Nach mehr als zwei Jahren Leerstand soll das Hotel am Neckar Forum im nächsten Sommer wieder eröffnet werden

Zuletzt war man sich in Esslingen nicht mehr sicher. Angesichts des langen Leerstands fragte manch einer hinter vorgehaltener Hand, ob überhaupt wieder Leben in das ehemalige Hotel Park Consul einziehen würde. Die Zweifel dürften nun obsolet sein: Stadt und Pächter haben vergangene Woche Vollzug gemeldet. Der Pachtvertrag sei unterschrieben, die Wiedereröffnung der Unterkunft neben dem Neckar Forum für spätestens nächsten Sommer anvisiert.
Das Konzept soll sich nicht grundlegend ändern. Die Leonardo-Hotelgruppe als neuer Pächter will auch künftig einen Schwerpunkt auf Geschäftsreisende, Tagungsgäste und Veranstaltungsbesucher legen – allein schon wegen der Nähe zum Kongresszentrum Neckar Forum. Aber auch für den Freizeittourismus will man attraktiv sein und unter anderem mit guter Gastronomie und modernen Wellnessangeboten punkten. Die kurzen Wege in die Esslinger Altstadt sollen ihr Übriges tun, um Kurzurlauber von einem Aufenthalt im „Leonardo Esslingen“ zu überzeugen.
Zudem soll die Kooperation zwischen Stadt und Pächter intensiviert werden. Man will Veranstaltungen und Übernachtungen verstärkt gemeinsam vermarkten und sich gegenseitig zu neuen Kunden verhelfen. „So war es immer schon gedacht, aber in den vergangenen Jahren hat dieses Prinzip etwas gelitten“, sagt der Erste Bürgermeister Ingo Rust, der auch für die städtische Veranstaltungsgesellschaft Esslingen live zuständig ist. „Wir halten das Hotel an diesem Standort für einen wichtigen Wirtschaftsfaktor.“
Die Wiedereröffnung nach dem Zuschlag für die Leonardo-Gruppe als künftiger Pächter sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, so Rust. Dass es so lange dauerte, bis der Pachtvertrag unterzeichnet wurde, habe schlicht daran gelegen, dass man möglichst viel im Vorfeld klären wollte. Die Stadt habe aus der Erfahrung gelernt und bei der Leonardo-Gruppe offene Türen eingerannt mit dem Bestreben, bis ins kleinste Detail festzulegen, wie die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen soll. Dabei ist ein dickes Vertragswerk entstanden, das die nächsten 20 Jahre gelten soll.
Jan Heringa, der bei der Leonardo-Hotelgruppe vor allem für die Themen Weiterentwicklung und Innovation zuständig ist, zeigt sich begeistert von dem Standort in Esslingen. Es sei das erste Haus seines Unternehmens in der Region Stuttgart und eins der wenigen in Baden-Württemberg. Nun gelte es aber erst einmal, das Hotel auf Vordermann zu bringen. „Das Haus ist 17 Jahre alt, wir werden es jetzt ins Jahr 2023 katapultieren“, so Heringa. So wolle man etwa die Teppichböden in den Fluren durch nachhaltige Vinylböden ersetzen, statt Badewannen lieber Duschen einbauen und Restaurant, Dachterrasse sowie Wellnessbereich modernisieren. Zudem werde die IT auf den neusten Stand gebracht. Rund drei Millionen Euro will die Hotelkette in die Modernisierung des Hauses mit 150 Zimmern und rund 340 Betten investieren.
Auch die Stadt lässt sich den Neustart der zentralen Unterkunft etwas kosten. Rund 2,5 Millionen Euro werden in das Gebäude investiert, unter anderem in die Technik und den Brandschutz. Allerdings fällt darunter auch die Summe von rund 900 000 Euro für den Einbau einer Klimaanlage für die Zimmer zum Neckar Forum hin, die von Leonardo-Hotels zum großen Teil über die Pacht finanziert wird. Auch wegen des langen Leerstands muss die Stadt tiefer in die Taschen greifen. Schließlich kostet sie die Kontrolle und Instandhaltung des Gebäudes zwischen 20 000 und 25 000 Euro im Monat. Bis zur Eröffnung wird man im Rathaus diesen Posten weiter einkalkulieren müssen.
Trotz Corona und der Konsumzurückhaltung angesichts der Energiekrise macht sich Jan Heringa keine Gedanken über eine mangelnde Auslastung des Esslinger Hotels. „In den vergangenen Monaten haben wir ein wahnsinniges Geschäft gemacht“, berichtet er über die Hotelgruppe.
meb / Foto: Ines Rudel