heute schneller überschritten werde als früher.
„Es hätten gerne etwas mehr Besucher sein können“, sagt hingegen Nadine Jud von der Gemeindeverwaltung in Deizisau. Mit knapp 40 000 Besuchern seien etwa 2000 Badegäste weniger gekommen als im vergangenen Jahr. Angesichts der Wetterlage und dem Entschluss, zwei Wochen später zu öffnen, sei das Ergebnis aber in Ordnung, so Jud. Unterdessen seien die Energiekosten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen – genaue Zahlen dazu gebe es aber noch nicht. Gleich zu Beginn der Badesaison und über den gesamten Sommer hinweg sei es vermehrt zu intensiven Diskussionen und Ermahnungen wegen der Einhaltung der Baderegeln gekommen, berichtet Jud. Insgesamt seien bislang fünf Badeverbote ausgesprochen worden – das entspreche dem Niveau des Vorjahres.
Wernau verzeichnet einen guten Sommer. „Es war eine ruhige und angenehme Saison“, sagt Michael Bauer, Amtsleiter für Finanzen und Personal in Wernau. Mit rund 60 000 Besuchern habe man deutlich mehr Badegäste begrüßt als im Vorjahr, in dem die Besucherzahl mit rund 53 500 in etwa dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre entsprach. Was Übergriffe und Auseinandersetzungen angeht, sei die Situation ähnlich gewesen wie in den Vorjahren: keine nennenswerte Vorfälle. Lediglich ein Hausverbot sei erteilt worden. Die Energiekosten hingegen hätten sich gegenüber 2022 nahezu verdreifacht, so Bauer.
Auch in Reichenbach ist man zufrieden. Die Hitze im Juni und Juli habe zu hohen Besucherzahlen geführt, berichtet Wolfgang Steiger, Leiter der Kämmerei. „Leider ging dem Sommer im August die Puste aus.“ Aber zum Schluss habe es wieder schönes, warmes Wetter gegeben. Mit rund 51 000 Besuchern liege man im Durchschnitt der vergangenen Jahre.
Aufgrund der Wetterverhältnisse sei diese Saison etwas zögerlicher gestartet, heißt es aus der Stadt Kirchheim. Dann aber folgten noch genügend Sonnentage. Man hoffe, die Zahl von 110 000 Besuchern zu erreichen und damit auf ein ähnliches Niveau wie sonst zu kommen, sagt Kirchheims Stadtsprecherin Vanessa Palesch. Ebenfalls durchschnittlich sei die Zahl der Hausverbote und Polizeieinsätze gewesen, die es vereinzelt gegeben habe, wenn Personen das Bad nicht verlassen wollten.
In Nürtingen blickt man auf eine gute Saison ohne Unfälle zurück. Allerdings sei die Zahl der Besucher mit rund 144 000 niedriger gewesen als sonst, teilt Christoph Ballhaus von den Nürtinger Stadtwerken mit. Zudem sei der Umgang unter den Badegästen schwieriger geworden. Dank des Einsatzes von zusätzlichen Sicherheitskräften an Brennpunkttagen sei die Saison bislang aber ohne Anzeigen und Hausverbote verlaufen.
Auch ins Höhenfreibad Neuffen kamen weniger Badegäste: Mit nur rund 17 700 sogar erheblich weniger als im vergangenen Jahr, in dem laut Yvonne Dolde von der Neuffener Kämmerei mit rund 36 500 ähnlich viele Besucher gezählt wurden wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Dafür gab es hier zwei größere Auseinandersetzungen, und damit zwei mehr als im Vorjahr. Zudem habe man mit Personalengpässen zu kämpfen gehabt.
In Denkendorf lagen die Besucherzahlen mit 90 000 ebenfalls unter Vorjahresniveau, wenn auch nur leicht. Dennoch zeigt man sich zufrieden mit der Saison.

