Wernauer Vereine streiten um den Namen des neuen Sportvereins – Vom Zusammenschluss würden alle profitieren

Der Turn- und Sportverein Wernau (TSV) und die Wernauer Sportfreunde (WSF) könnten den Weg für einen neuen Sportpark ebnen. Dafür müssen sie sich zusammenschließen. Doch die Fronten sind verhärtet. Durch eine Verschmelzung mit dem Handballclub (HCW) und dem Tennisclub (TCW) könnten TSV und WSF den Grundstein für einen modernen Sportpark im Neckartal legen, ähnlich dem in Esslingen-Weil. Alle würden profitieren. Nur eines hat sich zu einem echten Problem hochgeschaukelt: der Name.
Wenn man so will, geht es um einen Buchstaben. Soll der neue Großverein TSV oder SV Wernau heißen? Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Eine Mediation, vom Gemeinderat angestoßen, blieb erfolglos. Die Vertreter des TSV beendeten den Prozess, weil die WSF Angebote komplett ignorierten. „Es hieß nur: TSV, der Name geht gar nicht“, sagt TSV-Vorsitzender Manfred Leutz.
Nun steht einiges auf dem Spiel. Seit 2015 arbeiten die vier Vereine am Projekt Sportpark Neckartal. Dort sollen die bestehenden Anlagen der WSF und des TC saniert und umstrukturiert werden. Außerdem sollen ein neuer Kunstrasenplatz sowie eine Kaltsporthalle errichtet werden. Für jeden der vier Vereine würden die Trainingsbedingungen besser. Auch der Gemeinderat hat dem Kostenrahmen, der aktuell 7,5 Millionen Euro beträgt, zugestimmt: Unter der Voraussetzung, dass die vier Clubs zu einem verschmelzen.
Dass sie für die Sache ihre Namen aufgeben, war den Beteiligten klar. So einigten sie sich Anfang 2020 darauf, sich als TSV zusammenzuschließen, dem mit 2000 Mitgliedern größten Verein der Stadt. Kurzzeitig war alles in trockenen Tüchern. Dann wählten die Sportfreunde einen neuen Vorstand, für den eine Übernahme inakzeptabel ist – bis heute. Das Hauptargument, das die WSF ins Feld führen: „Bliebe es bei TSV, würden die anderen drei Wernauer Sportvereine nur geschluckt und vom Erdboden verschwinden, während der TSV sich alles einverleibt“, sagt der Pressebeauftragte der Sportfreunde, Hagen Stegmüller. Die WSF sind der Meinung, dass durch den Zusammenschluss der Vereine etwas Neues entstehen sollte – mit neuem Namen. Das sei bei 99 Prozent der Fusionen in der Region der Fall, zum Beispiel als sich 1999 die TSF und der VfL Post zur SV 1845 Esslingen zusammenschlossen. „Uns leuchtet nicht ein, warum diese Gesetzmäßigkeit in Wernau außer Kraft gesetzt sein sollte“, sagt Stegmüller.
Beim TSV sorgt dies für Unverständnis. „Wir sind sehr verärgert, dass man so ein Projekt über den Haufen wirft“, sagt Leutz. Der TSV sei bereits viele Kompromisse eingegangen. Wenn der Zusammenschluss und das Projekt Sportpark zustande käme, würde der größte Wernauer Verein seine sportliche Heimat auf dem Kehlenberg aufgeben. Das TSV-Gelände würde an die Stadt verkauft und der Erlös, der auf mehr als eine Million Euro geschätzt wird, in den Sportpark fließen. Müsste der Verein zusätzlich seinen Namen aufgeben, wäre das zu viel, erklärt Leutz. „Wir können uns ja nicht komplett nackt machen.“ Die Stimmung im Verein sei eindeutig: Die Mitgliederversammlung würde einer Namensänderung nicht zustimmen, sagt Leutz.
Und was sagen die anderen beiden Vereine? TC-Vorstand Klaus Hummel teilt mit, dass die Tennisspieler nach wie vor zur Fusion stehen. Es wäre „wirklich schade“, wenn der Sportpark nicht realisiert würde. Dass der Verein in den TSV eingegliedert wird und seinen Namen verliert, da sei der TC „leidenschaftslos“. Auch der Vorstand der Handballer Markus Mangold bedauert die Situation. Beim HC, der sich einst von den WSF abspaltete, seien die Meinungen zwar verschieden. Aber: „Wenn die beiden Vereine sich einigen, sind wir bei allem dabei.“
Dass die Entscheidung drängt, machte Wernaus Bürgermeister Armin Elbl unlängst deutlich. Es gebe zwar kein Ultimatum, aber die Geduld im Gemeinderat schwinde. Aus seiner Sicht „muss bis zum Jahresende eine Einigung her“. Das für den Sportpark vorgesehene Geld könne die Stadt auch an anderer Stelle gebrauchen.
dcb / Foto: Ines Rudel