Gemeinderat will mit einem Lärmaktionsplan die Lebensqualität erhöhen – Neuer Kreisverkehr und Blitzer im Gespräch

Der Lärmaktionsplan für Reichenbach ist beschlossene Sache. Die Gemeinde hofft, auf dieser Basis Tempolimits und vielleicht auch einen weiteren Kreisverkehr genehmigt zu bekommen. Im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat bereits die Entwurfsfassung für den Lärmaktionsplan beschlossen. Inzwischen wurde diese öffentlich ausgelegt, Träger öffentlicher Belange haben sich geäußert, eine Informationsveranstaltung fand statt. Vor Kurzem fasste nun der Gemeinderat den Satzungsbeschluss, in der Hoffnung, dass der Plan kein „Papiertiger“ bleiben möge. Denn mit ihm sind noch keine Maßnahmen beschlossen – sie müssen zunächst beantragt, genehmigt und finanziert werden. Geht es um Straßen, die von weniger als drei Millionen Fahrzeugen im Jahr beziehungsweise 8200 Fahrzeugen pro Tag befahren werden, kann die Straßenverkehrsbehörde nach Ermessen entscheiden.
Das betrifft einen Teil der Maßnahmen, die in Reichenbach zur Debatte stehen. Mehr Verkehr hat zwar die B 10, dort wurden aber bereits ein lärmmindernder Belag aufgebracht und eine Lärmschutzwand installiert. Dennoch haben die Bürgermeister von Reichenbach, Plochingen und Ebersbach kürzlich gefordert, dass auf der Bundesstraße im Bereich ihrer Gemeinden nur noch mit Tempo 80 gefahren werden darf.
Auf mehr als 8200 Fahrzeuge täglich kommt außerdem die Ortsdurchfahrt Stuttgarter Straße. Auch Ulmer und Blumenstraße erreichen in einigen Abschnitten solche Zahlen. Insgesamt sind in Reichenbach mehrere Hundert Einwohner von Lärmpegeln betroffen, die als Gesundheitsrisiko gesehen werden.
Der Lärmaktionsplan schlägt auf verschiedenen Abschnitten der Stuttgarter und der Ulmer Straße sowie der Schiller- und der Blumenstraße ganztägig Tempo 30 vor. Aufsummiert geht es dabei um mehr als zwei Kilometer Strecke. Die Voraussetzungen für Tempo 30 seien zumindest auf einigen Streckenabschnitten gegeben, meinte Dominik Wörn vom beauftragten Büro BS Ingenieure. Mit dem Tempolimit erreiche man eine Lärmreduzierung um zwei bis drei Dezibel, so der Fachmann, das werde ähnlich empfunden wie eine Halbierung des Verkehrs. Der Busverkehr werde davon nur unwesentlich ausgebremst. Damit es tatsächlich eingehalten wird, setzt sich die Gemeinde zudem für verstärkte Verkehrskontrollen ein.
Wo ohnehin Straßenbaumaßnahmen stattfinden, soll geprüft werden, ob ein lärmmindernder Asphalt in Frage kommt. Außerdem hätte die Gemeinde gern einen Mini-Kreisverkehr an Ulmer Straße/Blumenstraße. Davon erhofft man sich einen besseren Verkehrsfluss. Das Regierungspräsidium sieht das anders: es könne sogar zusätzlicher Lärm entstehen, wenn etwa Lastwagen den Innenbereich eines Mini-Kreisels überfahren.
Der Lärmaktionsplan fordert auch stärkere Verkehrskontrollen im Ort. Bisher sind in Reichenbach regelmäßig mobile Tafeln, die das Tempo anzeigen, im Einsatz; Blitzersäulen befindet sich außerdem in der Schorndorfer Straße und der Paulinenstraße. Nun soll eine weitere stationäre Anlage im Bereich des Albrecht-Teichmann-Stifts dazukommen.
Text/Foto: Karin Ait Atmane