Info: Für das Neckarfreibad in Esslingen haben die Stadtwerke die Saison bis zum 15. September verlängert. Wernau, Reichenbach und Denkendorf haben am vergangenen Sonntag ihre Pforten geschlossen. Das Nürtinger Freibad werde Mitte September seine Pforten schließen, teilen die örtlichen Stadtwerke mit. Das Kirchheimer Freibad schließt regulär am 17. September, auch das Höhenfreibad Neuffen soll dann schließen – sofern es bis dahin sonnig bleibt. In Deizisau endet die Freibadsaison grundsätzlich am letzten Sonntag im September, in diesem Jahr also am 24. September. 

meb / Foto: Roberto Bulgrin


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Hohe Strompreise machen der deutschen Wirtschaft zu schaffen, über einen staatlich subventionierten Industriestrompreis wird diskutiert. Macht ein solcher Sinn?

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Blicke in verborgene Winkel

Tag des offenen Denkmals am Sonntag – „ES funkelt“ am Samstag – Wein-Lounge auf dem Hafenmarkt

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September, rückt Esslingen unter dem Motto „Talent Monument“ historische Schätze ins Rampenlicht. Baudenkmale mit besonderen Eigenschaften werden präsentiert und sonst eher Verborgenes, Verstecktes, Verschlossenes der Öffentlichkeit vorgestellt. 71 Programmpunkte sind in einem 20 Seiten starken Heft zusammengestellt.
Kirchen, Plätze, Brücken, Häuser oder Straßenzüge mit historischem Flair: Esslingen geizt nicht mit geschichtsträchtigen Reizen. Am Denkmaltag sollen „die unterschiedlichen Talente seiner Kulturdenkmale“ gezeigt werden, sagt Baubürgermeister Hans-Georg Sigel. Zu erleben gibt es viel: Es stehen neun Stadtrundgänge vom Schwörhof bis hin zu aktuellen Zielen der Stadtplanung und 36 Objektführungen an. Das Landesamt für Denkmalpflege gibt Einblicke in seine Arbeit, fünf Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche runden den Tag ab.
1993 wurde der Aktionstag von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufen, Esslingen war bereits ein Jahr später mit am Start. In diesem Jahr liegt der Löwenanteil der Veranstaltungen zwar wieder auf dem Sonntag, doch schon am Samstag, 9. September, bringen Musiktalente den Chorraum der Franziskanerkirche zum Klingen. Das Glockenspielfestival startet ebenfalls am Samstag. Ergänzend zu den Kultur-Events gibt es am Samstag zudem die Einkaufsnacht „ES funkelt“ und vom 7. bis 11. September die Wein-Lounge auf dem Hafenmarkt.
Am Sonntag werden sich im Denkmalschutz Aktive auf dem Marktplatz vorstellen. Den ganzen Tag über werden Esslinger Bauhighlights präsentiert werden, erklären Hans-Georg Sigel und Mitorganisator Andreas Panter vom städtischen Baurechtsamt. Der Pliensauturm als „Turm mit Talent“, die Schelztorhalle als Zeugnis der Esslinger Architektur- und Sportgeschichte, die Synagoge, das Alte Rathaus, der ehemalige Speyrer Pfleghof und der Dicke Turm werden vorgestellt. Für 23 Programmpunkte ist eine digitale Anmeldung bei den jeweiligen Anbietern erforderlich. Wo die Tickets bestellt werden können, ist im Programmheft vermerkt. Ein Großteil der Eintrittskarten kann aber über die städtische Internetseite reserviert werden.
Viele ehrenamtliche Helfer tragen zum Gelingen der Veranstaltung bei. Sigel und Panter heben hervor, dass Esslingen zusammen mit Heidelberg, Baden-Baden und Freiburg eine der vier großen städtisch geprägten Gesamtanlagen in Baden-Württemberg besitze.
Eröffnet wird der Tag des offenen Denkmals in Esslingen am Sonntag um 11 Uhr auf dem Marktplatz, die ersten Führungen starten um 11.15 Uhr. Das Programmheft für Esslingen ist in den Bürgerbüros und in den Auslagestellen der Stadt erhältlich, ebenso beim Stadtmarketing am Marktplatz. Virtuell ist das Programm abrufbar unter www.esslingen.de/denkmaltag.
Auch andere Kommunen im Landkreis Esslingen sind beim Denkmaltag dabei (www.tag-des-offenen-denkmals.de/ unter „Karte und Liste“). Kirchheim etwa bietet Einblicke in die Kupferschmiede und in historische Dampftechnik an. Altbach stellt sein Altes Rathaus vor, Aichwald seine evangelische Pfarrkirche, Nürtingen die Türmerwohnung in der Stadtkirche.

Am Samstag, 9. September, wird bei „ES funkelt“ zum Sommerabend-Shopping in die illuminierte Esslinger Innenstadt eingeladen. Viele Geschäfte haben bis mindestens 22 Uhr geöffnet und bieten kreative Aktionen sowie besondere Angebote. Auf dem Marktplatz findet ein Lichtermarkt statt, entlang der Ritterstraße ein Nachtflohmarkt (von 16 bis 22 Uhr). Foodtrucks ergänzen das gastronomische Angebot der Stadt. An vier Standorten gibt es Live-Musik.

Die Wein-Lounge auf dem Hafenmarkt öffnet von Donnerstag bis Montag, 7. bis 11. September, ihre Pforten (jeweils 11 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag bis 24 Uhr). Wein und Wengerter (vor allem) aus der Region und die Weingeschichte bekommen hier eine Bühne. Wein gibt es an zehn Ständen, zudem eine Sekt- und zwei Cocktailbars sowie ein Speisenangebot. Täglich gibt es Mittagstisch, am Samstagabend eine „Aftershowparty“ mit den „Tune Brothers“. 

Beim Glockenspiel-Festival „Turm und Klang“ am Samstag und Sonntag, 9. und 10. September, bringen hochkarätige Carillonneure aus Belgien, Finnland und Deutschland die 29 Glocken im Turm des Alten Rathauses zum Klingen. Das Programm hat Ekaterina Porizko gemeinsam mit dem Kulturamt zusammengestellt, neben klassischen Werken von Bach, Händel und Mozart kommen auch Volkslieder, Schlager und sogar Rockmusik zu Gehör. Ein Highlight wird auch diesmal wieder das Abschlusskonzert am Sonntagabend sein. „Turm und Klang“ findet open air vor dem Alten Rathaus bei jedem Wetter statt. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei. Das Programm am Samstag: 16.30 Uhr Ekaterina Porizko, 17.30 Uhr Jo Haazen, 18.30 Uhr Galina Elschaeva; am Sonntag: 16.30 Uhr Leonhard Hell, 18.05 Uhr Jürgen Buchner, 19.05 Uhr Abschlusskonzert mit Ekaterina Somicheva (Sopran), Franziska Preisenberger (Vibrafon), Martin Roos, Sigrid Eicken, Eckhart Fischer (Alphorn-Trio), Ekaterina Porizko (Glockenspiel). Zum Tag des offenen Denkmals bietet Leonhard Hell am Sonntag (12.30, 14 und 14.45 Uhr) Führungen zum Spieltisch des Glockenspiels im Alten Rathaus an (Anmeldung: esslingen.de/denkmaltag). Mehr: www. turm-und-klang.esslingen.de.

sw/hin / Foto: Stadt Esslingen


Neue Sporthalle bietet neue Möglichkeiten

Für rund 14 Millionen Euro ist in Nellingen eine moderne Sportstätte entstanden – Die Farbe Gelb prägt das Gebäude

Noch wird vor der neuen Sporthalle 1 in den Nellinger Anlagen gearbeitet, noch im September beginnt dort aber der Betrieb. Dann ziehen unter anderem die Drittliga-Handballerinnen der Schwaben Hornets und der Sportzug des Otto-Hahn-Gymnasiums mit ihren Geräten von der alten Halle um in ihr neues Domizil. Nicht nur für die beiden Hauptnutzer bringt die Sporthalle, die rund 14 Millionen Euro gekostet hat, neue Möglichkeiten. Die Tribüne bietet 950 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz.
58 Meter in der Länge und 47 Meter in der Breite misst die neue Sporthalle, von der es einen direkten Zugang zum Stadion gibt. Durch die Fassade aus Polycarbonat und Holz ist das Gebäude ein echter Hingucker. Es sei das teuerste Einzelprojekt in der Geschichte der Stadt Ostfildern, hatte Oberbürgermeister Christof Bolay Ende 2020 vor dem Baubeginn erklärt. Dem Großprojekt gingen laut Peter Heinzmann, dem Leiter des Technischen Gebäudemanagements der Stadt, zehn Jahre Diskussion und Planung voraus. Einen Großteil der beantragten Zuschüsse habe die Stadt nicht bekommen. Dennoch habe man die Investition in die Vereinsarbeit und den Sportunterricht geschultert.
„Die neue Sporthalle ist für den Wettkampf wie für den Schulsport konzipiert“, sagt Heinzmann. Die Nutzer habe man in der Planungsphase eingebunden. Die Hornets haben ihr erstes Heimspiel der Saison und in der Halle am Samstag, 16. September, 20 Uhr, gegen die SG Schozach-Bottwartal. Auf ihrer Homepage sind sie voll des Lobes für die neue Spielstätte. Sie biete sehr viele Möglichkeiten für den Trainings- und Spielbetrieb. Die Einrichtung für die Bewirtung sei professionell, „was die Arbeit der Ehrenamtlichen enorm erleichtert“.
Für Peter Heinzmann war es besonders wichtig, dass die neue Halle möglichst allen Nutzerinnen und Nutzern gerecht wird. Das große Spielfeld ist für Handball, Basketball und Hallenfußball ebenso geeignet wie für das Geräteturnen oder für Badmintonspiele. Die Halle lässt sich flexibel in drei oder mehr Einheiten trennen. „Wir haben auch einen Multifunktionsraum, der für Rehasport-Angebote ebenso geeignet ist wie für sonstige Veranstaltungen.“ Ein besonderes Augenmerk haben die Planer auf den Schulsport gelegt. Das benachbarte Otto-Hahn-Gymnasium stellt mit seinem Sportzug besondere Anforderungen. Im Regieraum neben der Halle ist Platz für Besprechungen der Lehrkräfte oder für den theoretischen Unterricht.
Über eine Rampe lässt sich das Gebäude auch für Rollstuhlfahrer, für Eltern mit Kinderwagen und für gehbehinderte Menschen mit Rollatoren erreichen. Die beiden Ebenen sind über einen Aufzug verbunden. Es gibt zwei Umkleidekabinen, die komplett barrierefrei sind. Für sehbehinderte Sportler und Besucher gibt es Markierungen. ­Eltern finden in einer der Kabinen einen Wickeltisch. Das Farbkonzept mit dem warmen Gelbton zieht sich durch das gesamte Gebäude. An der Holzwand beim Stadion sind Nistkästen für Fledermäuse angebracht, die auf dem Areal leben.
Die Halle liegt neben der Geschäftsstelle des TV Nellingen und nur wenige Gehminuten vom Hallenbad entfernt. Wie die anderen Gebäude in der Umgebung ist auch die neue Sporthalle 1 an dessen Nahwärmenetz angeschlossen. Durch Fenster an der Decke strömt Tageslicht in die Halle.
Wenn die Schulen und Vereine ihren Umzug geschafft haben, wird die marode alte Sporthalle 1 abgerissen. Auf der Fläche wird der Erweiterungsbau der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule entstehen.
Die offizielle Eröffnung der neuen Halle ist am 7. Oktober. Umrahmt wird sie durch die Handballspiele der Hornets und der Männer von der HSG Ostfildern.

eli / Foto: Ines Rudel


Wieder ein Schmuckstück

Außensanierung des Köngener Schlosses ist abgeschlossen – Für die Gemeinde ist die Immobilie kein „Drauflegegeschäft“

Das Gerüst ist weg, das denkmalgeschützte Köngener Schloss, dessen Wurzeln bis ins 14. Jahrhundert reichen, erstrahlt von außen in neuem Glanz. Die erneute Sanierung von Außenfassade und Dach war nötig geworden, da der Zahn der Zeit stärker als erwartet an der historischen Substanz nagte. So fielen etwa immer wieder alte Biberschwanzziegel, mit denen das Gebäude zwar erst vor 24 Jahren eingedeckt worden war, die aber ihrerseits schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hatten, in den Schlosshof. Um das historische Gesamtbild zu erhalten, hatte sich die Kommune bei der ersten Sanierung, die 2007 abgeschlossen wurde, für die älteren Ziegel entschieden. Um die Sicherheit in dem vielseitig genutzten Gebäude zu gewährleisten, musste nun das Dach des Köngener Wahrzeichens neu gedeckt werden. In diesem Zuge wurde auch die Außenfassade mit teils verwitterten Holzteilen und Klappläden aus Holz erneuert. Eigentlich sollten die Arbeiten bis Ende November 2022 fertig sein, nun hat es etwas länger gedauert. Im Schloss selbst wird allerdings noch eine Weile gewerkelt: Zurzeit wird die Heizung erneuert, die Baukosten dafür liegen bei rund 215 000 Euro.
Für die Außenarbeiten an dem einstigen Wasserschloss, das im 19. Jahrhundert zum klassizistischen Landschloss mit zwei Flügeln umgebaut wurde, musste die Kommune 430 000 Euro berappen. 200 000 Euro davon steuerte die Ehmann-Stiftung mit Sitz im schweizerischen Savognin bei, deren Gründer Kurt Ehmann lange in Köngen ein Unternehmen hatte. „Wir freuen uns, dass wir die 200 000 Euro geben durften“, sagt Köngens Alt-Bürgermeister Hans Weil, der im Stiftungsrat der Ehmann-Stiftung sitzt. Er betont aber auch, dass das Schloss kein „Drauflegegeschäft“ für die Kommune sei: „Das Schloss ist auch eine Immobilie, die der Gemeinde einiges an Einnahmen verschafft. Und in eine Immobilie muss man eben auch investieren.“
So hat dort mit der Unternehmensberatung Staufen seit vielen Jahren ein finanzstarker Gewerbesteuerzahler seinen Sitz. Daneben bespielt der örtliche Jazz-Club die Räume mit hochkarätigen Konzerten, außerdem vermietet die Gemeinde Räume wie den Schlosskeller, die alte Kapelle oder den beeindruckenden Rittersaal für private und öffentliche Veranstaltungen. Das Schloss schreibe jedes Jahr eine dicke schwarze Null, ruft Weil in Erinnerung: „So was muss man bei einem Kulturdenkmal dieser Güte lange suchen.“
Das Schloss begleitete den ehemaligen Köngener Schultes, bei dem von 1982 bis 2014 die Fäden im Rathaus zusammenliefen, praktisch über seine gesamte Amtszeit. Weil musste zunächst gegen große Widerstände innerhalb der Gemeinde kämpfen – nur wenige sahen großen Sinn darin, Geld in das damals völlig marode Schloss zu stecken. Von 1996 bis 2007 wurde das Gebäude schließlich für rund 15 Millionen Euro aufwendig saniert.

kd / Foto: Kerstin Dannath


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Startschuss für Neckaruferpark

Im Herbst sollen die Arbeiten für den Grünstreifen in Esslingen beginnen – Aber nicht alle Pläne werden umgesetzt

Es ist nur ein schmales grünes Handtuch, das am Esslinger Neckarufer ausgerollt werden soll. Dennoch hat es mehr als zwei Jahrzehnte gedauert, bis der Neckaruferpark zwischen Pliensauturm und Roßneckarkanal in greifbare Nähe rückt. Jetzt sind die Arbeiten für die kleine grüne Oase zwischen Bahngleisen und Neckar vergeben worden – im Herbst soll der Bau beginnen.
Das neue Erholungsgebiet am Fluss soll aus verschiedenen Elementen bestehen. So ist auf Höhe der Bahnhofsunterführung ein sogenannter Stadtbalkon geplant, also eine Art Terrasse, die ein Stück über den Neckar ragt und Platz für Sitzgelegenheiten, Gastronomie oder Veranstaltungen bietet. An einem Naturufer soll der Neckar naturnäher gestaltet und für Besucher erlebbar werden. Von einem Steg aus kann das Ufer dort künftig auch von oben betrachtet werden. Am Hechtkopf, wo der Roßneckarkanal in den Neckar fließt, ist mit einem Kiesstrand ein direkter Zugang zum Fluss geplant.
Vorerst nicht umgesetzt wird hingegen das sogenannte Neckarplateau. Dieses war in der Mitte des Parks geplant. Dort sollten Terrassen entstehen, auf denen gesportelt und gespielt werden könnte. Doch angesichts der Marktlage ist laut der Stadtverwaltung mit erheblichen Kostensteigerungen für die Entsorgung von Altlasten in diesem Bereich zu rechnen.
Um die Vergabe der Arbeiten und damit auch die Zusagen für die Fördergelder nicht zu gefährden, habe man den Bau des Neckarplateaus zurückgestellt. Denn wäre es wie geplant umgesetzt worden, hätte das laut Stadt den Kostenrahmen gesprengt – und ganz generell kaum kalkulierbare finanzielle Risiken mit sich gebracht. Das wäre heikel, schließlich kann sich die Stadt das Projekt ohnehin nur wegen der hohen Zuschüsse leisten. Für das rund 9,5 Millionen Euro teure Vorhaben rechnet man im Rathaus mit Fördergeldern in Höhe von sechs Millionen Euro. Die gibt es aber nur, wenn der Park bis Ende 2025 fertiggestellt ist.
Ganz wegfallen soll das Plateau aber nicht. Die Freitreppe etwa komme auf jeden Fall, betonte Michael Högel, Leiter der für die Planung zuständigen Abteilung im Grünflächenamt. Aber die bisherige Planung müsse überarbeitet werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2024 werde man neue Entwürfe vorstellen. Auch die Umgestaltung des Neckarufers am Pliensauturm muss warten. Dort soll die Erde abgetragen werden, damit der Rad- und Fußweg künftig direkt am Neckar entlangführen kann. Doch das soll erst im Zuge der geplanten Sanierung eines Teils der Brücke in Angriff genommen werden.
Ursprünglich war auch eine Trasse für den Radschnellweg durch den Neckaruferpark vorgesehen. Doch als Ende 2022 klar geworden sei, dass dieser nun südlich des Neckars verlaufen soll, habe man kurzfristig einen regulären Rad- und Fußweg in die Pläne für das Erholungsgebiet eingearbeitet, heißt es aus dem Rathaus. Das begrüßt die SPD-Fraktion im Gemeinderat: „Wir freuen uns, dass es statt des Radschnellwegs einen normalen Rad- und Fußweg im Neckaruferpark geben wird“, betonte SPD-Rätin Heidi Bär im Ausschuss für Technik und Umwelt. Ihr Ratskollege Andreas Fritz (Grüne) zeigte sich zufrieden, dass das Projekt endlich umgesetzt werden soll: „Viele Menschen warten mit Spannung auf dieses kleine, aber feine grüne Handtuch.“
Auch die anderen Ratsfraktionen begrüßten den Startschuss für das langersehnte Projekt. Allerdings zeigten sich einige skeptisch, ob der gemeinsame Fuß- und Radweg die richtige Lösung ist. Zwar soll der Bereich für Fußgänger sowohl farblich als auch vom Material her vom Radweg abgesetzt werden, dennoch hätten sich die Freien Wähler eine getrennte Führung von Fußgängern und Radfahrern gewünscht, um Konflikte zu vermeiden.
Der Neckaruferpark soll vor allem für die Bewohnerinnen und Bewohner der dicht bebauten Weststadt als Erholungsgebiet dienen. Für die Stadt soll es auch ein Projekt mit Blick auf Klimawandel und Artenschutz sein.

meb / Foto: Roberto Bulgrin


Großer Bahnhof fürs Denkmal

Der Plochinger Bahnhof war schon bei seiner Erbauung ein prächtiges Gebäude

Wer im Wartesaal des Plochinger Bahnhofes den Blick nach oben hebt, erlebt eine Überraschung. Dunkle Holz­vertäfelungen, mit goldenen Jugendstil-Ornamenten bemalt, schauen aus fünf Metern Höhe herunter und scheinen mitzuteilen: Das ist kein gewöhnlicher Bahnhof! Zu Recht: Plochingen ist nicht nur heute der wichtigste Bahnknotenpunkt im Kreis Esslingen, es hatte schon Ende des 19. Jahrhunderts einen Umsteigebahnhof, in dem täglich mehr als 100 Züge verkehrten. Damit dieser sich angesichts der fortschreitenden Industrialisierung vergrößern konnte, wurde er vom ursprünglichen Standort – ungefähr dort, wo heute die Esslinger in die Neckarstraße einmündet – weiter an den Stadtrand verlegt und mit großzügigem Empfangsgebäude geplant. Dessen imposanter nördlicher Kopfbau erinnere „eher an ein württembergisches Rathaus oder einen herrschaftlichen Bau der frühen Neuzeit als an ein Bahnhofsgebäude“, schreibt Karsten Preßler vom Landesdenkmalamt, der dem bis 2021 sanierten Bahnhof einen Artikel in der Zeitschrift „Denkmalpflege in Baden-Württemberg“ gewidmet hat.
Mit seinen fast 100 Metern Länge ist das Plochinger Bahnhofsgebäude, zusammen mit denen in Bad Cannstatt und Stuttgart, eines der größten in der Region. Das sagt Nikolaus Hebding, regionaler Bahnhofsmanager der Deutschen Bahn und für 93 Bahnhöfe zuständig. Die gilt es zu sanieren, modernisieren oder in Schuss zu halten – eine Aufgabe, die so vielfältig ist wie die Stile und die Funktion der Stationen. In Plochingen war das Kunststück, „moderne Technik und Brandschutz mit dem Denkmalschutz zu kombinieren“. Darauf ist Hebding stolz: einerseits ein modernes, funktionales Gebäude mit WLAN, Zeitschriften- und Buchhandlung, Bäckereicafé, Gaststätte, Imbiss und neuerdings einem kleinen Supermarkt. Nicht zu vergessen der Fotofix-Automat, der auch heute noch eine Attraktion ist. Auf der anderen Seite viele Spuren der alten Pracht, wieder in Szene gesetzt. Zu verdanken ist die hochwertige Sanierung der Coronapandemie: Dank des „Sofortprogramms für attraktive Bahnhöfe“ konnte das Vorhaben angepackt werden.
Das Erscheinungsbild dieses Bahnhofs wurde entscheidend von Theodor Fischer geprägt: Der Architekt und Stadtplaner gilt als geistiger Vater der Stuttgarter Schule, die sich von Historismus und Jugendstil wegbewegte und verstärkt Elemente der regionalen Bautradition einbrachte. Dieser „Heimatschutzstil“ schlug sich in der Gestaltung des Bahnhofsgebäudes nieder. Auch Details wie Sprossenfenster, Klappläden und Natursteingliederung der Fassade stehen in der Handwerkstradition. Die Fassade rückt dank der jetzt helleren, der ursprünglichen nachempfundenen Farbe, wieder in den Blick. Die Sandsteine wurden gereinigt und restauriert, die Klappläden ausgetauscht gegen authentischere, die Dächer neu gedeckt.
Bei den Sprossenfenstern wurde getrickst, um die Optik mit den Brandschutzvorgaben zu versöhnen. Im Gebäudeinneren ist der lange Gang des bahnhofstypischen Pavillonsystems wieder komplett geöffnet. „Da haben wir die Grundstruktur wieder hergestellt“, sagt Nikolaus Hebding über die „Wandelhalle“. Dass Sitzplätze zu finden sind, ist wie die moderne Beleuchtung, ein Kompromiss.
Auch die Überdachungen der Bahnsteige mit ihren genieteten Stahlsäulen und -trägern sind denkmalgeschützt, ebenso die gewölbte Unterführung – eine absolute Seltenheit. Wenn demnächst die Außenanlagen des Bahnhofs barrierefrei umgebaut und modernisiert werden, gilt es wieder, den Spagat zwischen Historischem und aktuellen Anforderungen zu meistern.

aia / Foto: Karin Ait Atmane


Pflücken ist Vertrauenssache

Auf Selbstbedienungsfeldern im Kreis kommt es immer wieder zu Diebstählen – Für Landwirte ist das doppelt ärgerlich

Sie schaffen Abhilfe bei vergessenen Hochzeits- oder Geburtstagen, erfreuen Autofahrerinnen und Autofahrer und eignen sich sogar für einen kleinen Sonntagsausflug: Schnittblumenfelder zum Selbstpflücken. Neu sind sie nicht mehr. Mehr als 25 Jahre sind vergangen, seit die ersten Beete angelegt wurden. Auch im Kreis Esslingen gibt es einige. Weil die Felder außerhalb von Siedlungen liegen und meist unbewacht sind, sind sie aber auch beliebtes Ziel für Diebe. Bereits vor vier Jahren war das Thema in den Schlagzeilen, weil es eine regelrechte Serie an Diebstählen auf Blumenfeldern in der Region gab – unter anderem wurden damals auf den Fildern Verkaufsstellen geplündert. Die Konsequenz: Überwachungskameras. Doch hat sich etwas verändert?
Joachim Mack, der zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Selbstbedienungsgärten auf der Filderebene betreibt, hat die Überwachung mit Kameras ausprobiert. Doch die haben einen Haken: „Man kann nur erkennen, dass die Leute etwas reinwerfen, aber nicht genau was.“ Ein anderer Landwirt aus der Region berichtet von Hosenknöpfen und ausländischer Währung, die zwei- bis dreimal im Monat in seiner Kasse liegen. Über eine Kamera hat er nachgedacht, sich aber dagegen entschieden, weil er weiter Vertrauen in seine Kundschaft haben möchte.
Pfingstrosen, Flieder, Sonnenblumen, Herbstchrysanthemen und viele Blumenarten mehr blühen auf drei Feldern der Macks – zu Beginn bestellte die Familie noch mehr von den jeweils rund 1500 Quadratmeter großen Äckern. Doch sie mussten Felder aufgeben. Der Grund spiegele die Veränderung der vergangenen Jahre wider, sagt Mack. Seit 1995 bietet er die Blumenbeete an – seitdem habe sich vor allem das Bezahlverhalten der Kunden verändert: „Die Zahlungsmoral nimmt seit der Einführung des Euro ab.“ Dabei sind die selbstgepflückten Blumen durch das Einsparen von Verkaufspersonal oft günstiger als Tulpen und Co. im niedergelassenen Blumenhandel – pro Blume zahlt man direkt vom Feld meist zwischen 50 und 80 Cent.
Auch professionelle Langfinger zieht diese potenzielle Gewinnspanne an: „Es ist besonders dreist, aber manchmal passiert es, dass Wiederverkäuferinnen und -verkäufer ganze Felder leerräumen, sich ohne Bezahlung aus dem Staub machen und Profit für sich rausschlagen“, berichtet Dieter Bär, der 30 Felder im Bodenseeraum besitzt und Interessierte berät, die ins Geschäft einsteigen wollen. Was gegen diese Art von Kriminalität helfe, sei eine gut sichtbare Lage der Felder neben einer größeren Straße und in Stadtnähe.
Ein derart großer Verlust sei auf seinen Feldern nicht vorgekommen, berichtet Mack. Bei einem anderen Landwirt aus der Region ist es vorgekommen, dass die Kasse aufgebrochen und ein hoher Geldbetrag entwendet wurde. Zur Anzeige hat der Landwirt den Vorfall nicht gebracht, weil er damit leben müsse, wie er sagt. Ein Sprecher der Polizei bestätigt dies: „Diese Art von Diebstählen wird selten zur Anzeige gebracht.“
Generell profitiere sein Geschäft davon, dass er die meisten seiner Kundinnen und Kunden persönlich kenne, sagt der Landwirt: „Die möchten mir ja noch in die Augen schauen.“ Außerdem habe er das Gefühl, dass die Leute diesen „unabhängigen Verkauf“ schätzten. Vor allem während der Coronapandemie seien die Leute froh gewesen, kontaktlos frische Blumen zu bekommen. Seit dem Vorfall vor ein paar Jahren leert er die Kasse jeden Abend.
Auch Joachim Mack nimmt jeden Abend den Tagesumsatz mit. Dieser variiere stark: „Manchmal nichts, manchmal bis zu 150 Euro“, sagt er. Damit, dass es Kundinnen und Kunden gebe, die mal ein paar Blumen mitnehmen, ohne Geld in die Kasse zu werfen, müsse man rechnen. Das Geschäft beruhe auf Vertrauen. Für die Anbaubetriebe ist das aber nicht nur wegen der finanziellen Verluste ärgerlich, die Pflanz- und Pflegearbeit für die Blumenacker sei nicht ohne. Auch wenn sich die farbenfrohen Blüten erst in den wärmeren Monaten zeigen, bescheren sie das ganze Jahr über jede Menge Arbeit: Familie Mack arbeitet jede Woche mindestens einen Tag auf ihren Feldern.

sbr / Foto: Ines Rudel